Epheser 3,3 das Geheimnis und die Macht

Epheser 3,3

3 Denn mir ist durch Offenbarung das Geheimnis zu erkennen gegeben worden — wie ich es oben kurz geschrieben habe;

Gott hat also sein Geheimnis verraten.

Hätte Gott ja nicht machen müssen.

Gott kann seine Geheimnisse ja auch für sich behalten.

Macht er schließlich bei vielen seiner Geheimnisse so, dass er sie uns nicht verrät.

Dieses aber schon.

Es scheint Gott wichtig zu sein, dass wir es wissen.

Das Geheimnis daselbst

Da wir es hier mit einem von Paulus Endlossätzen zu tun haben, müssen wir das Geheimnis, das ihm verraten wurde, suchen. Man findet es in Eph 3,6

6 Die Nationen sollen nämlich Miterben und Mit-<Glieder am gleichen >Leib sein und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium,

Heißt also, dass ich, der ich keinerlei jüdische Abstammung habe, zu Gott gehören darf.

Das bedeutet dann auch alles, was daran hängt: Die Staatsangehörigkeit in Gottes Reich, der Zutritt zu Gottes Tempel, die Befreiung von der Macht des Bösen.

Der Pietist ist an dieser Stelle ergriffen und jubelt und fragt nicht weiter nach.

Ich schon.

Die erste Frage

Meine erste Frage lautet: Warum wollte Gott die nichtjüdischen Menschen dabei haben?Bring mich höher auf die Berge

Gott ist ja ohne die Mongolen und die Finnen nicht unvollständig.

Und es ist Jahrtausende ohne die Mongolen und die Finnen gegangen.

Weder ist der Himmel abhängig von den Mongolen und den Finnen, noch sind die Finnen und die Mongolen vom Himmel abhängig. Beide haben unabhängig voneinander über Jahrtausende existiert; das geht also.

Aber scheinbar meinte Gott, die Existenz der Finnen und Mongolen ließe sich verbessern. Die könnten besser leben als bisher.

Und diese Meinung passte auch sehr schön zu Gottes Bedürfnis zu lieben. Wen auch immer. Auch die Finnen und die Mongolen.

Offenbar gilt bei Gott: Je mehr, desto besser. Und da Gott aus dem Unendlichen schöpft, wird seine Liebe auch nicht knapp.

Die Antwort auf meine erste Frage ist also: Gott wollte die internationalen Menschen dabei haben, damit er wen zum Lieben hat und damit es diesen Menschen dadurch besser geht.

Der Pietist ist an dieser Stelle noch ergriffener und jubelt anhaltend.

Die zweite Frage

Meine zweite Frage wäre: Warum hat Gott dieses Geheimnis dem Paulus verraten?

Gott hätte das Geheimnis ja in Kraft setzen können und dann darauf warten können, dass die Finnen und die Mongolen von selbst drauf kommen.

Hätte vielleicht 1000 oder 2000 Jahre gedauert, aber irgendwann wären sie schon drauf gekommen. Das Alte Testament war ja vorhanden.

Die Neandertaler gab es schon vor über 100.000 Jahren, da wäre es jetzt auf tausend Jahre mehr oder weniger auch nicht angekommen.

Aber, da müssen wir jetzt den Pietisten enttäuschen: Es ging Gott gar nicht nur um die Liebe zu den Menschen.

Gott denkt da ein bisschen größer.

Es geht, wie so oft in der Bibel, um Macht.

Der Pietist konzentriert sich auf sich selbst. Was Gott an ihm bewirkt.

Das ist insofern naheliegend, als dass es auf den ersten Blick so erscheinen mag, dass niemand mir näher ist als ich selbst.

Also rein räumlich.

Aber auch davon, wieviel es mich angeht.

Meine Kopfschmerzen tun mir mehr weh als des Bundeskanzlers Kopfschmerzen, und mein Hunger ist drängender als der Hunger eines Marokkaners.

Wobei der Pietist durchaus den Marokkaner auch im Blick hat, aber das geht erst, wenn Gott am Pietisten gehandelt hat. Der Pietist soll und will ja Zeuge sein von dem, was Gott getan hat, und nicht Verkünder theoretischer Weisheiten, die er selbst nur halb verstanden hat. Also kommt der Pietist vor dem Marokkaner.

Die Machtfrage

Nun sind der Pietist, der Marokkaner, die Finnen und die Mongolen in Gottes Augen nicht unwichtig.

Für alle diese Leute ist Jesus gestorben und auferstanden, also sie und ihr Wohlergehen haben vor Gott schon Wert.

Aber letztlich hat Gott dem Paulus das Geheimnis verraten, Eph 3,10

10 damit jetzt den Gewalten und Mächten in der Himmelswelt durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes zu erkennen gegeben werde,

Die ganze Aktion ist also noch viel internationaler als international.

Alles, was irgendwie existiert, soll erkennen, welch eine hohe Qualität Gott zu eigen ist.

Im Endeffekt soll jeder sehen, dass da keiner mithalten kann.

Damit geht es letztlich darum, dass die Herrlichkeit Gottes überall sichtbar wird und überall anerkannt wird.

Dass Gott mich liebt, hat also nicht nur mit mir zu tun, sondern ist zugleich ein Hinweis für alle, die irgendwie zuschauen, dass Sie Gott ehren, hochachten, den Hut ziehen – kurz gesagt: ihn anbeten.

Wir stecken somit mitten in einer globalen, epochalen Angelegenheit.

Wir sind mit der Erkenntnis des Geheimnisses in nicht weniger hineingeraten als in den universalen Kampf zwischen Licht und Finsternis.

Und um diesen Kampf zu führen, dafür hat Gott uns das Geheimnis verraten, dass wir und die Mongolen bei Gottes Sache dabei sein dürfen. Oder sogar: Dabei sein müssen.

Wir sind Teil einer ganz großen Sache.

Hoffentlich kann der Pietist so universell denken und Gottes diesbezügliche Weisheit würdigen.