Epheser 4,7-10 - der Fahrstuhl des Christus
Sie können dankbar sein, dass Sie mich haben.
Denn wegen mir können Sie das Schnapsglas jetzt wieder beiseite stellen.
Das Schnapsglas, mit dem die Gnade von Christus gemessen wurde, welche Sie erhalten haben.
Denn wenn Sie den gängigen Theologen glauben, dann wird die Gnade, die Ihnen als Einzelperson zusteht, sehr genau berechnet. Nicht, dass Sie am Ende zu viel Gnade bekommen!
Epheser 4,7
7Jedem Einzelnen von uns aber ist die Gnade nach dem Maß der Gabe Christi gegeben worden.
Und da sagen nun viele Theologen: "das Maß der Gabe Christi" ist ein genau berechnetes Maß.
So wie Jesus genau berechnend war, als er nach der Auferstehung die Jünger am See traf und die Jünger dann Fische fingen. Eine genau berechnete Menge, genug fürs Frühstück und dass jeder der Jünger noch einen Fisch mit nach Hause nehmen konnte. (Johannes 21,6+11)
Oder beim ersten Fischzug des Petrus, wo der Ertrag der Fischer exakt der Miete für das Boot als Rednerbühne entsprach (Lukas 5,6).
Äh, ja, Sie merken schon, vielleicht muss man "das Maß der Gabe Christi" doch anders definieren.
(Die Sparfüchse berechnen das Maß der Gabe Christi" allein nach dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten Matthäus 25,15, welches das einzige Gleichnis ist, wo verschiedene Mengen von irgendwas an die Menschen verteilt werden. Beim Gleichnis von den anvertrauten Pfunden Lukas 19,13 bekommen alle die gleiche Menge.)
Der Zusammenhang
Diese Bibelstelle über den Paternoster des Christus ist aus einem Zusammenhang entnommen.
Die Verse vorher beschreiben, was alle Gläubigen (oder alle Menschen?) in gleicher Weise bekommen haben: 1 Leib, 1 Geist, 1 Hoffnung, 1 Herr, 1 Glaube, 1 Taufe, 1 Gott.
Das besitzen wir alle gemeinsam.
Die Gemeinde (= den Leib) müssen wir miteinander teilen. Den Gott auch. Was z.B. bedeutet, dass ich Ärger mit Gott bekomme, wenn ich etwas zum Nachteil eines seiner anderen Kinder tue. Gott gehört mir nicht alleine; er ist auch der Vater der anderen.
Und jetzt, in Vers 7, kommt das, was wir nicht teilen müssen: Nämlich die Gnade.
Es wird hier nicht diskutiert, ob der eine mehr Gnade bekommt und der andere weniger. Könnte ja theoretisch sein, dass ein Mensch so schlecht gelebt hat, dass er bei seiner Bekehrung eine besonders große Menge an Sünden angehäuft hat. Während ein anderer so langweilig ist, dass er mit wenig Gnade auskommt.
Hier wird nur gesagt: Es gibt für jeden von uns die Gnade nach dem Maß des Christus. Und das Maß des Christus ist die Fülle. Der Überfluss. Das Überlaufende. Es handelt sich um einen Mengenbegriff, der nicht zählbar oder messbar ist. (Auch wenn die Jünger die 153 Fische gezählt haben.) Das finden Sie im Vers 10 ausdrücklich gesagt.
Gott kann man zählen, die Gemeinde kann man zählen, aber die Gnade ist maßlos.
Begründung der Maßlosigkeit
Offenbar meint Paulus, dass die Aussage, dass jeder die Gnade nach dem Maß des Christus bekommen hat, nach einer Begründung verlangt.
Dass man so etwas nicht einfach behaupten kann.
Also begründet Paulus: Epheser 4,8
8Darum heißt es: »Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er Gefangene gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben.«
Ich diskutiere jetzt nicht, warum Paulus das Zitat aus Psalm 68,19 so verdreht hat. Paulus wird sich was dabei gedacht haben, und diesen seinen Gedanken nehmen wir jetzt auf.
Denn die unermessliche Gnade kann es nur geben, wenn der Teufel sie nicht mehr verhindern kann (wenn er also als Gefangener weggeführt wurde).
Und es kann sie nur geben, wenn Gott den Jesus wieder in den Himmel reingelassen hat. Wenn das Handeln Jesu also in Gottes Augen richtig war.
Wenn Jesus tatsächlich ohne Sünde war.
Und alles, was damit zusammen hängt.
Jesus muss im Himmel Zugriff haben auf alle die Ressourcen, die er uns geben will. Er wird sie ja nicht stehlen, um sie an uns zu verteilen.
Der Liefervorgang
Nun ist es damit nicht getan, dass Jesus Zugriff auf die himmlischen Ressourcen hat.
Die Dinger müssen ja auch bis zu uns kommen.
Kommen wir nun also zum Problem: Epheser 4,9
9Das Hinaufgestiegen aber, was besagt es anderes, als dass er auch hinabgestiegen ist in die unteren Teile der Erde?
Hier entsteht nun die Frage der Reihenfolge.
Viele Theologen sagen, Jesus sei zuerst herabgekommen (als er von Maria geboren wurde) und danach hinauf gestiegen (z.B. bei der Himmelfahrt).
Das ist für Theologen sinnvoll, denn viele von diesen Menschen wissen nicht, dass Jesus jetzt im Moment ja ebenfalls auf der Erde ist. Für diese Theologen ist die Geschichte mit Jesus soweit abgeschlossen. Ja, eines Tages wird er mal wiederkommen, mit den Engeln und zu Posaunenmusik. Aber jetzt ist Jesus für die Theologen im Himmel, was den Vorteil hat, dass er ihnen hier auf der Erde nicht in die Quere kommen kann.
Angeblich hat Jesus aber mal gesagt, dass wo zwei oder drei in seinem Namen ... (Mt 18,20) und dass er bei uns sei alle Tage bis ... (Mt 28,20). Und wenn Paulus in Eph 5:31+32 die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde mit der Ehe gleichsetzt, dann wird er nicht an eine Fernbeziehung gedacht haben, wo der Christus im Himmel ist und die Gemeinde auf der Erde.
Vor allem ist der Sinn dieser Rolltreppe ja, dass Jesus alles in allem erfüllt. Sagt Vers 10.
Sie können sich nun selber eine Meinung bilden:
-
Erfüllt Jesus alles, indem er zuerst auf der Erde lebt und danach in den Himmel auffährt?
-
Oder erfüllt Jesus alles, indem er durch Auferstehung und Himmelfahrt in die göttlichen Sphären aufsteigt, und dann (auch in Form des Heiligen Geistes) wieder zurück auf die Erde kommt?
Zur Entscheidung über Ihre Meinung können Sie auch bedenken, dass es für Paulus wichtig war, dass beide Personen (der Hinaufsteigende und der Herabsteigende) identisch sind. Was also ist bedeutsamer: Dass der, der auf der Erde gelebt hat, danach in den Himmel aufgefahren ist, oder dass der, der (als Sieger) im Himmel war, jetzt wieder bei uns ist?
(Am Ende ist es egal, wie Sie sich entscheiden. Aber das werde ich Ihnen nicht verraten. Der Unterschied ist nur, dass die Gnade umfangreicher in ihren Bestandteilen wird, wenn Jesus nach der Himmelfahrt wieder zurückgekommen ist. Denn natürlich macht es einen Unterschied, ob Jesus irgendwo im Himmel sitzt oder mit seiner ganzen Macht hier direkt bei uns.)
Völlig ausgeschlossen
Völlig ausgeschlossen sind übrigens irgendwelche Spekulationen, dass Paulus hier sagen wollte, dass Jesus auch ins Totenreich herabgefahren ist. Das kann zwar sein, macht aber für die Argumentation keinen Sinn. Dass wir alle die Gnade nach dem Maß der Gabe des Christus erhalten haben, hängt nicht von irgendwelchen Aktionen im Totenreich ab.
Die Wiederkehr des Schnapsglases
Wir kommen wieder zu Ihrem Schnapsglas.
Wer auch immer Sie sind: Es war für Gott unglaublich wichtig, dass Sie soviel Gnade bekommen, dass für nichts anderes mehr Platz ist.
Epheser 4,10
10Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel, damit er alles erfüllte.
Ab Vers 11 kommen die besonderen Aufgaben in der Gemeinde.
Und Sie? Tja, war wohl nichts. Kein Apostel, kein Prophet, kein Lehrer.
Haben diese besonderen Leute dann irgendwie mehr als Sie?
Hat Gott die lieber?
Passt Gott mehr auf die auf?
Ist Gott denen mehr zugewandt? Hat Gott mehr Zeit für die?
Die Antwort haben Sie in diesem Abschnitt des Epheserbriefes gelesen: Sie haben genauso 100% wie das Leitungspersonal.
Sie sind für Gott genauso wichtig wie all diese leuchtenden Sterne am christlichen Medienhimmel.
Sie werden auch im Himmel nicht weiter hinten sitzen als die Anführer.
Es gibt in diesem Sinne im Reich Gottes keine Hierarchie.
Gott hat Sie genauso lieb wie großen Prediger und Missionare, und Gott hat genauso viel Zeit für Sie wie für die scheinbar so Wichtigen.
Sie haben soviel Gnade, dass mehr überhaupt nicht geht.
Machen Sie was draus.