Epheser 6,17 das Schwert des Rechthabens

Diesen Artikel gab es im Jahr 2020 auch als Video.

Eph 6,17

17 Nehmt auch das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort!

Haben Sie es gehört?

Es gibt ein Schwert des Geistes.

Das soll man nehmen.

Klingt jetzt nicht besonders friedlich.

Man könnte ja auch die bunten Blumen des Geistes nehmen.

Würde mehr nach der Liebe klingen, die die Christen immer im Munde führen.

Aber nun gut, was soll man machen. Da steht „Schwert“, also nimmt man ein Schwert.

Und man soll das ja „nehmen“.

Man hat das scheinbar nicht einfach so und automatisch.

Eigentumsfrage

Wobei man sich dabei ja schon ein bisschen übergriffig fühlt.

Schließlich gehört einem das Schwert ja nicht.

Es ist ja nicht das Schwert des Müller. Es ist das Schwert des Geistes.

Ich könnte ja auch mein eigenes nehmen.

Gut, in diesem Falle nicht, weil es gerade in der Spülmaschine ist. Ich habe Feigen damit geschnitten, und das klebt jetzt so, das kriegt man mit der Hand kaum ab.

Aber ist ja egal. Ich soll ja gar nicht mein eigenes nehmen. Ich soll ja das Schwert des Geistes nehmen.

Dass der überhaupt eins hat!

Also ich könnte mir ja verschiedenes vorstellen, was der Heilige Geist so hat, aber auf ein Schwert wäre ich von alleine nicht gekommen.

Ich hätte gedacht, der Heilige Geist hat vielleicht Gefühle im Angebot. Dass man sich irgendwie fühlt. Zuversichtlich oder demütig oder so etwas.

Freude und Halleluja und Ekstase.

Das ist ja das, was die Leute immer so mit Pfingstgemeinden verbinden.

Na gut, wenn man den Zusammenhang liest, dann scheint es ja, als wenn der Heilige Geist viele Feinde hat.

Der scheint irgendwie gegen alles zu sein, was nicht er selber ist.

Also im Grunde ist der gegen die ganze Welt.

Wenn man so drauf ist, dann braucht man vielleicht ein Schwert.

Wobei die Kombination hier schon seltsam ist. Das Wort Gottes ist das Schwert des Geistes. Wenn die da mal nicht die Aufkleber durcheinander gebracht haben.

Denn das Wort Gottes, das ist doch eher das Schwert der Überzeugung.

Also ich glaube etwas, weil es geschrieben steht.

Ich bin überzeugt von dem, was im Wort Gottes steht.

Schwert der Argumentation

Und wenn noch jemand dazu kommt, ist es ein Schwert der Argumentation.

Also der andere behauptet was, und ich nenne dann irgendeine Stelle aus dem Wort Gottes, die beweist, dass er Unrecht hat.

Damit habe ich dann seine Argumente mit dem Schwert der Argumentation, also mit dem Wort Gottes, getötet.

Manchmal, wenn Leute gar keine Ahnung haben, widersprechen die einem dann.

Dabei habe ich ja das Wort Gottes benutzt als Schwert da Argumentation, da kann man ja nicht einfach widersprechen. Da hat man sich demütig drunter zu beugen.

Darum ist das eigentlich seltsam, dass die hier das Wort Gottes „Schwert des Geistes“ nennen, weil es doch eigentlich das Schwert des Rechthabens ist.

Denn Gott hat immer recht, und wenn ich das Wort Gottes benutze, habe ich folglich auch recht. Ist ja logisch.

Zwei Bibelstellen gegeneinander

Wobei die Funktionsweise von diesem Schwert ja noch nicht so richtig ausgereift ist.

1.Joh 1,8

8 Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.

Also das sagt, wir haben auf jeden Fall Sünde.

Kein Mensch, auch kein Gläubiger, ist ohne Sünde.

Und wenn man diese Stelle also als Schwert benutzt, denn diese Stelle ist ja Gottes Wort, dann kommt jemand anders und benutzt aus dem gleichen Brief eine andere Stelle als Schwert. 1.Joh 3,9

9 Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist.

Also das sagt jetzt genau das Gegenteil. Nämlich dass wir auf gar keinen Fall irgendeine Sünde haben.

Dann kann der erste sein Schwert natürlich einpacken.

Das Wort Gottes funktioniert bei ihm überhaupt nicht.

Und der zweite hat gewonnen.

Es sei denn, dem erste fällt jetzt eine andere Bibelstelle ein, die er nun wiederum als Schwert einsetzen kann.

Woraufhin dem anderen dann wieder eine Bibelstelle einfällt.

Erinnert irgendwie so ein bisschen an Jesus und den Teufel.

Bei dieser Versuchung Jesu.

Da hat der Teufel auch eine Bibelstelle benutzt, um zu beweisen, dass Jesus jetzt vom Dach des Tempels springen soll, und dann hat Jesus eine andere Bibelstelle benutzt, um zu beweisen, dass er besser nicht springt.

Gut, das war jetzt ein bisschen anders als in meinem Beispiel.

In meinem Beispiel würden beide weiterhin auf ihrer Meinung beharren.

Bei der Versuchung Jesu hat der Teufel irgendwie nachgegeben.

Vielleicht liegt der Fehler schon darin, dass Jesus das Wort Gottes gegen den Teufel benutzt hat, und die Christen benutzen es gegeneinander.

Vielleicht ist das gar nicht so gedacht, dass man das Schwert gegen andere Christen einsetzt.

Oder überhaupt gegen andere Menschen.

Vielleicht soll man das wirklich nur gegen den Teufel und die Dämonen und so einsetzen.

Das sagt ja auch Eph 6,12

12 Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistigen <Mächte> der Bosheit in der Himmelswelt.

Wobei das dann ja ein bisschen einseitig wird in seiner Verwendung.

Gott redet

Das seltsame ist ja, dass mir bei der ganzen Sache gar nichts gehört.

Das Schwert ist Schwert des Geistes und gehört dem Geist.

Das Wort ist Wort Gottes und gehört damit Gott.

Und wenn ich jetzt das Wort Gottes benutze, dann ist das irgendwie so, als wenn Gott selber redet.

Darin liegt vermutlich auch die Kraft von diesem Schwert.

Denn Gottes Wort erschafft ja Realität.

Das ist ja schöpferisch. War ja schon am Anfang so: Gott sprach, und es wurde.

Also wenn Gott redet, dann ist das so wahr, dass wenn die Sache bis jetzt noch nicht so ist, wie Gott das sagt, dann wird sie in dem Moment so, wo er das sagt.

Wenn ich also den Teufel angreife mit diesem Schwert, dann begegnet der Teufel damit Gott. Und damit verliert er.

Seit Jesus gesiegt hat, hat der Teufel verloren.

Das Problem ist dann nur, dass Gott von sich aus ja nichts gegen den Teufel sagt.

Sondern ich muss dem Teufel sagen, was Gott gesagt hat.

Boah, das nimmt kein Ende.

Denn damit das funktioniert, muss ich wissen, was Gott gesagt hat.

Und ich muss auch irgendwie verstanden haben, was Gott sagen wollte, als er das gesagt hat.

Als ich jung war, also kürzlich, gab es mal einen Kurs „schärfe das Schwert“.

Der war dazu da, damit man dann bessere Waffen gegen den Teufel hat.

Gut, in Wahrheit wurde der eher dazu benutzt, damit man bessere Waffen gegen andere Gläubige hatte.

Aber vom Prinzip her war der Gedanke, dass ich dem Teufel sagen soll, was Gott gesagt hat, und damit ist der Teufel dann besiegt. Und damit ich weiß, was ich dem Teufel sagen kann, darum sollte ich mich in meiner Bibel auskennen.

Also im Grunde: Das Werkzeug kann noch so gut sein. Wenn ich damit umgehen kann, wenn ich den Umgang nicht geübt habe, dann kann ich die Qualität des Werkzeugs nicht nutzen.

Eigeninteressen

Aber irgendwie hat dieses Schwert nach wie vor nicht so furchtbar viel mit mir zu tun.

Denn es ist das Schwert des Geistes und nicht das Schwert des Müller.

Und es ist das Wort Gottes und nicht das Wort des Müller.

Hört sich irgendwie danach an, als wenn es für meine eigenen Interessen gar nicht brauchbar ist.

Denn der Heilige Geist wird ja wohl seine Interessen durchsetzen wollen und nicht meine.

Und das Wort Gottes wird ja wohl Gottes Interessen wahrnehmen und nicht meine.

Klingt nicht danach, als wenn da irgendwer meine Meinung durchsetzen will.

Scheinbar wird hier von mir erwartet, dass ich Gottes Kampf kämpfe.

Das hätte dann natürlich den Vorteil, dass man nur gewinnen kann.

Denn Gottes Kampf kämpfen mit Gottes Schwert –

- gut, wer gar nicht kämpft, der kann nicht gewinnen, und ob man einen Kampf verlieren kann, in den man nie eingestiegen ist –

wer aber Gottes Kampf mit Gottes Schwert mit Gottes Wort kämpft, der kann natürlich nur gewinnen.

Weil Gott nicht verlieren kann.

Aber eigentlich gewinne dann nicht ich, sondern Gott.

Ob das das ist, was ich will?

Gegen mich

Ich werde das Schwert natürlich nicht nehmen.

Das ist ja so ein Kamikaze-Teil.

Das richtet sich ja zuerst einmal gegen die Sünde in mir.

Oder die Sünde durch mich.

Von wegen Splitter und Balken und so. Das geht immer zuerst gegen den Balken.

Außerdem bin ich derjenige, bei dem ich am meisten ausrichten kann.

Also warum sollte das Schwert sich irgendwo hin wenden, wo nur wenig Erfolg zu erwarten ist, also beim Tobias oder bei der Helene, wenn das Schwert im Kampf gegen meine Sünde und meine Unfreiheit und meine Abhängigkeiten vergleichsweise große Erfolge erziehen kann?

Ich bin der schwerste Fall

Andererseits bin ich derjenige, mit dem ich es am schwersten habe.

Das Wort Gottes auf Hinz und Kunz anwenden, das kann jeder.

Man müsste es auf sich selbst anwenden.

Aber da merkt man dann den Widerstand natürlich am heftigsten.

Wenn der Andere den Forderungen Gottes nicht entsprechen kann, dann ist er halt ein Depp und unwillig und ungehorsam.

Aber wenn ich merke, dass ich selbst den Forderungen Gottes nicht entsprechen kann – ich bin ja weder ein Depp noch unwillig noch ungehorsam.

Aber das ist eben das Problem mit diesem Schwert, dass es in keinster Weise meins ist.

Wenn ich es in die Hand nehme, dann macht das irgendwas, was Gott will oder was der heilige Geist will, denn denen gehört es.

Und wenn das Schwert mir auch nur ein bisschen helfen will – und es heißt ja immer, dass Gott mich liebt, also kann man vielleicht davon ausgehen, dass das Schwert mir tatsächlich helfen will – dann wird es wohl gegen das vorgehen, was mich gefangen hält.

Also gegen meine Gedanken und Gewohnheiten.

Gegen meine Haltung.

Schwert der Erkenntnis

Was bei der Sache ja auch stört, ist, dass das gar nicht das Schwert der Erkenntnis ist, das hier gereicht wird.

Also dass man den Feind mit Hilfe von Bibelkenntnis niedermäht.

Oder mit Hilfe irgendeiner Theologie.

Mit griechischen Wortbedeutungen.

Mit angeblichen Zitaten von Luther und Bonhoeffer.

Auf diese Weise könnte man sich einen Standpunkt erarbeiten, und den könnte man dann für den Rest des Lebens verteidigen.

Aber dieses Schwert ist ja irgendwie lebendig.

Hebr 4,12

12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens;

Und wenn das lebendig ist, dann verändert sich das ja.

Das passt sich an.

Das ist dann irgendwie immer neu.

Mein ganzes Leben lang.

Also man wird nicht klüger und noch klüger und noch klüger, und irgendwann ist man superklug, und dann kann man Schwert mit zwei Fingern oder mit verbundenen Augen benutzen, und man siegt trotzdem.

Sondern das Schwert entwickelt sich immer weiter.

Und das hört nie auf.

Denn das ist das Schwert des Heiligen Geistes, und der ist relativ unendlich.

Und das ist das Wort Gottes, das ist ebenfalls ziemlich unendlich.

Das ist doch eine Zumutung, dass man mit einem Schwert kämpfen soll, von dem man nicht weiß, was es morgen …

Oder gegen wen es morgen …

Also wenn man so gar keinen Standpunkt entwickeln kann, den man dann mit aller Kraft gegen die anderen verteidigen kann.

Im Grunde ist man ständig auf diesen Gott angewiesen.

Man muss es nehmen

Und jetzt soll man das also nehmen.

Das Schwert des Geistes.

Und natürlich soll man etwas damit machen.

Eph 6,13

13 Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag widerstehen und, wenn ihr alles ausgerichtet habt, stehen <bleiben> könnt!

Am Ende sollen also nur noch wir dastehen.

Alles andere soll besiegt sein. Erledigt. Geschlagen auf dem Boden liegen.

Also da muss man jetzt schon mal hinlangen.

Da kann man nicht einfach sitzen bleiben und der Welt beim Entwickeln zuschauen.

Da muss man aktiv entscheiden, was das niederzuschlagende Objekt ist.

Man muss ja wissen, wo man mit dem Schwert hinschlagen soll.

Und das muss man vorher entscheiden.

Sonst fuchtelt man mit dem Teil da in der Luft rum, und hinterher ist die Luft kaputt, aber ansonsten hat das nichts gebracht.

Also: Wohin wollen Sie mit dem Schwert schlagen?

Was denken Sie: Wen oder was sollten Sie als nächstes umbringen?

Einen Feind erkennen

Um das Schwert benutzen zu können, müssten man den Feind natürlich kennen.

Erkennen.

Und dann muss man halt draufhauen.

Aber eben nicht mit eigenen Ressourcen, sondern mit dem Wort Gottes.

Man kann den Feind ja nicht mit den eigenen Möglichkeiten besiegen.

Aber eigentlich muss das Schwert selber den Feind erkennen.

Das hat so einen Sensor.

Das sagt einem dann, wo man hinhauen muss.

Aber dazu muss es in die Hand nehmen.

Und dann muss man energisch zuschlagen.

Das ist schließlich ein Schwert.

Mit Luftschlangen wäre das was anderes. Mit denen kann man nicht energisch zuschlagen.

Schlusswort

Also verlieren kann man eigentlich nicht. Sofern man das Schwert benutzt.

Gewinnen kann man aber nur, wenn man das Schwert in die Hand nimmt.

Wenn man das Schwert nicht benutzt, hat man ohnehin schon verloren.

Es gibt kein Unentschieden.

Pattsituationen sind nicht möglich.

Tja, so ist das mit dem Schwert.

Und was machen Sie nun?

Nehmen Sie es?