Matthäus 18,20 Was die Vollmacht voll macht

 

Nein, da steht nicht „wegen“.

Da steht „versammelt in Jesu Namen“, nicht „wegen Jesus“.

Stünde da „wegen Jesus“, dann träfe dieser Abschnitt auf die meisten evangelikalen Gemeinden zu. Denn die treffen sich (sonntags) wegen Jesus.

Da steht aber nicht „wegen Jesus“.

Und auch wenn die genaueren Bibeln hier eine Anmerkung haben, dass es auch „zu Jesu Namen hin“ heißen könnte, haben sie sich trotzdem alle für die Übersetzung entschieden, die von einer Vollmacht spricht.

Denn in Vers 18 geht es darum, dass die Gemeinde das himmlische Gericht auf der Erde anwenden kann. Die Gemeinde hat damit eine göttliche Vollmacht.

Der Vers 19 spricht von einer garantierten Gebetserhörung unter bestimmten Voraussetzungen. Der fromme Jargon nennt das „vollmächtiges Beten“. Auch hier ist an eine Vollmacht gedacht.

Darum darf man wohl davon ausgehen, dass der letzte Satz dieses Abschnitts, der die vorhergehenden Sätze begründet, ebenfalls von dieser Vollmacht spricht.

Das Rätsel

Aber wie macht man das jetzt als Gemeinde: „Sich in Jesu Namen versammeln“?

Eins ist mal sicher:

Man hat die Aufgabe nicht gelöst, wenn man zum Anfang des Gottesdienstes sagt, dass man sich hier versammelt habe im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Sagen kann man vieles, und drüber reden schafft noch keine Tatsachen.

Es geht hier nicht darum, dass man eine Formel erfüllt oder durch einen Zauberspruch Tatsachen schafft, sondern es geht darum, dass man im Rahmen einer Vollmacht zusammenkommt.

Der Unterschied

Im Allgemeinen kommen die Gläubigen zum Gottesdienst zusammen, um Gott zu loben und zu preisen. Das ist der moderne Trend.

Vor der Jahrtausendwende nannte man es „Gott anbeten“.

Möglicherweise sagt man heute auch, man gehe zum Gottesdienst, „um Jesus mein Herz zu geben“.

Und manch einer geht hin, um gestärkt und erbaut zu werden.

Die, von denen Mt 18,20 spricht, gehen hin, weil sie eine Vollmacht haben.

Sie gehen hin, weil sie, wenn sie dort sind, mit den anderen zusammen der Leib Christi sind. Sie haben die Vollmacht, Christus auf dieser Erde zu vertreten.

Sie gehen sozusagen zu einer Mitarbeiterbesprechung.

Sie erwarten von Jesus Anweisungen, was sie tun sollen.

Sie verstehen sich als die Elitetruppe, die berufen ist, dem Teufel Gelände streitig zu machen und die Freiheit des Christus in die Welt zu tragen.

Sie treffen sich als die, die die Erlaubnis haben, im Auftrag Gottes den Menschen zu vergeben.

Diese Leute sind bevollmächtigt, vor Gottes Thron zu erscheinen. Das unterscheidet sie entscheidend von denen, die nicht mit Jesus leben.

Diese Leute besitzen Jesus seine EC-Karte und die PIN, können also im Namen Jesu Güter aus dem himmlischen Segenslager abrufen.

Wer wem dient

Der Unterschied liegt vielleicht nicht einmal in der Liturgie, sondern er liegt in der Haltung der Leute.

Sie kommen, damit Gott etwas davon hat. Nicht, damit sie etwas davon haben.

Sie kommen, damit Gottes Ziele und Absichten weiter vorangetrieben werden.

Ja, das ist es, wovon Vollmacht im Gottesdienst abhängt:

Von der Haltung.

Dass durch den Gottesdienst nicht Gott mir dient.

Sondern andersrum.