Offenbarung 19,9 Einladung bekommen

Haben Sie eine Einladung bekommen?

Hoffentlich. Denn wenn nicht, haben Sie ein Problem.

Wobei die Einladung nicht zu der Hochzeit ist.

Sie sind zu der Hochzeit nicht eingeladen.

Wenn Sie eingeladen werden, dann nur zum Essen nach der Hochzeit.

Vielleicht könnte man sagen: Zur Feier.

Die Hochzeit als solche findet aber ohne Sie statt.

Ist ja ohnehin meistens so: Die eigentliche Hochzeit, die Trauung, findet im Standesamt oder im Rathaus statt, und da ist wenig Platz. Da sind meistens nur die Personen dabei, die rechtlich dazu notwendig sind. Vielleicht noch ein paar gaaaaaanz nahe Verwandte. Aber die Mehrheit der Hochzeitsgäste ist da nicht dabei.

Darum heißt es in dieser Bibelstelle auch: Offenbarung 19,9 (ELB)

9Und er spricht zu mir: Schreibe: Glückselig, die eingeladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes! Und er spricht zu mir: Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes.

Der, der hier spricht, ist ein Engel. Wir müssen ihn nicht näher kennen, auch die Offenbarung benennt ihn nicht genau. Aber dieser Engel ist einer von denen, die dem Johannes erklären, was er sieht und die es ihm ein bisschen deuten.

Ich wiederhole also: Hoffentlich haben Sie eine Einladung erhalten. Denn dann, so sagt der Engel, gehören Sie zu den Glückseligen. Andernfalls nicht.

Wer heiratet

Wenn man auf so ein Hochzeitsessen eingeladen wird, sollte man vielleicht auch wissen, wer hier wen heiratet.

Also einmal das Lamm. Das steht ja im Text. Gemeint ist Jesus.

Aber wen heiratet das Lamm?

Das Lamm heiratet die Gemeinde. Die Gemeinde ist die Braut des Lammes.

Und falls Sie jetzt denken: „Moment, ich gehöre doch zur Gemeinde! Dann werde ja ich geheiratet!“

Dann haben Sie ganz klug geschlussfolgert, aber es ist trotzdem ein bisschen falsch.

Denn die Gemeinde Gottes wird hier eher als Gruppe oder Institution oder theoretische Einheit betrachtet. Es ist dabei egal, wer jetzt genau dazu gehört und wer nicht. Es geht um eine Beschreibung des Wesens der Sache, nicht um die Frage, welche Person eingeschlossen ist und welche nicht.

Es geht ja darum, dass die angestrebte Einheit zwischen Jesus und seiner Gemeinde nun in die Tat umgesetzt wird. Die Verwirklichung dieser Einheit ist unabhängig davon, wer genau tatsächlich Mitglied der Gemeinde ist.

Durchgehende Haltung

Diese Sprachregelung wird durch die ganze Bibel durchgehalten. Beim Gleichnis mit den 10 Brautjungfern, von denen 5 ohne Öl loszogen, wird die Braut vorausgesetzt, aber nicht erwähnt und nicht benannt. Die Gläubigen sind hier nicht Teil der Braut, sondern sie sind diese Brautjungfern.

Beim Gleichnis vom Hochzeitsmahl des Königssohnes (Matthäus 22) ist es genauso: Auch hier sind die Gläubigen die Gäste auf der Hochzeit, während die Braut als solche nicht benannt wird.

Ihre hoffentliche Glückseligkeit hängt also nicht daran, dass Sie Teil der Braut sind, sondern daran, dass Sie zu der Feier als solcher eingeladen sind.

Nicht sitzen. Eingeladen.

Glückselig sind allerdings nicht diejenigen, die bei der Feier anwesend sind.Offenbarung 19,9

Also nicht die, die beim Hochzeitsmahl des Lammes am Tisch sitzen.

Die Frage, wie diejenigen sich fühlen, die nach geschehener Hochzeit an der Feier teilnehmen, stellt sich hier nicht und erübrigt sich auch. Diese Feier wird ja in den himmlischen Sphären stattfinden, und die Teilnehmer haben bereits das ewige, göttliche Leben in Vollkommenheit.

Naja, wie wird man sich fühlen, wenn man im Himmel ist und vollkommenes, göttliches Leben hat?

(Möglicherweise fühlt man sich nach unseren Maßstäben gar nicht mehr, da unsere angenehmen Gefühle immer dadurch beeinflusst werden, dass wir auch das Gegenteil kennen. Inwieweit die auf ewig gerettete Seele sich noch an die schlechten Gefühle des Erdendaseins erinnert kann, wissen wir nicht.)

Die Offenbarung ist nicht geschrieben worden, um Sie darüber zu informieren, wie Sie sich dermaleinst fühlen werden.

Die Offenbarung wurde geschrieben, damit Sie wissen, wie Sie heute leben können.

Darum geht es hier nicht um Ihre Gefühlslage nach Einnahme Ihres Platzes am Tisch, sondern es geht um Ihre Gefühlslage nach Erhalt der Einladung.

Nicht nur um Ihre Gefühlslage: Es geht um Ihre gesamte Lebenssituation. Wer sind Sie, wenn Sie die Einladung in Händen halten? Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihren Umgebungsvariablen aufgrund der Existenz dieser Einladung?

Glückselig sind Sie, sagt der Engel, wenn Sie die Einladung in Händen halten. Ihr Leben verändert sich nicht nur zum Guten, sondern zum Besten. Obwohl Sie noch lange nicht am Tisch sitzen.

Die Betonung des Besonderen

Das Kapitel 19 der Offenbarung folgt auf zwei Kapitel, wo es um die Hure Babylon geht. Am Ende von Kapitel 18 ist die Hure Babylon vernichtet, besiegt, erledigt. Der Text sagt, dass das Gericht über sie ergangen ist (Ofb 18,20).

Man könnte nun erwarten, dass die Botschaft lautet: „Glückselig, wer nicht mehr mit der Hure Babylon leben muss, sondern an Gottes Tisch sitzen darf.“

Die Botschaft lautet aber: „Glückselig, wer die Einladung in Händen hält, während er sich mit der Hure Babylon herumschlagen muss, mit Krieg und Geldgier und Machtgelüsten und Gemeinheiten und Ausbeutung und Ungerechtigkeiten.“

Das war jetzt aber nicht die Botschaft, die Johannes erwartet hatte.

Das ist auch nicht die Botschaft, von der die meisten Christen begeistert sind.

Darum betont der Engel extra, dass das die wahrhaftigen Worte Gottes sind.

Denn im Grunde sagt Gott hier: „Selig, wer Ärger und Stress und Herausforderungen hat. Sofern er vorher die Einladung bekommen hat.“

Dass die armen Christen sich mit der bösen Hure Babylon herumschlagen müssen, ist also kein Betriebsunfall der Weltgeschichte. Es ist Absicht.

Die Frage ist nämlich, auf welcher Hochzeit man tanzen will.

Die Hure Babylon bietet ja jede Menge wunderbare Dinge an. Dinge, die man relativ bald haben kann.

Oder von denen man träumen kann, obwohl man sie nie bekommt oder obwohl sie, wenn man sie dann hat, sich doch als recht enttäuschend erweisen.

Denn das Dasein als Millionär ist nicht so schön, wie versprochen, und der Urlaub in der herrlichen Karibik ist voller Streit, und der glitzernde Schmuck bringt einem vor allem die Angst, dass er geklaut wird.

Gott bietet eine Einladung zur Hochzeit des Lammes. Das Ereignis als solches findet aber später statt, während die Hure Babylon erzählt, man bekomme den Gewinn gar bald.

Glückselig also, wer eine Einladung hat zum Hochzeitsessen des Lammes. Derjenige muss auf die Hure Babylon nicht mehr hören. Er wird am Ende nicht mit leeren Händen dastehen.

Aber er muss sich eben entscheiden: Welcher Frau will er angehören, der Braut des Lammes oder der Hure Babylon.

Der Mensch muss sich entscheiden, auf wessen Feier er gehen will: Auf das Fest der Hure Babylon, die einen goldenen Becher anbietet und viel unmoralisches Vergnügen, oder auf das Fest der Braut des Lammes, welches dann aber gewisse weltliche Belohnungen ausschließt.

Warum das Lamm heiratet und nicht der Reiter

Es ist noch eine Frage offen, die ich am Anfang übergangen habe:

Warum ist es die Hochzeit des Lammes?

Es müsste jetzt, am Ende der Weltgeschichte, doch eigentlich die Hochzeit des Reiters auf dem weißen Pferd sein. Des Siegers, des Helden, des Überwinder, des Königs.

Warum ist am Ende immer noch soviel Lamm übrig?

Weil die Methode des Siegens die der Niedrigkeit und des Gehorsams war.

Der Sieg über die Hure Babylon wurde nicht mit den Methoden der Hure Babylon erworben, sondern mit der Methode des Wortes Gottes. Mit Verletzlichkeit, Unterordnung, Dienst, Liebe.

Nicht Ausbeutung ist Kennzeichen Gottes. Das ist Kennzeichen der Hure.

Das Leben zu geben ist Kennzeichen des Gottesreiches. Nicht anderen das Leben zu nehmen oder zumindest zu ruinieren.

Braut und Bräutigam passen am Ende zusammen.

Und dass Gott dazu neigt, den unteren Weg zu gehen, wird sich in alle Ewigkeit nicht ändern. Das ist ein grundsätzlicher Wesenszug Gottes, nicht ein zeitweiser.

Damit müsste das auch ein grundlegender Wesenszug der Christen und der Gemeinde sein.

Wenn Sie zum Hochzeitsessen des Lammes eingeladen werden, sollten Sie da auch hinpassen.

Zum Essen, nicht zum Tanz

Auch noch zu bemerken: Sie sind zum Essen eingeladen, nicht zum Tanz.

OK: Vielleicht auch zum Tanz. Das wird hier aber nicht erwähnt.

Miteinander essen war damals die höchste Stufe der Gemeinschaft unter Leuten, die nicht miteinander verwandt oder verheiratet waren.

Und bei der ganzen Sache mit der Weltgeschichte geht es um das Zusammensein von Gott und Menschen. Das war der ganze Sinn, warum der Mensch geschaffen wurde: Damit Gott jemanden hatte, mit dem er zusammen sein konnte. Was bei Gott, der aus sehr viel Liebe besteht, dann heißt: Damit Gott jemanden hat, den er lieben kann.

Wenn Sie zum Hochzeitsmahl eingeladen sind, sind Sie so nah dran wie möglich.

Und falls Sie Sorgen wegen der Kalorien haben, weil das Hochzeitsmahl ja im Grunde ewig ist: Vergessen Sie es einfach.

Im übrigen sollten Sie, wenn Sie die Einladung bekommen haben, den ersten Teil dieser Gemeinschaft mit Gott bereits haben. Sie sollten bereits ein Pfand haben (in ganz alten Bibeln: ein Unterpfand). Sie sollten eine Anzahlung bekommen haben (2.Kor 1,22). Die Liebe Gottes sollte ausgegossen sein in Ihr Herz durch den Heiligen Geist (Römer 5,5). Darum nennt der Engel Sie „glückselig“. Jetzt schon.

Ausgerechnet ich.

Wyker PerleGanz nebenbei ist es beachtlich, dass Gott mich dabei haben will, ausgerechnet mich.

Da die Einladung von Gott kommt, kann sie kein Versehen sein. Gott irrt sich nicht. Der schickt keine eMails an die falschen Leute.

Wenn ich die Einladung bekomme, bin ich bewiesenermaßen ein Freund der Braut oder des Bräutigams. Die Adressaten der Einladungen werden nicht unter der gesamten Menschheit ausgelost. Und es ist dann Zufall, wer eine Einladung bekommt und wer nicht.

Man kann also durchaus etwas dafür tun, dass man so eine Einladung bekommt: Man kann mit der göttlichen Familie befreundet sein. Es gibt in den Evangelien immer mal wieder die Situation, dass Gott oder sein Gesandter in Gleichnissen zu irgendwem sagt: „Ich kenne dich nicht!“ Diese Gleichnisse stehen extra in der Bibel, damit man weiß, dass man solche Situationen verhindern kann.

Zusammenfassung: Bedeutung für heute

Wer die Einladung zum Hochzeitsmahl des Lammes hat, der weiß, wo er den zentralen Tag der Weltgeschichte verbringen wird.

Die Weltgeschichte kennt in der Offenbarung zwei Endzustände: Die Vernichtung oder das Hochzeitsessen. Wenn ich die Einladung für das Hochzeitsessen aber schon habe, brauche ich mich vor der zweiten Möglichkeit nicht mehr zu fürchten. Dann kann ich frei leben, dann kann mich niemand mehr mit irgendeinem schrecklichen Ende bedrohen.

Glückselig, wer eingeladen ist zum Hochzeitsmahl, hat der Engel gesagt.

Derjenige wird als glückselig eingeschätzt, weil ihm im Leben nicht mehr viel passieren kann. „Die Hoffnung lässt nicht zuschanden werden“, sagt Paulus in Römer 5,5, und damit hat er genau dieses gemeint: Ich habe die Einladung, und ich kann mich jetzt in der Zwischenzeit in aller Freiheit anderen Dingen zuwenden. Ich kann mutig sein und kreativ, denn es steht nicht mehr viel auf dem Spiel.

Das Wichtigste habe ich schon: Die Einladung zum Hochzeitsmahl des Lammes.