Epheser 1,3 weit entfernter Segen

Man könnte ja davon ausgehen, dass gesegnet zu werden ganz schön ist.

Paulus fängt den Epheserbrief aber damit an, dass er den Segen in ganz weite Ferne rückt.

Epheser 1,3

3Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus,

Nicht, dass Paulus die geistlichen Segnungen irgendwie definiert.

Dass er uns (oder den Ephesern) beschreibt, um welchen Segen es sich im Einzelnen handelt.Epheser 1,3

Damit man wenigstens eine Ahnung bekommt, wovon er hier redet.

Die ganz Klugen werden hier jetzt vermutlich widersprechen und werden sagen, dass wir mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt gesegnet sind, also mit allem, was zur Verfügung steht, und das sei doch Definition genug.

Nun ja. Aber man hätte vielleicht doch gerne etwas, womit man was anfangen kann.

Irgendwie hört sich das hier nicht besonders alltagstauglich an.

Der Segen der Gesundheit im Alten Bund

Da lobe ich mir den alten Bund. Da gab es Segen, der praxistauglich war.

Es gab, sofern man gottesfürchtig genug war, den Segen der Gesundheit.

Seuchen und Aussatz waren Strafe, Gesundheit und langes Leben Belohnung.

Davon ist nach Jesu Auferstehung nicht mehr die Rede.

Krankenheilungen gibt es nur noch als Ausnahmewunder in seltenen Fällen oder als Gnadengabe des Heiligen Geistes, und als Timotheus es mit dem Magen hatte, wird ihm mehr Wein empfohlen, und als Trophimus krank wurde, hat Paulus ihn krank in Milet zurückgelassen, anstatt für ihn zu beten oder ihm die Hände aufzulegen oder zumindest den Timotheus aufzufordern, für Trophimus zu beten.

Ja, das waren noch vernünftige Zeiten, als Gott durch Gesundung Erkrankter segnete! Bei Paulus gibt es „geistliche Segnungen in der Himmelswelt“.

Der Segen des Wohlstandes im Alten Bund

Im Alten Bund versprach Gott denen, die ihn fürchteten, den Segen des Wohlstandes. Dieser Wohlstand konnte durch reiche Ernte oder viele Kinder eintreten, und er wird so beschrieben, dass jeder Gläubige unser seinem eigenen Weinstock sitzt und die Krüge voller Öl sind.

Im Neuen Bund ist Gott die drohende Privatinsolvenz seiner Schäfchen egal und die finanziellen Engpässe der Gläubigen nichts, was irgendwas mit der Erlösung zu tun hätte.

Das hat schon bei Jesus angefangen, dass der reiche junge Mann alles den Armen geben sollte und der reiche Kornbauer, der verantwortungsvoll mit seinem Erntesegen umging, als Narr bezeichnet wird. Lukas haut eine Seligpreisung von Jesus raus, die da lautet: Lukas 6,20

20Und er erhob seine Augen zu seinen Jüngern und sprach: Glückselig ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes.

Als ein Jude Jesus bat, ihm zu helfen, weil sein Bruder ihn um sein Erbe betrogen hatte, erklärte Jesus sich für nicht zuständig (Lk 12,14), und als Judas das Geld für das teure Parfüm lieber den Armen gegeben hätte, war das Jesus nicht recht.

Das Einzige, was einem im Neuen Bund zugesichert wird, ist genug zu Essen und genug anzuziehen, aber der Menschensohn hat noch nicht einmal etwas, wo er „sein Haupt hinlege“ (Lk 9,58), was zu der folgenden Aussage des Paulus führte: Phil 4,12

12 Sowohl erniedrigt zu sein, weiß ich, als auch Überfluss zu haben, weiß ich; in jedes und in alles bin ich eingeweiht, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden.

Ja, das waren noch Zeiten damals im Alten Bund, als Segen sich wenn schon nicht in Reichtum, so doch zumindest in Wohlstand ausdrückte. Im neuen Bund scheint Geld immer nur zu zählen, wenn man weggibt. Ansonsten gilt „wehe euch Reichen, ihr habt Euren Lohn schon“.

Der Segen der Zufriedenheit, der Ruhe

Im Alten Bund gab es den Segen der Zufriedenheit. Man kann es auch Glück nennen oder ein rundes Leben. Es gab den Sabbat, wo man einfach nur rumsitzen und der Zeit beim Vorbeigehen zuschauen sollte. Und man konnte sich diesen Umgang mit der Zeit leisten. Trotz der viel kürzeren Lebenserwartung.

Dieser Segen beinhaltete politischen Frieden, wenig Kriminalität und eine gewisse Rechtssicherheit.

Seit Jesus sagen die Seligpreisung, dass die nach der Gerechtigkeit Hungernden die Privilegierten sind und die Trauernden und die Weinenden und die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten. Man hat „jede geistliche Segnung in der Himmelswelt“, aber auf der Erde Ärger ohne Ende.

Alttestamentliches Segensverständnis

FrankfurtWenn Christen also gerne sagen, sie seien so sehr gesegnet, weil sie 15 Enkelkinder haben oder einen großen Geldsegen oder weil sie wieder gesund geworden sind oder weil sie knapp einem Unglück entgangen sind, dann ist das von vorne bis hinten alttestamentlich.

Segen im Neuen Testament ist durch und durch geistlich, also nicht materiell.

So kann man natürlich für die Geburt eines Enkelkindes danken, aber dann müsste man auch für den Tod eines Enkelkindes danken.

Die Aufforderung in den Briefen lautet nämlich, für alles zu danken (1.Thess 5,18; Eph 5,20) und nicht nur für das Gute. Nur für das Gute danken, dass können die Heiden auch, und seit der Teufel besiegt ist, gibt es für die Gläubigen nichts Böses mehr, weil Gott alles in Gutes verwandeln kann.

Dass man nicht nur das Gute von Gott entgegennehmen darf, sondern auch das Schlechte nehmen muss, wusste schon Hiob.

Der Segen ist Gott

Und warum gibt es nun im Neuen Bund nur so einen geistlichen Segen, mit dem eigentlich niemand etwas anfangen kann?

Weil der Segen im Neuen Testament eigentlich aus nichts anderem besteht als aus Gott selber.

Der ganze Segen im Alten Testament wie Gesundheit, Wohlstand, politischer Friede und solche Dinge waren ja nur ein Surrogat für das, was man noch nicht haben konnte.

Man konnte Gott in seiner Fülle noch nicht haben, darum bekam man so Teilsegen wie Wohlstand und Gesundheit und langes Leben. Das war die Sparversion. Gott gab den Gesegneten das Beste, was sie damals erhalten konnten. Aber das war eben nur kläglicher Ersatz für das Eigentliche.

Natürlich gab es auch zur Zeiten des Alten Bundes jede Menge Menschen, für die es überhaupt kein Ziel war, Gott als solchen zu bekommen. Die wollten viel lieber das Geld und das lange Leben und all den Komfort.

Aber es gab eben auch die anderen, die für Gott selber alles eingetauscht hätten, die dazu aber keine Möglichkeit hatten, weil es wegen der Sünde und der Unheiligkeit noch nicht ging. Von diesen Leuten stammen dann so Sprüche wie dass ein Tag in Gottes Vorhöfen besser ist als 1000 Tage irgendwo anders. Viele der Psalmen sind von solchen Leuten geschrieben. Weil diejenigen, die lieber das Geld oder die Gesundheit nahmen, nicht dazu neigten, Psalmen zu schreiben.

Fazit

Darum beschreibt Paulus die vollständige Liste der himmlischen Segnungen hier in Epheser 1,3 nicht, weil der Segen eigentlich aus Gott selber besteht.

Daraus ergeben sich dann für die einzelnen Momente des Lebens bestimmte Möglichkeiten und Chancen, die Paulus weiter hinten in seinen Briefen gelegentlich benennt.

Aber hier am Anfang sagt er erstmal:

Wir haben alles, was der Himmel zu bieten hat. Denn wir haben Gott.