Matthäus 27,3-5 verrechnet

Mt 27,3

3 Als nun Judas, der ihn überliefert hatte, sah, dass er verurteilt wurde, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und den Ältesten zurück

Judas hatte also nicht mit einer Verurteilung von Jesus gerechnet.

Er hatte entweder erwartet, dass Jesus irgendein Wunder macht oder sich dem Hohen Rat sonstwie offenbart. Dass er davonschwebt oder sein Reich in Kraft und Herrlichkeit entstehen lässt oder alle Ältesten tot umfallen lässt oder so etwas.

Oder er hatte erwartet, dass Jesus zugibt, dass er nicht der Messias ist. Offiziell, vor der Anklagebehörde. Dann hätte man Jesus auch nicht mehr verurteilen können, und das Problem „Jesus“ wäre für den Hohen Rat vom Tisch gewesen, und Judas und alle anderen hätten gewusst, wo sie dran sind.

Aber dass Jesus gar nichts macht, damit hatte Judas nicht gerechnet.

Dass Jesus verurteilt wird, weil er sich nicht verteidigt und nicht rechtfertigt, das hatte Judas nicht auf dem Schirm.

Das war auch, wie wir sehen, nicht in seinem Sinn. Jesus war eben doch ein Großer, er hatte Kranke geheilt und Dämonen ausgetrieben und beeindruckend geredet und imponierende Wunder vollbracht. Und diese Dinge waren ja alle auch moralisch gut gewesen. Jesus hatte niemandem geschadet. Eine Verurteilung Jesu wäre ungerecht gewesen, das war auch Judas klar.

Schuld loswerden

Mt 27,4

4 und sagte: Ich habe gesündigt, denn ich habe schuldloses Blut überliefert. Sie aber sagten: Was geht das uns an? Sieh du zu!

Judas will irgendwie seine Schuld loswerden. Die einzige Möglichkeit dazu ist aber, dass er zu den Ältesten geht, ihnen das Geld zurückgibt, sie von der Unschuld Jesu überzeugt und diese den Jesus dann freilassen.

Dass die Ältesten irgendwie vor der Sünde zurückschrecken, wenn Judas die Sache als Sünde darstellt.Kostet mehr als 30 Silberlinge

Naja, vielleicht hätte es auch funktioniert, wenn er ihnen das Geld zurückbringt und ihnen von der Unschuld Jesu erzählt. Der Rest wäre dann irgendwie in der Verantwortung der Ältesten gewesen.

Aber die Ältesten nahmen das Geld nicht, weil sie sehr wohl verstanden, dass dann der schwarze Peter bei ihnen gewesen wäre.

Und damit hatte Judas vermutlich auch nicht gerechnet: dass die Priester ihn so hängen ließen. Dass die nicht wenigstens das Geld zurück nahmen und sagten „wir beten für dich, dass Gott dir deine Schuld vergibt“ oder irgend so etwas.

Lernziele

Judas hatte gewisse Vorstellungen, wie Jesus sich verhalten würde.

Des Judas Einschätzung war falsch.

Ihre wahrscheinlich auch.

Wenn Sie meinen, sie wüssten, wie Gott denkt, dann irren Sie sich mit Sicherheit.

Wenn Sie denken, Sie können voraussehen, wie Gott handeln wird, dann denken Sie vermutlich immer falsch.

Denn Gott hat viel mehr Möglichkeiten als wir Menschen, und er hat viel größere Ziele als wir.

Judas hat den Jesus nicht gefragt, was der wohl machen würde, wenn er in die Hände des Hohen Rates fallen würde.

Wiederholen Sie diesen Fehler nicht.

Fragen Sie Gott, was er sich denkt und was er sich vorstellt.

Oder seien Sie offen für alles, für wirklich alles.

Und dann gibt es ja noch die Leute, die immer wissen, was Gott als nächstes tun muss. Um irgendein Problem zu lösen.

Diese Leute werden oft enttäuscht.

Obwohl sie natürlich irgendein Bibelwort haben, das sie zitieren können und aus dem der Wille Gottes ja ganz klar hervorgeht.

Judas kannte sicher auch viele Bibelworte.

Aber Gott kannte mehr. Und andere. Vielleicht welche aus Jesaja 53.

Nicht der Einzige

Wobei Judas natürlich nicht der Einzige war, der Jesus völlig falsch eingeschätzt hatte.

Der Hohe Rat hatte ebenfalls ein völlig falsches Bild vom kommenden Messias.

Und das, obwohl alle die gleiche Bibel hatten.

Es ist also wohl nötig, dass Sie zu Kenntnis nehmen: Wir haben einen Gott, der nicht vorhersagbar ist.

Nicht, weil sein Wort und seine Ankündigungen nicht zuverlässig wären.

Sondern seine Möglichkeiten so viel größer sind als unsere, was dazu führt, dass er uns viel mehr Liebe und Entgegenkommen anbieten kann, als wir das kalkulieren könnten.

Man kann nicht sagen: Auf Gott kann man sich nicht verlassen. Sondern man muss sagen: Man kann sich nicht darauf verlassen, dass Gott seine Ankündigungen im Rahmen unseres Denkvermögens wahr macht.