Philipper 3,11 Seelsorge für Paulus

Armer Paulus!

Hat er doch offensichtlich die Gewissheit bezüglich seiner Auferstehung verloren.

Schreibt er doch in Vers 11: „ob ich irgendwie hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten.“

Braucht Paulus Seelsorge, um seine Heilsgewissheit wieder zu erlangen?

Nein, braucht er nicht. Und zwar aus zwei Gründen:

Fortsetzung von Vers 10

Der Vers 10 endet damit, dass Paulus dem Tod Jesu gleich werden will.

Also letztlich: Sterben wegen Gott.

Und das will Paulus, weil seine Methode ist, um Christus mit all seinen Ausmaßen zu erkennen, also zu erfahren.

Also um etwas wahrnehmen zu können, dass ein normaler Mensch nicht wahrnehmen kann.

Wenn der Paulus in Vers 10 dem Tode Christi gleich werden will, dann will er ja nicht möglichst schnell in einen Sarg.

Sondern er will, um mit den Evangelien zu reden, sein Leben verlieren, um sein Leben zu gewinnen.

Wenn Paulus nun aber am Ende von Vers 10 tot ist, also sein Leben verloren hat, dann kann es ja so nicht bleiben.

Dann wäre die Geschichte ja plötzlich zuende.

Sondern er muss jetzt im Leben das neue Leben bekommen.

Für die jenseitige Auferstehung des Paulus ist Jesus gestorben. Da braucht der Paulus nicht mehr für zu sterben. Oder eine sonstige Leistung zu erbringen.

Aber für die diesseitige Auferstehung des Paulus, also dass das neue Leben hier und jetzt Macht und Gestalt in Paulus‘ Erscheinungsbild bekommt, dafür muss er etwas tun.

Die Auferstehung im Anschluss an das Krematorium, die geschieht von alleine, wenn man Jesus akzeptiert hat.

Die Wirkung der Auferstehung im hiesigen Leben bedarf unserer Förderung.

Ex und Hopp

Der zweite Grund, warum Paulus nicht etwa seine Heilsgewissheit verloren hat, haben alle diejenigen, die eine Bibel mit Anmerkungen haben, schon vor sich:

In Vers 11 steht nämlich eigentlich nicht „Auferstehung“, obwohl unsere Bibeln das in ihrer Hilflosigkeit so übersetzen.

Der Paulus hat vor „Auferstehung“ im griechischen ein „Ex“ gesetzt.

Wie bei Exhumierung und Extraktion.

Auf Deutsch kann man das nicht wiedergeben.

Was der Paulus sagen will: Er will den nächsten Schritt nach der Auferstehung gehen.

Er will in diesem Moment nicht aus dem Grab auferstehen, denn diese Auferstehung hat er sicher.

Sondern er will aus der Auferstehung auferstehen, er will aus der Auferstehung tatsächlich eine machen, hier und jetzt.

Er will auch nicht aus den sargmäßig Toten auferstehen, sondern aus den geistlich Toten. So wie Jesus es mal gesagt hat: Lass die Toten ihre Toten begraben.

Paulus will nicht der Auferstehung sicher sein, aber mit diesem Wissen dann im eigentlich toten Leben stecken bleiben.

Dann hat er eine garantierte ewige Auferstehung und Bibelsprüche am Küchenschrank und Bachkantaten und Bibelkenntnis dass einem das Hirn platzt und das war es dann.

Bezogen auf den Artikel in diesem Lexikon zu Vers 10: Der Paulus will aus dem Polo raus und will mit dem Maybach fahren.

Weil er sich eben denkt, dass Jesus doch nicht gestorben und auferstanden ist, damit wir die Sparversion von Leben haben.

Zusammenhang

In diesem ganzen Abschnitt geht es darum, dass Paulus die Möglichkeiten nutzen will, die ihm das Lebenswerk von Jesus beschert hat.

Paulus will die Frömmigkeitsformen des Alten Testamentes hinter sich lassen.

Bibelverse am Kühlschrank und Tischgebete und christliche Traditionen und umfangreiche Bibelkenntnis sind für ihn alttestamentlicher Lebensstil, auch wenn er teilweise mit neutestamentlichen Begriffen gefüllt ist.

Die Umdeutung der Begriffe verändert nicht den Lebensstil.

Sondern wenn die Erde so dermaßen auf den Kopf gestellt wurde durch die Auferstehung von Jesus, dann findet der Paulus es angemessen, dass auch sein Leben und der Lebensstil der Tatsache der Auferstehung angepasst werden und also völlig auf den Kopf gestellt werden.

Und der Paulus beschreibt die Unterschiede zwischen altem  frommen Lebensstil und neuem frommen Lebensstil als so groß, dass er die Bestandteile des alten Stils für Müll erklärt.

Für wertlos.

Bachkantaten und fromme Kühlschränke sind für Paulus kein Zeichen von Leben.

Bibelkenntnis und Tischgebete auch nicht.

Bibel-TV und christliche Freizeiten sind auch nicht ein guter Anfang.

All das ist schlicht Abfall.

Weil Jesus tatsächlich zu begegnen, also Jesus tatsächlich zu erkennen im Vergleich dazu so unendlich grandios ist.