Offenbarung 5 – Was steht in diesem Buch?

Ja, das ist auch wieder blöd: Da gibt es diese Buchrolle in Offenbarung 5, und eigentlich will doch jeder wissen, was drin steht.

Aber als die Buchrolle geöffnet wird, wird uns überhaupt nichts vorgelesen.

Bis zum Schluss der Offenbarung bekommen wir keinen einzigen Buchstaben des Inhalts zu sehen oder zu hören.Offenbarung 5

Um es kurz zu machen:

In diesem Buch stehen die Absichten Gottes.

Oder frömmer ausgedrückt: Der Wille Gottes. Der Ratschluss Gottes.

Der Inhalt dieses Buches ist folglich überhaupt nicht neu.

Der Wille Gottes ist schon seit Jahrtausenden der Gleiche.

Und das Wachs der Siegel dürfte schon recht brüchig gewesen sein, denn die Siegel sind mindestens seit Mose auf der Buchrolle oder auch schon seit Noah.

Immer schon, das wollte ich sagen.

Das Neue ist also nicht der Inhalt des Buches. Sondern das Neue ist, dass jetzt einer kommt, der das Buch öffnen kann.

Das Neue sind nicht die Informationen darüber, was Gott nun eigentlich will. Den Willen Gottes kennen wir seit Adam und Eva. Er ist zwar in den nachfolgenden Jahrtausenden kleinteiliger geworden, auf viele Einzelheiten runtergebrochen. Aber verändert hat sich Gottes Wille nie.

Das Neue ist, dass der Wille Gottes jetzt endlich geschehen kann.

Denn das war bisher nicht der Fall.

Warum der Wille Gottes bis dahin nicht umsetzbar war

Letztlich ist und war es immer Gottes Absicht, Menschen zu finden, mit denen er zusammen leben konnte.

Denn Gott wollte jemanden haben, den er lieben konnte. Dazu ist aber eine gewisse Nähe nötig. Liebe mit riesigem Abstand ist nicht sehr wirkungsvoll und wohl auch nicht befriedigend.

Diese Nähe zu den Menschen war aber bis Jesus nicht möglich, weil der Mensch „sündig“ war, also über Eigenschaften im Verhalten verfügte, die nicht mit Gott kompatibel waren.

Aber auch das Gegenteil zur Liebe war bis zu Jesus nicht möglich: Also dass Gott diejenigen Menschen aussortiert, die nicht dazu geeignet sind, Gottes Liebe aus nächster Nähe zu erleben.

Letzteren Vorgang nennen wir im Fachjargon „Gericht“.

Denn dieses „Gericht“ hätte praktisch alle Menschen getroffen.

Da wären nicht viele übrig geblieben.

Die allermeisten Menschen waren zu sündig, zu wenig bereit den Willen Gottes zu tun, als dass sie mit Gottes Heiligkeit vereinbar gewesen wären.

Gott hätte 99,9% der Menschheit vernichten müssen.

Übrig geblieben wären so ein paar Nasen wie David, Abraham, Elia – naja, lassen Sie es noch weitere 10.000 gewesen sein, aber das war jetzt nicht die Menge, die der Größe von Gottes Liebe angemessen gewesen wäre.

Andersrum gesagt:

Es gab bis Jesus eigentlich keine Alternative zur Sünde.

Denn selbst wenn ein Israelit das Gesetz umfassend einhielt, war er die Sünde noch immer nicht los.

Wenn es aber keine Alternative zur Sünde gibt, ist es irgendwie ungerecht, die Menschen aufgrund ihrer Sünden zu verurteilen.

Was im Jahr 30 geschehen ist

Jesus hat dafür gesorgt, dass es eine Alternative zur Sünde gibt:

  • Er hat bewiesen, dass man dem Teufel nicht gehorchen und ihm nicht auf den Leim gehen muss.
  • Er hat sich dem Willen Gottes, der zu seiner Kreuzigung führte, gebeugt. Er hat also selbst in der schwierigsten Lage nicht gegen den Willen Gottes gehandelt.
  • Der Teufel hat zum ersten Mal nicht gegen einen Menschen gewonnen. Sondern er hat verloren. Damit ist Jesus aber höher und mächtiger als der Teufel, konnte ihn aus dem Himmel rauswerfen und ihn so seiner Macht berauben. Es gibt jetzt eine Alternative zum Teufel.
  • Durch das beste Opfer, das jemals zur Vergebung der Sünden gebracht wurde, ist die Sünde erledigt. Das Opfer war größer und wertvoller als alle Sünden der Welt. Folglich gibt es jetzt auch für Gott eine Alternative zum Gericht: Vergebung. Auch Gott selbst kann die Sünde als besiegt betrachten.

Buch mit sieben SiegelnDamit ist jetzt aber nicht nur die Möglichkeit gegeben, dass der Wille Gottes tatsächlich geschieht, sowohl im grenzenlosen Segen als auch in der Verurteilung.

Sondern wir haben auch eine Person, die so gut und so mächtig und so unantastbar ist, dass sie tatsächlich den Willen Gottes in Kraft setzen kann.

Denn das geschieht durch das Brechen der Siegel:

Die Urkunde, deren Inhalt wir längst kannten (weil der Wille Gottes seit Mose kein Geheimnis mehr ist), wird jetzt in Kraft gesetzt, und derjenige, dem die Urkunde zum Öffnen überreicht wird, erhält damit sozusagen seine Bestallungsurkunde. Indem er die Siegel bricht, wird er der König.

(Das ist hier sehr parallel zur Kaiserkrönung in Rom beschrieben: Der Kaiser bekam seine versiegelte Bestallungsurkunde überreicht, und mit dem Brechen der Siegel fand der Machtantritt statt, Applaus brandete auf, die Diener fielen huldigend nieder. Überhaupt war das Brechen eines Siegels zur Inkraftsetzung des Inhalts der Urkunde damals im Rechtswesen üblich. Wir haben das heute noch bei der Testamentseröffnung: Es wissen möglicherweise alle, was im Testament drin steht. Aber erst, wenn es eröffnet wird, tritt es in Kraft.)

Zurück zur Frage: Was steht in dem Buch?

Da in dem Buch der Wille Gottes steht, steht also drin, dass Gott unbedingt Menschen haben will, die er lieben kann.

Gleichzeitig steht drin, dass die Menschen die Freiheit haben, sich zu entscheiden. (Die hatten sie zu Machtzeiten des Teufels so nicht.)

Damit steht aber auch die Verurteilung drin, denn sie ist nun gerechterweise möglich. Sünde ist nicht mehr zwangsläufig.

Zusammengefasst:

Das Buch handelt vom Gericht. Die einen werden freigesprochen, die anderen werden verurteilt.