Das Blut des Bundes
Falls Sie in der Überschrift einen Tippfehler gefunden haben – also bitte, der eine Buchstabe! Wollen Sie sich hier als Haarspalter oder Korinthenkacker profilieren?
Neulich sagte im Gottesdienst jemand, Jesus habe bei der Ausgabe des Abendmahlkelches gesagt „dies ist mein Blut“. Hat Jesus natürlich nie gesagt. Aber soll ich mir jetzt einen Ruf als Erbsenzähler erwerben, indem ich darauf hinweise, dass dieses Zitat von Jesus zumindest mal falsch ist?
Falls Sie auch nicht wissen, was Jesus bei der Ausgabe des Kelches gesagt hat, schreibe ich es Ihnen hier vorsichtshalber noch einmal hin.
Matthäus 26,27 : „Trinkt alle daraus! Denn dies ist mein Blut des Bundes …“
Markus 14,23 : „und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Dies ist mein Blut des Bundes …“
Lukas 22,20 „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, …“
1.Korinther 11,25 „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut …“
Natürlich können Sie jetzt Geschrei machen wegen der Erbsenzählerei. Ob es nun „mein Blut“ ist oder „mein Blut des Bundes“, das vergossen wurde zur Vergebung der Sünden, das macht doch keinen Unterschied.
Das ist der gleiche unbedeutende Unterschied, wenn ich Ihnen sage „das ist die grüne Straßenbahn“ oder wenn ich Ihnen sage „das ist die grüne Straßenbahn, die explodiert“. Solche albernen zwei Worte machen doch keinen Unterschied! Und gewiss würden Sie Ihr Verhalten wegen solch lächerlicher zwei Worte nicht ändern. Sie würden so oder so in die Straßenbahn einsteigen.
Echt lieb
Wenn Jesus sein Blut, also einfach nur sein Blut, für die Vergebung Ihrer Sünden vergießt, ist das natürlich sehr lieb von ihm. Da wollen wir mal nicht meckern. Immerhin ist es das Blut eines sündenfreien Menschen, das kann also tatsächlich Sünden wegnehmen in ganz anderer Weise, als es die früheren Tieropfer im Alten Testament konnten.
Jetzt haben Sie dann also vergebene Sünden.
Aha.
Sehr nützlich.
Hoffentlich fühlen Sie sich wohl.
Viel mehr ist nämlich nicht.
Ihre vergebenen Sünden sind für nichts nütze.
Für Sündenfreiheit gibt es nichts.
Sie können Gott auch gerne auf Ihre vergebenen, also nicht mehr vorhandenen Sünden hinweisen. Gott wird mit den Schultern zucken, weil er nicht weiß, was er mit diesem Hinweis soll.
Dass Sie sich Gott nahen dürfen, dermaleinst in den Himmel kommen und des Heiligen Geistes teilhaftig werden, liegt vor allem daran, dass Sie einen rechtsgültigen Vertrag mit Gott haben. Ohne den Vertrag nützen Ihnen sämtliche göttlichen Vorteile nichts.
Das Blut des ersten Bundes
Wenn Jesus sagt, in dem Kelch sei sein „Blut des neuen Bundes“, dann darf man davon ausgehen, dass es vorher schon ein Blut des alten Bundes gab.
Als nämlich am Sinai der erste Bund zwischen Gott und den Israeliten abgeschlossen wurde, da kam das Blut des alten Bundes ins Spiel.
Der Sinn der Blutes war hier, dass die beteiligten Parteien mit ihrem Blut, also mit ihrem Leben, für die Einhaltung dieses Bundes garantierten. Auf gut deutsch: Wer den Bund brach, musste sterben.
Nun konnte man allerdings kein Blut von Gott nehmen. (Ich hoffe, Sie verstehen das Problem.)
Und soviel Menschenblut, wie man für den Bund mit einem ganzen Volk brauchte, war auch schwierig aufzutreiben. Natürlich hätte man an dieser Stelle die unliebsame Schwiegermutter opfern können, aber Gott war absolut gegen Menschenopfer, weil das eine sehr heidnische Sache war. Und dass nun jeder anwesende Mensch sich in den Arm ritzte und da Blut rauspresste – also kommen Sie, das ist unpraktikabel.
Folglich nahm man das Blut von einigen großen Tieren. Große Tiere deshalb, weil man zum Einen relativ viel Blut brauchte, und zum Anderen ein Bund mit Gott unter Verwendung von Mäuseblut nicht standesgemäß daherkam.
In dieser Prozedur standen die großen Tiere gleichzeitig für Gott und für das Volk Israel. Ihr Blut konnte damit gleichzeitig als Gottes Blut und als der Menschen Blut gelten.
Dieses Blut wurde zuerst alles zusammengeschüttet, damit es auch wirklich ein (1) Blut war, und wurde dann auf zwei große Portionen aufgeteilt.
Damit Gott bei diesem Vertragsschluss mitwirken konnte, wurde ein Altar gebaut. Den die Archäologen aber nicht mehr ausgraben können. Denn er war aus Erde. (Damit man keinen Anbetungsort draus machen konnte. Der nächste Regen würde ihn wegspülen. Steht in Ex 20,24). Der Altar symbolisierte Gott.
Dann wurde die Hälfte des Blutes auf diesen Altar gesprengt. Damit war gesagt, dass Gott mit seinem Leben für den Vertrag bürgt. Wenn Gott den Vertrag brechen würde, müsste er sterben.
Damit haben Sie jetzt ein verständliches Bild für die Zuverlässigkeit dieses Bundes. Zumindest, was Gottes Teil angeht.
Dann wurde dem Volk noch einmal das Gesetz in seiner Grundaussage vorgelesen. Das Volk stimmte diesem Gesetz zu, und anschließend wurde die andere Hälfte des Blutes auf das Volk gespritzt (ähnlich wie das Weihwasser in der katholischen Kirche: mit einer Art Rasierpinsel), womit gesagt war, dass auch das Volk sterben musste, wenn es den Bund nicht einhielt.
Nötige Annahme
Natürlich tritt der Bund nur in Kraft, wenn beide Parteien das Blut akzeptieren.
Wenn der Altar das Blut zurückgespuckt hätte, dann wäre der Bund mit Gott nicht zustande gekommen. Ja, sicher, das ist eine blöde Idee, weil die Initiative für diesen Bund ja von Gott ausging. Da wird Gott das Blut schon annehmen. Aber der Gedanke ist trotzdem wichtig, weil er im zweiten Bund deutlich zum Tragen kommt.
Auch die Menschen müssen das Blut annehmen. Wenn die Israeliten in Panik weggelaufen wären, als Mose mit dem blutigen Rasierpinsel erschien, hätte es auch keinen Bund gegeben.
Das Blut des neuen Bundes
Das Blut des neuen Bundes war nicht von großen Tieren, sondern, wie Jesus beim Abendmahl sagt, sein Blut.
Nun konnte man Jesu Blut aber nicht auf einen Altar spritzen und auch nicht auf die Apostel. Also musste die Annahme dieses Blutes des Bundes anders geschehen.
Gott nahm das Blut Jesu an, indem er Jesus auferweckte. Damit akzeptierte er Jesu Opfer und damit auch Jesu Blut. Gott steht also mit seinem Leben hinter dem neuen Bund. Würde Gott den neuen Bund jemals brechen, müsste er mit seinem Leben bezahlen.
(Dass Jesus Gottes Sohn war, in diesem Blut somit göttliche Gene vorhanden waren und man somit sagen konnte, dass dieses Blut auch Gottes Blut war, dürfte in der Argumentation keine Rolle gespielt haben. Die Bibel argumentiert so nicht.)
Die Menschen akzeptierten den Bund, indem die Apostel aus dem Kelch tranken. Denn in dem Kelch war ja das Blut des neuen Bundes. Die Apostel waren Jesus gegenüber die Vertreter aller Gläubigen. So wie die Israeliten am Sinai den Bund für alle ihre Nachkommen annahmen. Neu geborene Israeliten mussten nicht erst mit Blut bespritzt werden, damit der Bund für sie galt.
Sie nicht!
Sie selbst übrigens treten durch das Trinken des Weins beim Abendmahl nicht in diesen Bund ein. Der Eintritt in den Bund geschieht für Sie durch die Taufe. In der Taufe wird Ihnen auch der Heilige Geist verliehen, der Sie erst fähig macht, angemessen in diesem Bund zu leben.
Der Wein beim Abendmahl hat keine Zauberkraft. Sie können es zwar für sich selbst gerne so verstehen, dass sie sagen: „Ich stimme Gottes Bund mit mir zu und stehe mit meinem Leben dafür ein, und darum trinke ich diesen Wein.“ Aber vor Gott zählt es nicht, wie oft oder wie selten Sie das Abendmahl zu sich genommen haben. Sie bekommen das ewige Leben in der Taufe, und Sie verlieren dieses ewige Leben, wenn Sie den Bund mit Gott durch ihren Lebensstil brechen.
Die Bedingungen
Beim ersten Bund wurden die Bedingungen bei Vertragsschluss noch einmal vorgelesen, bevor das Volk das Blut akzeptierte. Es sollte jedem klar sein, wofür er mit seinem Leben einstand.
Beim zweiten Bundesschluss werden die Vertragsbedingungen aufgrund einer tausendjährigen Geschichte und aufgrund des Handelns und Redens Jesu als bekannt vorausgesetzt.
Ich hoffe, ich konnte Sie bestens informieren über das Blut des Bundes.