Offenbarung 5,1 Verschwendung von Siegelwachs

Nachhaltig geht anders.

Warum musste man diese Schriftrolle mit ganzen sieben Siegeln verschließen?

Ob jemand reingeschaut hat, wüsste man doch auch, wenn es nur ein Siegel gäbe und dieses zerbrochen wäre?

Natürlich sind wir dankbar, dass Johannes uns nun einen Begriff für unverständliche Texte geliefert hat und wir nun immer „wie ein Buch mit sieben Siegeln“ sagen können.

Wäre aber nicht nötig gewesen.

Warum also sieben Siegel und nicht fünf oder zwei?

Die Zahl der Vollkommenheit

Die 7 ist in biblischen Zusammenhängen die Zahl der göttlichen Vollkommenheit.

Wir wissen aufgrund dieser Zahl zum einen, wer diese Schriftrolle versiegelt hat.

Und damit können wir auch eine Annahme treffen, von wem der Inhalt ist.

Wäre ja eine wichtige Erkenntnis, wenn man bedenkt, was für unattraktive Pferde da gleich rauskommen. Dass man weiß, wer die schickt.

Man beachte, ganz nebenbei, dass das Lamm, das die 7 Siegel nachher brechen kann, sieben Hörner und sieben Augen hat. Das passt also zusammen.

Die Rechtsurkunde

Im römischen Reich wurden Urkunden, die eine gerichtliche Öffnung verlangten, siebenfach versiegelt. Damit wusste jeder Dahergelaufene, dass er dieses Schriftstück jetzt nicht öffnen durfte. Wir kennen so eine gerichtliche Öffnung heute nur noch von Testamentseröffnungen.Offenbarung 5,1

Für die Leser der Offenbarung soll deutlich werden: Hier wird jetzt ein richterlicher Beschluss verkündet. Hier spricht das Gericht. Es ergeht ein Urteil. Der Beschluss des Gerichtes wird in die Tat umgesetzt. Das Urteil wird nicht nur verkündet; mit dem Öffnen der Urkunde beginnt die Vollstreckung. (Ebenso beim heutigen Testament: Wenn es eröffnet wird, wird es rechtswirksam gültig. Vorher war es einfach nur eine Willenserklärung, die der Verfasser jederzeit hätte ändern können.)

Und so ist es ja auch: Die ganz Frommen nennen den Vorgang „das Gericht über die Sünde“. Die Vollstreckung beginnt. Der Inhalt des Textes wird jetzt verbindliches Recht.

Die Bestallungsurkunde

Im römischen Reich bekam der neue Kaiser seine Ernennungsurkunde. Sie bestand aus einer 7-fach versiegelten Schriftrolle. In dem Moment, wo der Kaiser die Schriftrolle öffnete, war er offiziell Kaiser und hatte genau ab dieser Sekunde seine volle Macht. Erst jetzt konnten er selbst und alle Welt lesen, was in der Schriftrolle drin stand: Nämlich dass er jetzt Kaiser war.

Dieses Öffnen der Bestallungsurkunde geschah auch nicht daheim am Küchentisch, sondern in einer mehr oder weniger öffentlichen Zeremonie. In dem Moment, wo die Rolle entrollt wurde, brandete der Applaus auf und die Hochrufe.

Wenn Jesus diese Rolle also öffnet, deklariert er sich damit als Kaiser der Welt. 

Wofür das wichtig ist

Der Plan Gottes für die Welt macht die Welt nicht zu einem angenehmeren Ort. Das Gericht über das Böse funktioniert, wie die apokalyptischen Reiter zeigen, durch das Bestrafen des Bösen mit sich selber. Durch die Auferstehung Jesu ist also nicht weniger Böses in die Welt gekommen, sondern eher mehr. Weil das Gericht über das Böse nicht darin besteht, dass das Böse von Jesus verhauen wird, sondern darin, dass das Böse vom Bösen selbst in die Mangel genommen wird.

Darum könnten sich die Gläubigen zurecht fragen, ob diese Ereignisse, die sie ja auch selber beobachten können, tatsächlich aus der „liebenden Hand Gottes“ kommen. Ob denn eine solche Strategie, welche sie mitten in die Angriffe des Bösen hineinsetzt, wirklich dem Willen Gottes entspricht.

Und diese 7-fach versiegelte Buchrolle soll zeigen, dass wir hier tatsächlich den Plan Gottes vor uns haben. Nein, noch mehr: Wir haben ein Gerichtsurteil Gottes vor uns, eine rechtlich verbindliche Aussage. Sowohl, was das Kaisertum seines Sohnes angeht, als auch was die Verurteilung des Bösen angeht.

Das ist kein Trend.

Das ist keine Zeitgeisterscheinung.

Das ist kein vorübergehender Prozess, und wenn man lange genug wartet, redet niemand mehr darüber.

Da wächst niemals Gras drüber.

Es muss niemand befürchten, dass das Böse irgendwann wieder hochkommt. Wir haben hier nicht eine Meinung Gottes, sondern ein gültiges Urteil. Gegen das es weder Einspruch noch Revision gibt.

Nur Glaube, der sich auf ein verbrieftes Recht beziehen kann, kann wirklich stark sein.