Offenbarung 2,1-7 kaputter Sendemast

Es fängt alles damit an, dass der, der hier redet, sich vorstellt: Offb 2,1

2 Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: Dies sagt der, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt:

Das ist ein wunderbarer Text, um sich in der Logik zu verstolpern.

Denn die Engel und die Sterne sind das Gleiche.

Hat Jesus am Ende des vorigen Kapitels erklärt: Offb 1,20

20 <Was> das Geheimnis der sieben Sterne, die du auf meiner Rechten gesehen hast, und die sieben goldenen Leuchter <betrifft>: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden.

Nun sind die Engel noch dazu gar keine Engel mit Flügelchen. Wir sind hier in der Offenbarung, da wird mit Bildern und Gleichnissen gearbeitet.

Die Engel sind hier in den Sendschreiben der Kommunikationskanal Gottes.

Hier am Anfang der Offenbarung ist die Kommunikation mit Gott genau so kompliziert, wie uns das manchmal vorkommt:

  • Jesus sagt es Johannes.
  • Johannes schreibt es auf und gibt es dem Engel.
  • Der Engel liefert die Informationen an die Gemeinde aus.

Es gibt also eine nicht geringe Anzahl möglicher Fehlerquellen in diesem Vorgang.

Und der Schwerpunkt liegt in diesem Fall auf dem Kommunikationskanal.

Darum stellt Jesus sich hier vor als der, der der Herr über den Kommunikationskanal ist.

Also Jesus ist hier der Inhaber von 1&1, Telekom und Vodafone in einem.

Denn denen gehören die Sendemasten.

Und wenn die Sendemasten nicht funktionieren, dann können zwei Leute sich in benachbarten Häusern aufhalten: Sie können nicht miteinander übers Smartphone telefonieren.

Dabei ist man sich so nahe!

Aber wenn der Funkmastbetreiber den Strom abschaltet, dann herrscht Stille.

Und wenn Jesus sich der Gemeinde in Ephesus vorstellt als der, der der Herr über die Funkmasten ist, dann will er damit wohl sagen, dass es ein Problem mit der Kommunikation gibt.

Obwohl Jesus doch so nah ist! Er läuft zwischen den Leuchtern rum, und die Leuchter sind die Gemeinden. Also Jesus läuft zwischen unserer Gemeinde und der Mosaik Gemeinde und der FEG Ladenburg und noch irgendwelchen anderen Gemeinden hier in der Nähe rum. Der ist also nicht weit weg.

Das Kommunikationsproblem besteht nicht darin, dass Gott so unglaublich fern ist, irgendwo in der Unendlichkeit.

Ordentliche Leistungsbilanz

Dass ein Kommunikationsproblem mit Gott gibt, ist umso erstaunlicher, wo doch die Gemeinde in Ephesus eine veritable Leistungsbilanz vorzuweisen hat: Offb 2,2-3

2 Ich kenne deine Werke und deine Mühe und dein Ausharren, und dass du Böse nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und hast sie als Lügner befunden; 

 3 und du hast Ausharren und hast <vieles> getragen um meines Namens willen und bist nicht müde geworden. 

Also das ist enorm!

  • Werke, also Leistung
  • Mühe
  • Durchhalten (Ausharren) sogar doppelt!
  • moralische Integrität (Böses nicht ertragen)
  • Fake-sensitive (falsche Apostel enttarnen)
  • vieles ertragen (nicht aufgeben, nicht den Büttel hinwerfen)
  • nicht müde werden (Überstunden, Fleiß)

Also das waren wirklich Schaffer.

Bei denen brannte nichts an.

Die waren gradlinig, qualitätsorientiert. Bei denen ging nichts unter. Auf die konnte man sich verlassen. Da wurde nichts übersehen. Die waren pflichtbewusst und haben Gemeinde betrieben wie ein gut organisiertes Bürgeramt.

Bei denen hatte der Teufel keine Chance. Der Kampf gegen das Böse war organisiert und strukturiert. Denen konnte man kein Versäumnis nachweisen. Die waren genau, fast schon pingelig. Man muss den Anfängen des Bösen wehren.

Die Sache mit Jesus ist auch zu wichtig. Und der Widerstand gegen Jesus ist penetrant und stark, da muss man schon dranbleiben und darf nichts dem Zufall überlassen.

Man kann bei diesen Leuten auch davon ausgehen, dass die ihre Bibel kannten.

Die konnten die biblischen Maßstäbe und Regeln aufsagen.

Diese Leute waren rechtgläubig.

Die hatten eine ordentliche Lehre, und die hatten ein fundiertes Wissen. Wenn da einer kommt und eine Irrlehre verkünden will oder Regeln aufheben will oder neue Regeln einführen will – also so jemand findet in diesen Leuten einen kompetenten und standhaften Gegner.

Da wundert man sich, dass Jesus nun erzählt, dass es ein Kommunikationsproblem gibt.

Also dass Jesus darauf hinweist, dass er diese Engel in der Hand hat, und dass es leicht passieren kann, dass Jesus nicht mehr mit diesen Leuten reden will.

Oder vielleicht ist das schon passiert, und die Epheser haben es vor lauter Fleiß und Systematik und Akkuratesse nicht gemerkt.

Denn eigentlich, so sollte man denken: Mit Leuten, die einen solchen Einsatz zeigen und eine solche Entschiedenheit an den Tag legen, mit denen wird Gott doch wohl reden!

Das können die doch geradezu verlangen!

Aber eben genau das geht nicht.

Man kann Gott nicht herbeizitieren und sagen, er soll sich jetzt mal setzen und zuhören.

Oder er habe einem jetzt Rede und Antwort zu stehen, und er dürfe erst wieder gehen, wenn er sich erschöpfend geäußert hat.

Mit Kindern kann man das machen oder mit Untergebenen.

Die müssen dableiben, auch wenn sie sich noch so unwohl fühlen und eigentlich viel lieber ganz weit weg sein würden.

Aber wenn Gott sich bei uns nicht wohlfühlt …

Der Grund für die Schwierigkeiten

Gut, diese Frage stellt man meistens nicht.

Aber das dürfte hier der Grund sein, warum es Schwierigkeiten gibt. Offb 2,4-5

4 Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. 

 5 Denke nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, so komme ich <zu> dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.

Man beachte bitte, dass es hier nicht um Empfindungen geht.

Die Umkehr der Leute kann nicht darin bestehen, dass sie neue Gefühle für Jesus entwickeln.

Die Umkehr besteht darin, dass sie die Werke der ersten Liebe tun.

Für das Erbringen der Werke ist natürlich eine entsprechende Einstellung sehr hilfreich.

Denn ohne die entsprechende Einstellung werden die Werke wieder nur kalte Geschäftigkeit.

Also Gefühle für Jesus und Gott zu entwickeln ist nicht schlecht. Aber es ist nicht ausreichend.

Die Werke der ersten Liebe

Ich werde mich jetzt hier nicht lange aufhalten, zu erklären, was die erste Liebe und die dazugehörenden Werke sind. Wer nicht weiß, was die Werke der ersten Liebe sind, dem ist wahrscheinlich auch mit umfangreichen Erklärungen nicht geholfen.

Beispielhaft sehen wir die Werke der ersten Liebe an der Frau, die Jesus mit dem teuren Parfüm eingerieben hat.

Und an Petrus, der bereit war, für Jesus zu sterben – auch wenn das hinterher nicht ganz so funktioniert hat – und der sich von Jesus nicht nur die Füße, sondern auch die Haare waschen lassen wollte.

Die Werke der ersten Liebe tut man gerne.

Da ist einem kein Weg zu weit.

Da ist einem nichts zu teuer. Ach was, da berechnet man überhaupt nicht. Da fragt man gar nicht nach dem Preis.

Die Werke der ersten Liebe sind getragen von Begeisterung und Hingabe und Faszination und, naja, eben Liebe.

Wenn die Liebe fehlt

Nun ist gegen Pflichterfüllung ja erstmal nichts zu sagen.

Das hat Gott im ersten Satz darum auch ausdrücklich gelobt. Die Mühe und das Ausharren und diese Dinge.

Aber wenn man das, was man da macht, nun so gar nicht liebt.

Und wenn man den, für den man es macht, durchaus akzeptiert, und wenn man erkennt, dass derjenige Recht hat. Dass er die Wahrheit verkörpert.

Wenn man eine bestimmte Partei wählt, weil alle anderen noch schlechter sind.

Wenn man Karl Marx nicht liebt und Erich Honecker auch nicht, aber vor den Amerikanern graust es einem noch mehr.

Das wissen wir ja schon aus dem praktischen Leben: Wenn man eine Sache nicht liebt, dann wird das auf Dauer höchstens Durchschnitt. Und dann vergeht die Zeit recht langsam, und manchmal quält man sich da richtig durch.

Viele Leute putzen, weil es richtig ist. Weil sie eingesehen haben, dass es keine Alternative gibt.

Aber wenn es schon in den Alltagsdingen so ist, dass man es besser macht, wenn man es liebt, wieviel mehr muss das gelten für jemanden, der aus Liebe zusammengebaut ist.

Also wo Liebe der Rohstoff ist.

Also Gott besteht ja aus Liebe, und da wäre eine artgerechte Haltung dann ja doch, dass man ihn liebt.

Da reicht es dann nicht, wenn man Gott achtet und ehrt und preist und ihm huldigt und ihn respektiert und ihm gehorcht und ihn zu schätzen weiß und zu ihm aufblickt.

Damit nimmt man Gott nicht ernst.

Auch wenn man die ganze Sache sehr ernst betreibt.

Denn diese Leute in Ephesus haben ihre Pflicht getan, und mehr als ihre Pflicht. Sie haben richtig gehandelt, ordentlich und genau.

Werke der moralischen Richtigkeit haben sie getan, aber nicht Werke der Liebe.

Werke des unnachgiebigen Gehorsams haben sie getan, aber nicht Werke der Liebe.

Die Drohung

Und die Drohung ist ja, dass Jesus die Gemeinde von dort entfernt, wo er ist.

Der will dann nicht mehr mit der Gemeinde reden, und der wird dann nichts mehr mit der Gemeinde reden.

Der will dann überhaupt nichts mehr mit der Gemeinde zu tun haben.

Jesus ist dann an einer Stelle, und die Gemeinde ist dann an einer ganz anderen.

Und eine Gemeinde ohne Jesus ist dem Wesen nach keine Gemeinde mehr.

Es geht hier also schlicht um eine Existenzfrage.

Ordentlich gehasst

Nun erwähnt das Sendschreiben noch etwas, was die Epheser sehr gut können. Offb 2,6

6 Aber dies hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch ich hasse.

Wir wissen nicht mehr, wer die Nikolaiten sind. Das ist aber auch egal. Die wichtige Aussage ist hier, dass die Epheser das hassen, was Jesus auch hasst.

Das Böse zu hassen ist also kein Fehler.

Ein Feind des Teufels zu sein ist nicht falsch.

Aber es reicht nicht.

Erfolgreich hassen zu können ist nicht genug.

Was man haben soll

Was soll die Gemeinde nach Jesu Meinung denn eigentlich haben?

Also was ist die Zielvorgabe? Wo soll die Umkehr der Gemeinde hinführen? Welches Resultat hat die Gemeinde zu erwarten, wenn sie umkehrt? Offb 2,7

7 Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, welcher in dem Paradies Gottes ist.

Tja, da hatten die Epheser wohl etwas missverstanden.

Die dachten, die haben schon ewiges Leben und himmlische Ernährung und all diese Dinge.

Aber wer Gott nicht liebt, wirklich liebt, der hat kein Leben.

Der hat vielleicht eine religiöse Existenz.

Aber in Gottes Augen ist das kein Leben, und dafür gibt es auch kein Leben.

Denn letztlich haben die Epheser sich verhalten wie ein guter Schriftgelehrter: bibeltreu, engagiert, der Sünde Widerstand leistend, die Irrlehre bekämpfend und bei all dem ausdauernd, unbeirrt und entschieden.

Aber für einen guten Schriftgelehrten gab es schon damals in Galiläa nichts.

Der hatte ohne Zweifel eine religiöse Existenz. Aber vom Leben war der weit entfernt.

Die Frucht

Wenn man Gott liebt, dann will Jesus demjenigen vom Baum des Lebens zu essen geben.

Wer jetzt an Brokkoli, Wirsing und Kohlrabi denkt, liegt falsch.

Die Eva hat nicht von dem Baum gegessen, weil das alles so gesund und ballaststoffreich aussah. Sondern da steht: 1.Mose 3,6

6 Und die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise und dass er eine Lust für die Augen und dass der Baum begehrenswert war, Einsicht zu geben;

Also das war erste Sahne.

Das war nicht karge Kost, und der Hunger treibts rein.

Das war Sachertorte mit Rotwein, Lachsbrötchen und knallende Korken.

Das will Jesus denen geben, die ihn lieben.

Woran also hat Jesus gemerkt, dass die Epheser Gott achten und ehren, ihn aber nicht lieben?

Was sind die Indizien für sachlich korrekten Glauben, der leider nur zu einer religiösen Existenz führt, aber nicht zu Leben?

Das Überschäumende fehlte. Leben ohne Schampus. Anstrengend, aber nicht schön. Richtig, aber langweilig.

Wenn diese Leute sich ändern, will Jesus den himmlischen Schampus beisteuern: Nahrung vom Baum des Lebens, der neben der Hängematte steht. Im Paradies, nicht in der Liste der absolvierten Pflichten.

„Leben im Überfluss“ hat Jesus das in Johannes 10,10 genannt. Schampus für die Gläubigen. So geht Glaube, so geht Gemeinde. Konfetti für alle.