2.Korinther 13,03-05 was ihr wollt

Das war ja das, um was es die ganze Zeit schon ging:

Ob der Paulus nun eigentlich eine Vollmacht hat, oder ob er sie nicht hat.

Ist Paulus für das, was er macht und sagt, von Christus bevollmächtigt oder nicht.

Wenn man Paulus reden hört, hört man dann Gott oder doch nur Paulus.

Den Rest kennen wir schon von den Pharisäern: Man fordert ein Zeichen.

Einen Beweis.

Der Paulus soll beweisen, dass er tatsächlich von Christus geschickt wurde.

Im Grunde soll der Paulus sich rechtfertigen für das, was er da sagt.

Und das, sagt Paulus, wird er jetzt tun.

Die Korinther fordern einen Beweis, dass wenn Paulus den Mund aufmacht, dass dann Gott redet.

Und diesen Beweis werden sie bekommen.

Sie haben ihn ja schließlich selber verlangt.

Sie brauchen sich also nicht zu beschweren über das, was da jetzt auf sie zukommt.

unerwartet

Allerdings hatten die Korinther irgendeinen schönen Beweis erwartet.

So wie damals die Pharisäer.

Ein Wunder. Etwas Erstaunliches. Etwas, von dem man später stolz erzählen konnte, dass man dabei gewesen war.

Paulus kündigt den Korinthern allerdings an, dass der Beweis nicht schön sein wird.

Obwohl er gründlich und stark sein wird.

Aber nicht schön.

Es wird Gericht.

Beschämung. Peinlichkeit. Nichts, was man später gerne erzählen wird.

Die Quelle des Unheils

Nun ist die Quelle des Unheils, das sich da über den Korinthern zusammenbraut, aber gar nicht Paulus.

Sondern Paulus sagt: Es ist der Christus.

Und der, sagt Paulus, ist mächtig.

Zugegeben: Paulus ist nicht mächtig. Paulus ist eher schwach.

Wenn der Paulus etwas sagt, dann kann man das ignorieren.

Oder kritisieren.

Für Unsinn erklären.

Der Paulus kann das, was er sagt oder meint, nicht durchsetzen.

Aber wenn tatsächlich der Christus im Paulus wohnt und durch den Paulus spricht, dann ändert sich die Lage.

Denn dann käme aus dem Mund des Paulus Gottes Wort.

Und von dem weiß man, dass es schärfer ist als ein zweischneidiges Schwert und stärker als ein Hammer, der Felsen zerschmettert (Jer 23,29).

Denn Gottes Wort schafft immer auch Realität. Gottes Wort ist so wahr, dass es sofort Wahrheit schafft.

Und so, wie das Wort vom Heil sofort eine Realität geschaffen hat, als Christus es sagte, so wird das Wort vom Unheil ebenso schlagartig eine Realität schaffen.

Und aus einer Realität kann man sich nicht mehr rauswinden.

Die Wirklichkeit zu ignorieren ist immer ein schwieriger Vorgang.

Und wenn jetzt der Christus in dem Paulus nach Korinth kommt und ein Wort des Gerichtes sagt, dann ist Gericht. Dann kann man sich nicht mehr aussuchen, ob einem der Text passt oder nicht.

Nicht ganz für voll

Das Problem war natürlich auch, dass die Korinther schon den Christus nicht ganz für voll nahmen.

Klar, zum Segnen war der gut.

Dafür, dass er uns das Heil erwirbt, dazu taugt der was.

Für warme Gefühle konnte man den gut brauchen.

Streicheleinheiten für die Seele nimmt man gerne von dem entgegen.

Und zur Erzeugung großer emotionaler Erlebnisse war der willkommen.

Ein saftiger Lobpreis, ein kräftiges Halleluja: Wunderbar!

Aber ansonsten wird der doch nichts machen.

Wir haben doch nichts von dem zu befürchten.

Der ist ja nur gut, nur Liebe, also im Grunde harmlos. „Aus Schwachheit gekreuzigt“, sagt Paulus.

Na eben. Der tut nichts, der will nur spielen.

Darum wies Paulus hier jetzt darauf hin, dass der Christus mit Gottes Macht und Kraft auferstanden ist.

Dass der zwar damals auf der Erde relativ harmlos war: Der hat den Pharisäern nichts getan und dem Teufel einfach nur widersprochen.

Aber jetzt ist er der Mächtigste von allen.

Und wenn Paulus jetzt zu Besuch nach Korinth kommt, und wenn dann der Christus in dem Paulus wohnt und durch den Paulus spricht, dann wird da nicht warme Seelenmassage bei rauskommen und nicht huldvolle Worte herzlicher Höflichkeit.

Sondern dann wird der Christus diesen Leuten sagen, was er über sie denkt.

Nicht der Paulus sagt den Leuten, was er über sie denkt.

Sondern der Christus. Durch den Mund des Paulus.

Und diese Meinung des Christus werden die Leute dann zur Kenntnis nehmen müssen.

Da hilft dann auch Ignorieren und Kritisieren nichts mehr.

Vermeidungsstrategie

Diesem unangenehmen Erlebnis können die Korinther noch aus dem Wege gehen.

Indem sie nämlich, so sagt es Vers 5, sich selber prüfen.

Bisher haben die vor allem den Paulus geprüft.

Und waren nie zufrieden.

Der Paulus hat die Prüfung durch die Korinther nicht bestanden.

Aber Paulus geht davon aus, dass der Christus den Paulus geprüft hat, und der Christus war mit dem Paulus soweit zufrieden, dass der Christus in dem Paulus wohnen kann und durch den Paulus reden kann.

Und darum sollen die Korinther jetzt vielleicht lieber mal sich selber prüfen, ehe der Christus es macht.

Und sie sollen prüfen, „ob sie im Glauben stehen“.

Immer das Gleiche: Ein bisschen Vertrauen gibt es nicht.

Entweder ganz oder gar nicht.

Und Paulus fragt auch nicht, ob die Leute sich gläubig benehmen.

Ob sie den Regeln moralischer Anständigkeit genügen.

Er fragt die Leute ganz grundsätzlich und prinzipiell, ob die eigentlich im Glauben stehen.

Die sollen das bitte prüfen.

Und der Paulus gibt diesen Prüfauftrag an eine Gemeinde, die ja doch schon eine Weile besteht.

Das sind keine Newcomer, keine Anfänger.

Aber wenn der Christus nicht in denen ist, dann nutzt ihnen die langjährige Mitgliedschaft gar nichts.

Und Paulus setzt das gleich: „im Glauben sein“ und „Christus in euch“.

Wir haben neuen Bund. Da ist das beides identisch. Der neue Mensch ist dadurch gekennzeichnet, dass nur noch die Hülle des Alten da ist. Innen ist jetzt der Christus.

Und der Paulus sagt denen: die sollen nachschauen. Ist der Christus in ihnen? Lässt sich ja feststellen.

Aber Paulus lässt auch die Möglichkeit offen, dass die Korinther zwar fromm sind, aber der Christus nicht in ihnen wohnt. Den Zustand, der dann zutrifft, nennt Paulus „unbewährt“.

Also unbrauchbar, unecht, Scheinchristen. Wenn der Christus nicht in ihnen ist, dann sind sie nur (gebildetes und belesenes) Fleisch. Sie haben nur, was die Natur ihnen gibt. Sie haben einen angelesenen Glauben, sie haben vielleicht jede Menge Überzeugungen. Aber das, auf was es ankommt, haben sie nicht.

Vielleicht haben diese Menschen eine Unmenge Bibelkenntnis. Und einige solide und fundierte Meinungen.

Aber das hat der Teufel auch. Der Teufel kennt die Bibel vermutlich besser als jeder von uns – darum konnte er Jesus ja mit der Benutzung eines Bibelwortes versuchen, und wir erleben das ja immer wieder, wie der Teufel gerade Bibelworte benutzt, um die Sünden von Menschen zu rechtfertigen und um Gemeinden zu zerstören.

Und dass der Teufel ebenfalls der Meinung ist, dass Gott der Herr ist, das hat uns schon Jakobus wissen lassen: Jak 2,19

19 Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht; auch die Dämonen glauben und zittern.

Bedeutende Bibelkenntnis und eine solide Meinung haben die Zeugen Jehovas und die liberale Theologie auch.

Und darum sollen die Korinther nicht ihre Bibelkenntnis überprüfen und nicht ihre Meinungen kontrollieren, sondern sie sollen untersuchen, ob der Christus in ihnen ist.

Konsequenz

Wenn der Christus in denen wäre, dann müssten sie ja auch in der Lage sein, die Worte des Paulus richtig zu beurteilen.

Dann müssten sie ja merken, ob das, was der Paulus sagt, mit dem, was der Typ in ihnen sagt, übereinstimmt.

Wenn in ihnen natürlich nur sie selber stecken und ihre eigene Meinung, dann wird es selbstverständlich zwischen dem, was der Paulus sagt, und dem, was in den Leuten ist, eine unüberhörbare Disharmonie geben.

Aber wenn der Paulus wirklich die Worte des Christus wiedergibt, dann geht die Disharmonie zu Lasten der Zuhörer, nicht zu Lasten des Paulus.

Das ständig wiederkehrende Problem

Das ständig wiederkehrende Problem, auf das Paulus hier hinweist, ist der Umgang mit Predigern, Ältesten, Pastoren, Buchautoren und ähnlichen Leuten.

Man hört sich an, was die sagen.

Und dann entscheidet man, ob man das nun machen will, was die sagen.

Ob man das eigene Leben danach ausrichten will.

Also man geht davon aus, dass der da vorne eine Meinung hat, und die bläst er jetzt in die Welt hinein.

Und das, was mit meiner eigenen Meinung übereinstimmt, das akzeptiere ich gerne, und das, was mir nicht gefällt, das ignoriere ich. Das fällt unter den Tisch.

Also der Vortrag, die Predigt, die Bibelstunde oder das Buch als Menükarte, aus der ich meine Lieblingsspeisen auswähle.

Und so lange wie der da vorne wirklich nur seine eigene Meinung in die Luft bläst, kann man das auch machen.

Da passiert nichts.

Und das kommt oft vor, dass Leute mit einem hohen Sendungsbewusstsein nur ihre eigene Meinung in die Welt blasen. Dass die immer sagen „Christus! Christus!“, aber die meinen nur „Ich! Ich!“.

Darum soll man die Propheten beurteilen, und man soll alles prüfen und das Gute behalten.

Aber was ist, wenn der da vorne in Wahrheit ein Sprachrohr Gottes ist?

Wenn der eine Vollmacht hat für das, was er sagt? Einen Auftrag? Wenn Jesus durch den redet?

Wenn der da vorne sogar dann eine Vollmacht hat, wenn er nicht lichtdurchflutetes Heil und die Seele wärmenden Sonnenschein verkündet, sondern Gottes Gericht?

Wenn man dann Zuhören a la Card betreibt oder Lektüre a la Card, dann wird man es über kurz oder lang nicht mehr mit dem da vorne oder mit dem Buchautor zu tun bekommen, sondern mit dem, der den da vorne oder den Buchautor gesandt hat.

Zusammenfassung

Und die Zusammenfassung des Ganzen?

Jesus hat der Gemeinde und damit auch dem Einzelnen in der Gemeinde etwas zu sagen.

Und er wird es sagen.

Früher oder später.

So oder so.

Man kann es allerdings beeinflussen, was der am Ende sagen wird.

Zumindest innerhalb einer bestimmten Frist.

Gott gibt seinen Leuten durchaus Zeit.

Aber irgendwann ist die Zeit rum.

Und dann kommt der Christus und spricht sein Urteil.

Durch den Paulus, durch den Petrus, durch irgendwen anders oder ganz direkt und persönlich.

Wohl dem, der dann rechtzeitig die Weichen richtig gestellt hat.