Buße

Das Wort „Buße“ hat dem Bild des Christseins in den letzten 100 Jahren mehr geschadet als alle Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche.

Denn unter "Buße" verstehen wir im heutigen Sprachgebrauch, dass man für etwas büßen muss - man erhält eine Strafe. Und während der Begriff "Bußgeld" fast nur noch eine sachliche Komponente hat und keine moralische - man braucht sich normalerweise vor seinen Mitmenschen nicht zu schämen, weil man ein Bußgeld für zu schnelles Fahren zahlen muss - so ist der Begriff "Buße" im christlichen Bereich mit einer schweren moralischen Hypothek belastet: Wer Buße tun muss, der hat zuvor gesündigt, und der soll sich schämen.

„Sich schämen“ ist aber kein biblischer Begriff und kein christlicher Vorgang. Es gibt in der Bibel keine Aufforderung, dass irgendwer sich schämen soll – außer ein paarmal für Dinge, für die man sich in einer islamischen Gesellschaft oder eine säkularen Gesellschaft auch schämen muss. Zwischen „Gott“ und „sich schämen“ besteht kein Zusammenhang.

Und „büßen“ muss der Gläubige bei Gott auch nichts. Bei Gott herrscht Vergebung, nicht nachtragender Ärger.

Die Übersetzer der Bibel haben es in den letzten Jahrhunderten einfach versäumt, dem veränderten Sprachgebrauch Rechnung zu tragen. Und der Begriff „Buße“ hat in den Jahrhunderten eine Wandlung durchgemacht von einem sachlichen Begriff zu einem moralischen Begriff.

Da, wo viele Bibeln heute noch „Buße“ stehen haben, steht eigentlich „Sinnesänderung“. Änderung der Haltung, Änderung des Denkens, Änderung der Prioritäten.

Und wenn man früher falsch gedacht hat und jetzt klüger geworden ist, dann ist das ein Fortschritt und eine prima Sache und nichts, wofür man schämen müsste. Und fürs Klügerwerden muss man auch nicht büßen.