Kolosser 1,16 keine Macht den Mächtigen!

16 Denn in ihm ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte: Alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen;

Philosoph hätte er werden sollen, der Paulus.

So schön erklärt er uns hier den Sinn von allem!

Man könnte es natürlich auch etwas alltagstauglicher ausdrücken:

Paulus erklärt hier, warum der Sieg des Christus zwangsläufig ist. Und zwar der Sieg, den wir in unserem Alltag umsetzen können. Nicht der theoretische Sieg, nicht der zukünftige Sieg in der Ewigkeit.

Paulus nennt uns hier den Grund, warum letztlich alle Mächte aller Art uns dienen müssen. Warum alle wie auch immer gearteten Gewalten nicht anders können, als dem Christus untertan zu sein.

Jesus steht über den Dingen

Jesus ist der übergeordnete Zweck all dieser Mächte und Gewalten.

Alle diese Kräfte sind wegen ihm geschaffen worden.

Letztlich sind damit alle diese Dinge nur ein Mittel, um den Christus erkennen zu können oder um ihn zu verherrlichen. (Was auf das Gleiche rauskommt.)

Damit bestimmt aber auch der Christus, inwieweit diese Dinge siegreich oder unterlegen sind.

Der Christus hat alle diese Mächte und Gewalten in der Hand.

Was diese Dinge im Einzelnen sind

Es geht hier nicht um die geschaffenen Tiere und Pflanzen und ähnliches, sondern hier geht es um Mächte und Gewalten, die geschaffen worden sind, und das ist ja auch das Eigentliche, das der erste Schöpfungsbericht erzählt:

  • Die Erschaffung der Zeit. Wie Sie wissen, eine Macht, der niemand entfliehen kann.
  • Die Erschaffung der Anziehungskraft von Materie. Wenn Sie Ihre Lieblingstasse oder das Flugzeug nicht mehr auffangen konnten, wissen Sie, wie stark diese Macht ist.
  • Die Erschaffung des Lichts: kein Leben ohne dieses und auch kein Sonnenbrand. Vielleicht erkennt man die Macht des Lichts auch erst, wenn man erblindet ist.
  • Die Erschaffung des Lebens – oder übt die Tatsache, dass Sie leben und überleben müssen, keine Macht über Sie aus?

Wenn Sie jetzt noch bedenken, dass es in diesem Zusammenhang auch die Macht der Beziehung gibt – neues Leben kann, zumindest in der höheren Form, nur durch Bewegung oder Beziehung entstehen, und wenn Sie dann bedenken, welche Macht Beziehungen mitunter auf Menschen haben -

… und das waren jetzt nur die Mächte, die uns als rein sachliche Gewalten im ersten Schöpfungsbericht beschrieben sind.

Diejenigen Mächte, die von weit weniger eindeutiger Sachlichkeit sind, wurden ja noch gar nicht erwähnt.

Die Angst

Nehmen wir als Beispiel die Angst. Eine beispiellose Macht.

Und ohne Gott kann die Angst einen fertig machen.

Aber wenn wir den Christus einbeziehen, dann ermöglicht es die Angst erst, den Christus zu erkennen.

Die Angst dient dazu, dass wir erkennen können, dass es das Gegenteil von Angst geben muss.

Oder geben sollte.

Wenn wir wissen wollen, was der Christus uns bringt, müssen wir zuerst erfahren haben, was die Angst uns gebracht hat.

Und dann können wir sagen: Das Gegenteil davon, dass erwarte ich vom Christus.

Man könnte das Licht nicht erkennen, wenn es keine Finsternis gäbe, und so kann man das Gegenteil von Angst nicht erkennen, wenn man die Angst nicht kennt.

Die Angst ist also auf Christus hin geschaffen.

Die Angst muss dem Christus dienen, indem sie auf das hinweist, was der Christus gebracht hat.

Damit ist die Angst aber nicht mehr mein Feind.

So wie Paulus den sogenannten Stachel im Fleisch zuerst als Feind empfand, bis Gott ihm erklärte, dass das für Paulus eine Hilfe zum Glauben war.

Wenn die Angst nicht Hilfe zum Glauben ist, dann ist sie nur zerstörerisch und böse.

Wenn sie aber darauf hinweist, dass Jesus das Gegenteil von Angst bringen will, dann erfüllt sie ihren Sinn, dann sieht man, dass sie tatsächlich auf Jesus hin erschaffen wurde.

Das Unbewusste

Ein weiteres, sehr mächtiges Machtinstrument ist das Unbewusste oder das Unterbewusste.

Man darf davon ausgehen, dass mindestens 80% unserer Haltungen und Entscheidungen ausschließlich vom Unterbewusstsein regiert werden.

Ob man bestimmte Menschen sympathisch findet oder ätzend, ist keine rationale Entscheidung. Das entscheidet unser Unterbewusstsein schneller, als wir überhaupt denken können.

Und gegen diese Entscheidung des Unterbewusstseins hat man praktisch keinen Einfluss.

Das Verhältnis zu Juden, Farbigen und irgendwelchen Minderheiten entsteht nicht durch bewusstes Denken. Darum ist da mit Argumenten nichts zu machen.

Ob jemand süchtig wird oder wohnsitzlos, ob jemand erfolgreich wird oder ein Versager, hängt einzig von den Regungen des Unterbewusstseins ab.

Unsere Meinung zu Herrn Trump, zur Mülltrennung oder zu Spinnen entsteht nicht durch eine rationale Entscheidung.

Und die Angst, die ich gerade schon erwähnt hatte, entsteht bei rasenden Autos und gefräßigen Krokodilen aus vernünftigen Erwägungen, aber bei den meisten Dingen entsteht die Angst aus einer für uns unzugänglichen internen Steuerung.

Darum wird man ihrer ja auch nicht Herr.

Argumente

Wobei natürlich jeder für seine völlig unbewusste Entscheidung tausend Argumente findet.

Der Wohnsitzlose, der Erfolgreiche und der Versager finden selbstverständlich jede Menge äußerer Gründe, warum es so gekommen ist, und kann das Geschehene logisch begründen.

Wer Juden nicht mag, findet ebenfalls Argumente, und wer Araber nicht mag, der auch.

Wer Herrn Trump verehrt, kennt 1000 Gründe, und wer ihn ätzend findet, kennt genau so viele.

Allerdings steht die eigentliche Entscheidung lange vor den Argumenten. Die Argumente suchen wir und benutzen wir, um zu zeigen, dass unsere Entscheidung selbstverständlich extrem durchdacht ist und wir auf keinen Fall willenlose Sklaven unseres Unterbewusstseins sind, sondern freie und kluge Denker.

Oder dass wir Opfer von bösen Menschen oder korrupten Systemen sind, aber keinesfalls Opfer unseres eigenen Denkens.

Eine Macht für Christus

Sofern nun unser Unterbewusstsein so geprägt ist, dass es uns zu einem glücklichen Leben verhilft und den Menschen in unserer Umgebung auch, ist alles gut.

Aber wir kennen viele Fälle in jedem Menschenleben, wo das Unterbewusstsein uns extrem behindert.

Wo unsere unbewusste Konditionierung unsere Beziehungen zerstört.

Oder wo unbewusste Einflüsse uns zum Alkohol treiben oder in die Depression, wo diese Einflüsse uns auf das Geld fixieren als Hoffnungsträger oder wo wir Befehlen folgen, die durch den Einfluss unserer Vorfahren in unserer Seele sind, die wir aber selbst gar nicht kennen. Wir stehen dann neben uns und wundern uns, warum unsere Leben trotz aller gegenteiligen Bemühungen immer wieder so gelaufen ist.

Und leider ist gegen die Macht des Unterbewusstseins kein Kraut gewachsen. Therapien aller möglicher Schulen sind da nur sehr begrenzt erfolgreich, und am Ende schaffen wir es dann eben doch nicht, über unseren eigenen Schatten zu springen. Darum heißt es ja auch, dass nicht derjenige ein Held ist, der andere besiegt, sondern der ist ein Held, der sich selbst besiegt.

Damit wird aber klar, dass wir eigentlich jemanden brauchen, der diese Macht bricht.

Wir brauchen jemanden, der mächtiger ist als unser Unbewusstes.

Wir brauchen jemanden, der da Veränderungen schaffen kann, wo wir keinen Zugriff haben.

Wenn wir also erkennen, wie sehr wir gefangen sind, können wir sehen, was die Freiheit bedeutet, die Jesus bringen will.

Wenn wir das Unterbewusste ohne den Christus betrachten, dann führt es nur dazu, dass wir vorgegebene Pläne erfüllen, auf deren Entwurf wir gar keinen Einfluss hatten.

Wenn wir das Unbewusste aber mit dem Christus anschauen, dann sehen wir zum einen unsere eigene Machtlosigkeit, zum anderen aber den, der an der Stelle unserer größten Machtlosigkeit mit seiner Macht die Dinge verändern kann.

Das Unbewusste wurde also letztlich auf Jesus hin geschaffen, also dazu, dass wir ahnen können, wie Freiheit eigentlich wirklich sein könnte.

Nur weil es den Christus gibt, macht das Unbewusste Sinn. Ohne den Christus sorgt es vor allem für Durcheinander und Rätselhaftigkeit.

Die Phantasie

Noch eine dritte Macht sei als Beispiel genannt, die auf den Christus hin erschaffen wurde: die Phantasie.

In unserem weltlichen Leben kann sie sowohl positiv als auch negativ wirken:

  • positiv, indem wir uns Ziele und Wünsche vorstellen können, die irgendetwas besser machen. Oder indem sie Literatur und Musik ermöglicht.
  • negativ, indem wir uns Szenarien vorstellen, deren Eintreffen wir befürchten, die aber niemals wahr werden. Sorgen entstehen durch Phantasie, nicht durch Tatsachen.

Ihre wirkliche Stärke spielt die Phantasie aber erst aus, wenn man sie mit dem Christus verbindet.

Wenn man sich nämlich nicht nur vorstellen kann, was Menschen sich nun mal so vorstellen können, sondern wenn man sich vorstellen kann, was Gott sich vorstellt.

Was Gott sich vorstellt, ist in der Bibel umfangreich beschrieben. Aber wenn wir das dort beschriebene mit unserer Phantasie erfassen können und uns darum ein Leben für uns selber vorstellen können, das ansonsten unvorstellbar wäre, dann haben wir heilige Phantasie – eine Phantasie, die für die Zwecke des Christus geschaffen ist.

Schlusswort

Wir sind in unserem Leben vielen Mächten ausgesetzt.

Sogar vielen, die uns im Alltag gar nicht so sehr als Mächte bewusst sind, weil wir uns so an sie gewöhnt haben oder weil wir die Alternative nicht kennen.

Aber alle diese Mächte sind nur dazu da, Gott zu dienen.

Alle dieser Gewalten sind dazu da, dass der Erlöser uns von ihrem schlechten Einfluss erlöst.

Alle diese Throne, Reiche und Fürstentümer sind dafür erfunden, dass wir denjenigen suchen, der stärker ist als sie.

Alle Unterdrückung hat den Sinn, dass wir den Befreier erkennen und uns befreien lassen.