1.Timotheus 2,5+6 umfassende Zuständigkeit, termingebunden

1.Timotheus 2,5–6

5Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus,

6der sich selbst als Lösegeld für alle gab, als das Zeugnis zur rechten Zeit.

Reden wir doch mal über Zuständigkeit.

Einfach, weil Paulus hier darüber redet.

Wobei er die Zuständigkeit ein wenig erläutern muss, denn sie hatte sich geändert, und nicht jeder war bereit, die neuen Zuständigkeiten zu akzeptieren.

So hatte Paulus den Timotheus in den Versen vorher aufgefordert, für alle Menschen zu beten, sogar für die Politiker, und er kannte erstmal prinzipiell keine Ausnahmen: Nicht für alle Menschen, und auch nicht für Politiker.

Und er begründet das damit, dass es nur einen Gott gibt.1.Timotheus 2,5

Begründung der Zuständigkeit

Wenn es mehrere Götter gäbe, dann könnte man die Zuständigkeiten aufteilen. Die römischen Götter waren ja nach Zuständigkeit eingeteilt, und die Schutzheiligen der katholischen Kirche haben auch abgegrenzte Zuständigkeitsbereiche.

Aber wenn es nur einen Gott gibt, dann fallen alle Menschen in seinen Zuständigkeitsbereich. Und wenn dieser Gott ein echter Gott ist, dann muss er auch allen Menschen das bestmögliche Leben anbieten, das machbar ist. Das steht schon in der Ansage an Abraham drin: „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde“ (Genesis 12,3).

Zuständigkeit des Vermittlers

Es kommt nun noch dazu, dass es auch nur einen Vermittler zwischen dem einzigen Gott und den Menschen gibt. Auch hier gibt es nicht mehrere Vermittler mit unterschiedlichen Zuständigkeiten. Es gibt nur einen, der ist war vernünftigerweise ein Mensch. Denn wenn er zwischen den Menschen und Gott vermitteln soll, dann ist es unpraktisch, wenn er Meteorit oder ein Kohlrabi ist. Die Verständigung mit einem Kohlrabi ist schwierig, und wie soll jemand vermitteln, der die Sprache der einen Seite nicht spricht?

Wer also mit Gott klarkommen will, der ist auf diesen einen Vermittler angewiesen. Es gibt keine Wahlmöglichkeit. Buddha oder Mohammed stehen nicht zur Wahl.

Der Typ mit dem Lösegeld

Das Zeugnis, um das es in Vers 6 geht, ist die Tatsache, dass der Vermittler sein irdisches Leben als Lösegeld gegeben hat.

Gott hätte das Problem mit der Sünde auch irgendwie anders lösen können. Er ist Gott, er ist unabhängig, er kann das so oder anders entscheiden.

Gott hätte einfach in seinem Inneren beschließen können, dass er den Menschen alle Sünden vergibt. Dann hätten wir einen ähnlichen Zustand wie heute, nur dass es niemand wüsste. Wir hätten kein „Zeugnis“ von Gottes Absichten.

Andererseits hätte Gott uns natürlich auch ein anderes Zeugnis für seine Entscheidungen geben können. Ein Schild am Himmel „jedem Antragsteller werden die Sünden vergeben“. Oder jeder Mensch bekommt an seinem 13. Geburtstag einen nächtlichen Traum, in dem Gott ihm mitteilt, dass er einen Antrag auf Sündenvergebung stellen kann. (Der 13. Geburtstag deshalb, weil man in Deutschland vorher nicht religionsmündig ist.)

Das Rechtsverhältnis

Gott hat entschieden, das Verhältnis zu den Menschen in die Form eines Rechtsverhältnisses zu gießen. Das hat den Sinn, dass der Mensch tatsächlich zuversichtlich glauben kann.

Wenn wir auf Gottes unergründliche Entscheidungen angewiesen wären, dann könnten wir nicht zuverlässig glauben, denn wir wüssten ja nicht, auf welche Idee Gott als nächstes kommt. Wenn die Beziehung zu Gott aber durch ein Rechtsverhältnis bestimmt wird, dann ist festgelegt, was Gott unter welchen Umständen machen darf und was nicht.

Das Zeugnis des Rechtsverhältnisses

1.Timotheus 2,6Das Leben Jesu, sein Tod und seine Auferstehung sind ein Zeugnis dafür, dass sich das Rechtsverhältnis geändert hat. Dadurch, dass wir von Jesu Leben, Tod und Auferstehung wissen, sind wir über die neuen Rechtsverhältnisse informiert, die ab diesem Moment für alle Menschen gelten.

Wir können das neue Rechtsverhältnis auch verstehen, weil wir das Leben Jesu, seinen Tod und seine Auferstehung ebenfalls verstehen können. Wir können das einordnen, was da passiert ist. Wir können auf die Opfer im Alten Testament schauen, und können sagen: „Ach guck mal, jetzt hat Jesus genau dieses Opfer gebracht, was wir ja seit Mose schon kannten.“

Zur rechten Zeit

Dass dieses Zeugnis für die neuen Rechtsverhältnisse „zur rechten Zeit“ stattfindet (die Übersetzung von dem, was Paulus hier schreibt, ist wohl ein bisschen schwierig), ist vor allem ein Hinweis auf das zweite Gottesknechtslied. Paulus denkt in alttestamentlichen Bahnen, und dort wird im zweiten Lied vom Gottesknecht (Jesaja 49,8) gesagt, dass Gott dem Gottesknecht zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt zu einer unvergleichlichen Stellung verhelfen will. Da Paulus davon ausgehen kann, dass Timotheus diese Textpassage auch auswendig drauf hat, darum zieht er hier, sozusagen im Nebensatz, diese Parallele.

Paulus sagt damit, dass das, was in Jesaja 49 angekündigt wird, mit Jesus erfüllt ist. Und da  im Gottesknechtslied gesagt wird, dass Könige sich vor Gott niederwerfen werden und die Menschen aus allen Himmelsrichtungen (Jes 49,12) zu Gott und seinem Reich kommen werden, und weil außerdem gesagt wird, dass der Gottesknecht das Licht der Nationen sein wird und seine Rettung bis zum Ende der Erde reichen wird, darum hat Paulus schon in den Versen vorher gesagt, dass die Gemeinde beim Beten prinzipiell für alle Menschen und sogar für alle Politiker zuständig ist.

Und das, weil es nur einen Gott gibt, nur einen Vermittler zwischen Gott und den Menschen und auf jeden Fall dieses eine pünktliche Zeugnis, welches über die neuen Rechtsverhältnisse und damit über die neuen Zuständigkeiten informiert.