Matthäus 23,2 der Hintern auf dem Stuhl

Matthäus 23,1–2 (ELB 2006)

1Dann redete Jesus zu den Volksmengen und zu seinen Jüngern

2und sprach: Auf Moses Lehrstuhl haben sich die Schriftgelehrten und die Pharisäer gesetzt.

Nein, Sie brauchen keine Begeisterung zu suchen in Jesu Worten.

Dem Jesus wäre es schon lieber gewesen, wenn Mose selbst auf dem Lehrstuhl gesessen hätte.

Denn Mose, also das Gesetz, hätte die Menschen über Gott und über ihre Beziehung zu Gott informieren sollen. Schließlich war das Gesetz nach wie vor gültig. Dass die Propheten es dezent erweitert hatten oder den Willen Gottes genauer definiert hatten, hatte das Gesetz ja höchstens noch wertvoller gemacht.

Aber jetzt saß nicht mehr Mose auf seinem Lehrstuhl, sondern die Pharisäer. Und somit durfte man nun am Sabbath nicht heilen und keine wilden Früchte naschen, und man musste sich nach einem bestimmten Ritual die Hände waschen.

Kann Ihnen egal sein

Nun kann Ihnen ja egal sein, wer vor 2000 Jahren auf einem Lehrstuhl saß, auf den er eigentlich nicht gehörte.Matthäus 23,1

Die Information, die Jesus hier gibt, ist für Ihr Leben irrelevant. Überflüssig.

Im besten Fall liefert Ihnen diese Erklärung von Jesus ein wenig historische Bildung. Sie können jetzt verstehen, warum Jesus sich so mit den Pharisäern angelegt hat.

Aber ansonsten ist diese Aussage für heutige Menschen nichtssagend.

Sitzt schon wieder wer

Erfahrungsgemäß ist aber nicht davon auszugehen, dass in der Bibel Inhalte versammelt sind, mit denen Gott uns nichts sagen will. Gottes Wort besteht nicht zur Hälfte aus überflüssigem Füllmaterial.

Es ist nämlich gar nicht so außergewöhnlich, dass göttliche Lehrstühle von Unberufenen mit Nachdruck besetzt werden.

Wobei uns der Lehrstuhl des Mose heute egal sein kann. Es ist ja nicht mehr Mose, der uns über Gott und über unsere Beziehung zu Gott unterrichtet.

Aber wer hat sich eigentlich auf den Lehrstuhl des Heiligen Geistes gesetzt?

Denn eigentlich (so teilt es uns Johannes mit, Johannes 16,13), sollte uns der Heilige Geist in die ganze Wahrheit leiten. In die ganze. Soll wohl heißen, dass er der Einzige ist, der auf dem Lehrstuhl sitzt. Wenn er uns in die ganze Wahrheit leitet, braucht es keinen zweiten Lehrer.

Das neue System

In den folgenden Versen erklärt Jesus das Problem, welches entsteht, wenn jemand anderer auf dem göttlichen Lehrstuhl sitzt. Er erklärt das beispielhaft anhand der Pharisäer, aber das Problem gilt immer überall.

Wenn der Heilige Geist auf dem Lehrstuhl sitzt, entwickelt er kein System. Er braucht auch keins, denn er ist lebendig wie Gott. Er kann also kreativ sein, spontan, überraschend. Er kann out of the box denken und handeln. Er hat Milliarden von Möglichkeiten und kann sie frei wählen. Folglich ist er immer für etwas Neues gut, ist wenig vorhersagbar und für Planungen nicht zu gebrauchen.

Alle anderen, die sich auf den Lehrstuhl setzen, werden ein System entwickeln.

Denn sie müssen ihre Anwesenheit auf dem Lehrstuhl ja rechtfertigen.

Die Logik der Systeme

Alle diese Systeme stützen sich selber so, dass sie in sich logisch erscheinen. Sie sind in sich geschlossen. Dabei geht es gar nicht so sehr darum, dass andere Systeme draußen gehalten werden. Sondern es geht darum, dass Gott draußen gehalten wird. Oder in unserem Fall der Heilige Geist, was aber auf das Gleiche hinausläuft.

Das konnte man am System der Pharisäer natürlich exquisit sehen. Denn als Gott dann kam, vertretend durch seinen Sohn, da passte er nicht zum System. Matthäus beschreibt hier in den ersten Versen von Kapitel 23 das System der Pharisäer, und es wird beim Lesen schon klar, dass Gott da nicht mitmachen kann.

Also für uns ist das klar.

Für uns, die wir von außen schauen, wird klar, dass Gott in dieses System irgendwie nicht reinpasst.

Für die, die im System drin sind, ist das nicht ersichtlich. Denn das System erklärt ihnen Gott ja innerhalb des Systems. Wer im System drin ist, erkennt nicht, dass er in einem System drin ist, weil das System selbststützend ist und in sich scheinbar logisch.

Wer also sitzt nun?

Die Frage, die Jesus eigentlich angerissen hatte, war ja: Wer hat sich auf den Lehrstuhl des Heiligen Geistes gesetzt?

Und die Antwort lautet selbstverständlich: Niemand.

Welch eine blöde Idee, dass in unserer Gemeinde irgend jemand anders als der Heilige Geist auf dem Lehrstuhl sitzen soll. Wirklich anmaßend, so eine Behauptung.

Die anderen

Matthäus 23,2Natürlich, bei den Hardcore Pfingstgemeinden, da kann man sehen, dass Gott da nicht mehr so viel zu melden hat. Jede Publikation von denen dreht sich im Kreis um sich selbst, und wenn Gott denen sagen wollte, jetzt ist mal drei Monate Schluss mit Zungenreden, jetzt machen wir mal was anderes, das dürfte Gott natürlich nicht sagen.

Bei den konservativen Gemeinden Christi, da sieht man es auch. Da die Bibel direkt von Gott inspiriert ist und in absolut jeder Beziehung fehlerfrei und wörtlich gemeint ist, darum ist jede Intervention Gottes, die außerhalb des inspirierten Textverständnisses ist, natürlich völlig unmöglich. Dass Gott, wenn er mal was anderes sagt, gar nicht seiner eigenen Bibel widerspricht, sondern nur dem Bibelverständnis dieser Leute, das können die von innerhalb des Systems nicht sehen.

Und beim System Andachtsbuch sieht man es von außen natürlich auch. Da wird jeden Tag vorgegeben, welcher Text besprochen wird und welche Bibeltexte man außer dem besprochenen noch lesen soll.

Aber wenn Gott mir ausgerechnet heute ausgerechnet etwas aus Hosea 3,15 sagen will – da hat er Pech, denn er wird nicht gefragt, und im Andachtsbuch steht ein anderer Text.

Wobei das Andachtsbuch ja etwas wunderbares ist. Wenn man die Texte, die man zusätzlich lesen soll, tatsächlich liest, dann hat man in 3 oder 5 Jahren die ganze Bibel gelesen. Das kann ja nun nicht falsch sein.

Und z.B. bei den Herrenhuter Losungen ist es ja so, dass da 50.000 Christen heute genau den gleichen Text lesen. Das ist doch geistlich wertvoll!

Und außerdem ist das Andachtsbuch zwar nicht der Heilige Geist selber, aber es ist mächtiges Werkzeug des Heiligen Geistes, das ist zehntausendfach bewiesen, und wer das nicht erkennt, naja, auf solche Leute brauchen wir nun wirklich nicht zu hören.

Wie gesagt, diese Systeme sind immer selbststützend.

Nicht mit uns

Schon damals bei den Pharisäern kam die Aussage, dass sich da jemand auf den Lehrstuhl Gottes gesetzt hat, der da nicht hingehört, gar nicht gut an.

Und auch heute liegt in der Frage, wer sich auf den Lehrstuhl des Heiligen Geistes gesetzt hat, ein ganz gemeiner Verdacht.

Und wir lassen uns doch nicht verdächtigen!