1.Korinther 11,27 unwürdig

In 1.Kor 11:27 steht, dass schuldig wird, wer das Abendmahl unwürdig nimmt. Diese Aussage hat dazu geführt, dass Christen nicht zum Abendmahl gehen, weil sie Streit mit jemanden haben oder meinen, sich in der vergangenen Woche auf eine andere Art und Weise nicht heilig genug benommen zu haben.

Dieses Verständnis ist aber falsch.

1. Adverb statt Adjektiv

Das Wort „unwürdig“ an dieser Stelle ist ein Adverb, kein Adjektiv. Es beschreibt also die Qualität eines Verbes, nicht die eines Substantives. Es beschreibt das Wesen einer Handlung, nicht das Wesen einer Person.

Es ist hier also nicht der Mensch unwürdig, sondern sein Verhalten während des Abendmahls.

Im aktuellen deutschen Sprachgebrauch gibt es rein äußerlich keinen Unterschied zwischen dem Adverb „unwürdig“ und dem Adjektiv „unwürdig“. In der alten Lutherbibel stand an dieser Stelle noch „unwürdiglich“, wodurch klar war, dass es sich um ein Adverb handelte.

2. Der Zusammenhang

Ab Vers 17 bis zum Ende des Kapitels geht es nur um ein Thema: Die unhaltbaren Zustände bei der Durchführung des Abendmahls in Korinth. Es geht darum, dass es einige Menschen gab, die scheinbar vom Abendmahl gar nichts abbekamen oder nur so wenig, dass sie hinterher immernoch hungrig waren, während andere, die zuerst da waren, schnell alles aufaßen und den Wein restlos lehrten, sodass sie hinterher völlig überfressen und betrunken waren, während die anderen, die später kamen, nichts abbekommen hatten.

Und die Begründung der Erstesser war: „Wir waren hungrig, da konnten wir nicht warten.“ Darum heißt der letzte Satz dieses Abschnitts: „Wer Hunger hat, der esse daheim.“

Das Abendmahl war als gemeinsame Aktion der Gemeinde gedacht, an der alle gleichberechtigt teilhaben konnten, Reiche und Arme, Sklaven und Freie. Dieses Essen sollte deutlich machen, dass Jesus sein Leben für alle ohne Unterschied gegeben hatte. Und genau genommen war Jesus bei diesem Essen sogar anwesend. Wenn dann bei diesem Essen aber die gleichen Regeln galten wie in der Welt, nämlich das Recht des Stärkeren und der Sieg des Gewiefteren, dann wurden die Absichten Jesu mit Füßen getreten.

Das Abendmahl wird dann „würdig“ durchgeführt, wenn die Einheit der Gemeinde und die Liebe untereinander darin sichtbar wird.

3. Zusammenfassung

Einen Zustand, in dem man „unwürdig“ ist, das Abendmahl zu nehmen, gibt es eigentlich nicht. Es gibt einen Zustand, wo es sinnlos ist – z.B., wenn jemand gar nicht an den Auferstandenen glaubt.

Eine Art und Weise, wie man das Abendmahl „unwürdig“ durchführt, gibt es aber sehr wohl. Und um diese Art der Durchführung geht es in 1. Korintherbrief, Kapitel 11.