Römerbrief, Kapitel 16

Das Kapitel beginnt mit einem Empfehlungsschreiben für die Dame, die wohl den Brief mitgenommen hat, als sie ohnehin nach Rom reiste. Wenn Paulus ausdrücklich bittet, dass man ihr Beistand leistet, hatte sie wohl etwas komplizierteres in Rom zu tun, vielleicht ein Gerichtsverfahren. "Beistand" meint mehr als Händchenhalten oder belegte Brote.

Dann folgen 26 Personen, die namentlich gegrüßt werden.

Hier muss man nun unterscheiden zwischen dem, was Paulus damals wollte, als er diesen Brief schrieb, und was Gott heute will, wenn er uns so eine lange Liste zu lesen gibt.

Paulus wollte einfach nur die Leute grüßen. Vielleicht wollte er auch seine Verbundenheit mit der Gemeinde in Rom zeigen, welche bestand, obwohl Paulus selbst nie in Rom gewesen war.

Für uns heute tun sich zwei verschiedene Ebenen auf: Zum einen wird einfach unser Wissen über die Gemeinde in Rom vermehrt, zum anderen hat Gott eine Botschaft für uns.

An Wissenswertem erfahren wir hier, dass die Gemeinde aus sehr unterschiedlichen Leuten bestand: Wir lesen lateinische Namen, griechische und jüdische. Außerdem lesen wir Namen, die unter den Sklaven verbreitet waren.

Wir erfahren außerdem, dass die Gemeinde in Rom recht groß gewesen sein muss. Wenn Paulus 26 Leute namentlich grüßt, außerdem ein paarmal ganze Gruppen grüßt, die sich in einzelnen Häusern getroffen haben, dann dürfen wir die Gemeinde sicher in Richtung einer vierstelligen Mitgliederzahl einschätzen. (Die Leute, die Paulus mal irgendwo unterwegs getroffen hat, werden ja wohl kaum die Mehrheit der Gemeinde ausmachen.)

Außerdem bekommt "die Gemeinde in Rom", die für uns bisher nur ein abstrakter Begriff war, hier ein Gesicht. Oder sogar 26 Gesichter. Wir können uns jetzt eine Vorstellung machen, wer die Leute waren, die diesen Brief lasen oder die dabei waren, wenn er vorgelesen wurde.

Und wir dürfen davon ausgehen, dass alle diese Leute den Brief verstanden haben. Denn das war ja das Ziel des Paulus: Verstanden zu werden. Er wollte schließlich keine wissenschaftliche Abhandlung für die theologische Fakultät der Universität Rom verfassen.

Wir können daran erkennen, wie weit wir eigentlich vom geistlichen Niveau der damaligen Christen entfernt sind. Denn obwohl wir heute vermutlich alle weitaus gebildeter sind als die Menschen im römischen Reich, verstehen die meisten Gläubigen den Römerbrief auch dann nicht, wenn sie ihn in der Übersetzung der "Hoffnung für alle" lesen.

Zum Schluss lässt Paulus noch erkennen, dass er gehört hat, dass es in Rom einige Leute gibt, die etwas lehren, was vor allen Dingen ihnen selbst nützt. Sowas ist natürlich zu erwarten, wenn es in einer Gemeinde gut läuft. Der Teufel wird sich nicht auf eine Gemeinde stürzen, die ohnehin keinen geistlichen Mehrwert produziert. Sondern da, wo ein hohes geistliches Niveau herrscht, da fühlt der Teufel sich provoziert und greift die Gemeinde an.