Offenbarung 4,1 Der Sinn von Türen

Da ist Johannes zurecht erstaunt.

Dass es an der Außenwand des Himmels eine Tür gibt!

Gut, es gab auch schon einmal eine Leiter. Bei Jakob. Aber die berührte nur mit ihrer Spitze den Himmel, und wie die Engel dann in den Himmel rein kamen, wird nicht beschrieben. Wahrscheinlich darf man es sich recht wolkig vorstellen.

Und an dieser Leiter stand zudem ein Schild „Crew only“. Jakob durfte sie nicht benutzen.

Die Tür, die Johannes jetzt sieht, ermöglicht aber den Zugang von Fremden.

Also von Leuten, die ursprünglich im Himmel nichts zu suchen hatten.

Allerdings geht es hier nicht um die Frage, ob Gläubige in den Himmel kommen. Selig werden. Gerettet werden.

Sondern hier geht es um Information. Um die Aufhebung des Datenschutzes.

Die Aufschrift „streng geheim“ an der Himmelstür wird entfernt.

Man könnte natürlich meinen, dass ja nur Johannes reingehen und sich umschauen darf.

Aber das ist nicht wahr.

Denn Johannes darf ja deswegen rein, damit wir uns ein Bild machen können.

Johannes soll uns sozusagen mit hinein nehmen.

Damit ist die Tür für alle Gläubigen offen.

Erste Offenart

Offenbarung, Kapitel 4Zum einen ist die Tür für alle Gläubigen dadurch offen, dass Johannes uns allen erzählen kann, was er im Himmel (und auch sonst) gesehen hat.

Im Grunde ist die ganze Offenbarung eine Offenlegung himmlischer Zustände.

Und nicht nur himmlischer, wenn wir an die Drachen und die Heuschrecken denken.

Die gesamte Offenbarung dient dazu, dass wir hinter die Kulissen schauen dürfen.

Das war für Israel selbst nicht vorgesehen. In Israel gab es die Propheten, die von Mal zu Mal von Gott Anweisungen bekamen, welche Teile des himmlischen Ratschlusses sie veröffentlichen sollten.

Man konnte diese Propheten allerdings auch befragen, so dass sie wiederum Gott befragten. Spielt in der Bibel keine so große Rolle, weil die biblischen Berichterstatter in größeren Bezügen dachten und darum viel vom kleinen Grenzverkehr mit Gott nicht notiert haben.

Auf jeden Fall ist dieses die erste Art der offenen Tür, die uns angeboten wird: Durch das Lesen der Bibel erhalten wir Einblick in die Zusammenhänge der unsichtbaren Welt.

Zweite Offenart

Zum anderen haben die Gläubigen auch jenseits des Bibellesens Zugang zu den internen Bereichen der unsichtbaren Welt.

Das ist im Alten Testament immer wieder angekündigt worden.

Joel hat in Kapitel 3 bereits die Visionen, Weissagungen und Träume aller Gläubigen angekündigt; Hesekiel (39,29) wusste schon, dass Gott eines Tages viel weniger der Verborgene sein wird als zu seiner Zeit; Jesaja (54,13) gab bekannt, dass alle Gläubigen direkt von Gott gelehrt sein werden und nicht mehr die Zwischenschaltung von Priestern oder Propheten brauchen werden.

Wir sind also, was die offene Tür im Himmel angeht, nicht mehr nur auf Johannes angewiesen. „Wem Weisheit mangelt, der bitte Gott“, sagte Jakobus in diesem Zusammenhang. Die Geheimnisse des Himmels sind wissbar, und der Wille Gottes ist aus dem Bereich der Geheimhaltung entkommen. Der Heilige Geist wird uns in alle Wahrheit leiten, und wir werden die Wahrheit erkennen, und so weiter.

Die unterbliebene Anwendung

Offenbarung vierDie einzelnen Christen und noch viel mehr die Gemeinde in ihrer Gesamtheit hätten also Zugang zu Gottes Plänen und Gedanken, und da Gott auch die Pläne des Bösen kennt, hätte man indirekt auch Zugang zu den Vorhaben der dunklen Macht. Wobei man diesen Zugang dadurch bekommt, dass Gott einem so rät, dass die Pläne des Bösen, die wir im Einzelnen gar nicht kennen müssen, scheitern werden.

Das wären natürlich grandiose Möglichkeiten, wenn man sie nutzen würde.

Man wird aber wohl sagen müssen: 95% aller ernsthaften Christen (von Namenschristen und Kirchenmitgliedern reden wir hier gar nicht) wissen nichts von diesen Möglichkeiten, und von den restlichen 5% ist es den meisten zu mühsam, sich um diese Dinge zu bemühen. (Oder wieviele Gläubige kennen Sie, die die Offenbarung lesen und verstehen?)

Und oft wissen die 5% auch gar nicht, was sie mit diesen Möglichkeiten anfangen sollen. Wo sie das in ihrem Leben einbauen sollen.

Und so ist die Tür zwar offen.

Aber kaum jemand schaut hindurch.

Vermutlich finde das nicht nur ich schade. Sondern Gott auch.