Matthäus 10,26 ein Wort stört

Da ist es wieder: Dieses eine Wort.

Der Vers wäre sonst so schön.

Tröstlich und samtweich, wie gemacht fürs erbauliche Andachtsbuch.

Es ist nichts verdeckt, was nicht aufgedeckt wird, und nichts verborgen, was nicht erkannt werden wird.

Allerliebste christliche Wahrheit.

Wäre da nicht der Zusammenhang. Dieser lautet: „Fürchtet Euch nicht vor euren Feinden, denn es ist nichts verdeckt …“.

Was hilft mir das gegen meine Feinde, wenn alles aufgedeckt wird?

Wieso ist das Offenbarwerden von allem ein Grund, sich nicht zu fürchten?

Des Teufels Strategie

Für den Teufel ist es immens wichtig, dass er nicht erkannt wird.

Ebenso darf es nicht sein, dass seine Mitarbeiter erkannt werden.

Wenn die Menschen den Teufel oder seine Machenschaften erkennen würden, würden sie sich ja von ihm abwenden.

Na gut, zumindest viele.

Insofern ist „aufdecken“ die zuverlässigste Strategie gegen den Teufel.

Auf besonders deutliche Art geschieht das, wenn Dämonen sichtbar werden. Oder wenn ein Prophet etwas über einen Menschen sagt, was er nicht wissen konnte.

Paulus beschreibt so etwas einmal in 1.Kor 14, 24+25.

Das Reich der Argumentierer

Ganz schlecht: Wenn man versucht, selber aufzudecken.

Wenn man mit aller Kraft gegen den anderen argumentiert. Wenn man mit Klugheit und Intelligenz und Logik dem anderen beweisen will, dass er unrecht hat.

(Womit ich nichts gegen die Arbeit von C.S.Lewis gesagt haben will.)

Denn das Reich Gottes ist kein Reich der Argumentierer und der sprachbegabten Diskutierer.

Das Reich Gottes ist ein Reich der Kraft. Und zwar Gottes Kraft. Es ist ein Reich von Wirkung. Und zwar von übernatürlicher Wirkung.

Der Einzige, der hier etwas aufdeckt, ist Gott.

Heißt dann im Zusammenhang erst einmal: Gott ist auf meiner Seite. Jesus ist gekommen, die Werke des Teufels zu zerstören (1.Jh 3,8). Und eine Methode, wie er das macht, ist Aufdecken, Demaskieren, Offenlegen.

Kein Selbstläufer

Allerdings ist es nicht so, dass Gott einfach so und von sich aus die Wahrheit hinter den Dingen sichtbar macht.

Wenn die Absichten, Motive und Handlungen des Teufels unsichtbar sein müssen, um zu funktionieren, dann dürfen die Absichten, Motive und Handlungen Gottes gerade nicht unsichtbar sein.

Gottes Vorhaben wirken nicht, wenn sie verheimlicht werden, und Gott handelt nicht hinter dem Rücken der Menschen.

Damit ist aber klar, dass das Aufdecken des Verborgenen nur dann geschieht, wenn die Christen die Wahrheit offen kommunizieren und offen der Wahrheit gemäß handeln. Dazu fordert der gesamte Zusammenhang, in dem dieser Vers steht, ja auch auf. Der Vers steht mitten im Text über die Aussendung der Jünger.

Olympiade

Wenn die Christen aber die Wahrheit über Gott offen sagen, dann machen sie den Teufel und seine Angestellten machtlos. Die können dann nicht verhindern, dass das Verborgene offenbar wird.

Der Dämon hat keinen Schutz gegen das Wort Jesu, und der bösartige Mensch hat keine Möglichkeit, seine Motive im Lichte Jesu zu verstecken.

(Wenn allerdings nur das Licht meiner persönlichen moralischen Rechtschaffenheit auf den Übertäter fällt, dann offenbart das höchstens meinen rechthaberischen Charakter, aber nichts von Gott.)

Wenn die Christen Stellung beziehen für Jesus, werden sie den Kampf gewinnen. Selbst dann, wenn die Feinde, wie bei Jesus selbst ja geschehen, den gläubigen Menschen umbringen. Dann wird darin das Handeln des Teufels ebenfalls sichtbar. Und das ist der Sieg: Dass das Reich Gottes sichtbar und offenbar wird. Der Sieg besteht nicht darin, dass ich möglichst lange und möglichst unbehelligt und mit möglichst viel Gesundheit und Komfort lebe.

Auch andersherum

Was im Negativen gilt, gilt natürlich auch im Positiven: Nicht nur das Verborgene des Teufels wird sichtbar werden, sondern auch das Verborgene Gottes. Wobei Gott ja will, dass er offenbar wird, während der Teufel das um jeden Preis verhindern muss.

Das ist das, was Jesus in Johannes 8,32 sagt, dass wenn man Jesu Jünger wird, dass man dann die Wahrheit erkennen wird. Das unsichtbare Wahrheit hinter dieser Welt wird dann sichtbar.

Wenn die Gläubigen tatsächlich in der Kraft Jesu handeln, lässt sich das nicht verbergen.

Der heilige Geist ist keine unsichtbare Geheimwaffe, deren Wirkung allerhöchstens latent ist.

Zusammenfassung: das „denn“

Da es im Kampf zwischen Licht und Finsternis nicht darum geht, Siege irdischer Art zu erringen, sondern den Teufel zu demaskieren, darum brauchen sie Gläubigen sich vor dem Teufel und seinen Sklaven nicht zu fürchten. Der Teufel kann die Offenbarung Gottes und seine eigene Demaskierung nicht verhindern, und der Sieg wird auch dann unser sein, wenn wir nach weltlichen Maßstäben scheinbar verlieren.

Fürchten Sie sich also nicht! Der Teufel hat dem Heiligen Geist nichts entgegenzusetzen.