1.Korinther 1,18 – die Logik humpelt
Da hat Paulus wohl nicht richtig nachgedacht.
Oder sein Schreiber war unaufmerksam.
Denn das Gegenteil von Dummheit ist in diesem Text ja die ganze Zeit Weisheit.
Was die Korinther zu lesen bekommen, ist aber 1. Korinther 1,18
18Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft.
Da hätte man jetzt wohl doch „Gottes Weisheit“ erwartet.
Denkansätze
Wenn Paulus hier auf die Verschiedenheit der Denkansätze hinweist, dann macht er das sehr gründlich.
Er bleibt gar nicht bei den Denkansätzen stehen, sondern geht weit darüber hinaus.
Der Denkansatz der Juden war (zumindest nach des Paulus Beschreibung):
Wenn der Messias kommt, dann muss es epochale Wunder geben.
So wie damals am Horeb, als der Berg gewackelt hat.
Man braucht Zeichen vom Himmel (wie Matthäus 12,38 oder Matthäus 16,1), etwas astronomisches. Die Sonne sollte stillstehen wie bei Josua oder rückwärts gehen wie bei Hiskia.
Diese Wunder, die Jesus getan hat, das reicht nicht für den Erlöser oder für die Herrschaft Gottes.
Der Denkansatz der Griechen war:
Die Lösung für die Probleme der Welt muss unglaublich genial sein. Von bestechender Logik. Das muss etwas sein, wo die intelligentesten Menschen seit Jahrhunderten nicht drauf gekommen sind. Ein Konzept, dem kein vernünftiger Mensch widersprechen kann. Durchaus in der Art wie die philosophischen Lehrgebäude, die man schon hatte, aber sie irgendwie alle überragend.
Wenn es dumm kommt
Bei so einer Erwartungshaltung ist natürlich die Botschaft, dass Gott es zugelassen hat, dass der Welterlöser ermordet wird, einfach nur albern.
Dass das Böse besiegt ist, weil der Teufel den Einen nicht überlisten konnte, dieser damit zu Unrecht starb (denn er hatte den Tod durch keine Sünde verdient) und der damit auferweckt werden konnte, das war für schlaue Ohren nun wirklich affig. Noch dazu, wo das Böse ja offensichtlich gar nicht besiegt war. Es war für alle sichtbar immer noch am Werk.
Und darum versucht Paulus es auch erstmal gar nicht mit Weisheit.
Das Wort vom Kreuz ist erstmal keine Weisheit. Sondern es definiert sich über das Handeln Gottes.
Und ob man das Handeln Gottes nun weise nennen will oder nicht, ist völlig egal. Gott handelt, und das hat man zur Kenntnis zu nehmen, weil man es ohnehin nicht verhindern kann.
Wieder nur ein Wort
Nun ist Ihnen möglicherweise aufgefallen, dass nicht das Kreuz selbst unsere Kraft ist, sondern das Wort vom Kreuz.
Das hängt damit zusammen, dass Sie dem Kreuz nicht glauben können. Sie können auch nicht „an das Kreuz“ glauben.
Sie müssen den Erzählungen über das Kreuz glauben.
Sie müssen zusätzlich all den Aussagen glauben, welche das Kreuz interpretieren. Also dass
· Jesus geopfert wurde in Anlehnung an die Sündopfer des Alten Bundes
· Jesus das Passahlamm ist, dessen Blut letztlich in die Freiheit führt
· der Teufel besiegt wurde, weil er einen (der Sünde) Unschuldigen hinrichten ließ, der deshalb wieder auferstehen konnte
· das Reich Gottes der ganzen Welt zur Verfügung steht, weil die Juden den König dieses Reiches (und damit das Reich) nicht wollten
Hinzu kommt, dass nicht etwa das Gerede über das Kreuz unsere Kraft ist. Frommes Gerede über das Kreuz gibt es jede Menge, ohne dass irgendeine Kraft davon ausgeht oder dahintersteckt.
Sondern in dem Wort muss immer auch Gott selbst drin stecken. Oder, wenn Ihnen die Formulierung lieber ist: Der Heilige Geist.
Wie man so sagt: Wenn der Missionar kommt, muss Gott schon dagewesen sein.
Oder das Gleiche mit Bibelstelle: Psalm 127,1
Wenn der HERR das Haus nicht baut, arbeiten seine Erbauer vergebens daran. Wenn der HERR die Stadt nicht bewacht, wacht der Wächter vergebens.
Die Sache mit der Kraft
Wenn also das Wort vom Kreuz für uns Kraft Gottes ist, dann ist das aus zwei Gründen so:
· Wir gehen davon aus, dass Gott in diesem Wort ist.
· Wir glauben dem Wort (der Verheißung usw.), und der Glaube ist das, wo im Verhältnis zu Gott immer die Kraft herkommt.