Demut – ich bin dagegen!

Ich bin für Demut, wenn es darum geht, sich Gott unterzuordnen und Gott anzuerkennen als den, mit dem unser Leben steht und fällt. Ich bin für Demut gegenüber Gott, wenn dass die Haltung ist, mit der wir unsere absolute und 100%ige Abhängigkeit von Gott ausdrücken. Schließlich steht in 1.Petr 5,6-7

6 Demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur <rechten> Zeit,

7 indem ihr alle eure Sorge auf ihn werft! Denn er ist besorgt für euch.

Ich bin für Demut, wenn es darum geht, sich dem anderen Menschen unterzuordnen. Wobei ich nicht so engagiert für Demut bin, wenn es darum geht, sich einem Höhergestellten und Mächtigerem unterzuordnen, denn dazu braucht man nicht viel Demut, weil man in der Regel keine andere Wahl hat. Das Finanzamt gibt einem nicht viel andere Möglichkeit als die der Unterordnung, und man braucht nicht ein Milligramm Demut, um sich hier unterzuordnen.

Darum bin ich viel engagierter für Demut, wenn es darum geht, sich einem Menschen unterzuordnen, dem man eigentlich übergeordnet ist. Ich bin sehr für Demut, wenn es um einen Menschen geht, der niedriger ist als ich, der dümmer ist als ich, der unfähiger ist als ich, und ich bin sehr dafür, einen Menschen hoch zu achten, für den ich im Normalfall kein Fitzelchen Achtung übrig hätte. So wie es Paulus schreibt in Phil 2,3

3 dass ihr nichts aus Eigennutz oder eitler Ruhmsucht <tut>, sondern daß in der Demut einer den anderen höher achtet als sich selbst;

Gegen Demut als Anspruchslosigkeit

Ich bin gegen die Demut, wenn es darum geht, vor Gott ganz demütig und bescheiden aufzutreten und nichts von ihm zu erwarten, was über freundliche Mittelmäßigkeit hinausgeht. Jesus hat zu Marta gesagt, wenn sie glauben würde, würde sie die Herrlichkeit Gottes sehen. Und nicht weniger. Und nicht irgendwann später, sondern jetzt.

Ich bin gegen Demut, wenn das heißt, dass man auf die Rechte, die Gott seinen Kindern eingeräumt hat, verzichtet und unentwegt nur von Gnade spricht, wenn es um das Verhältnis zwischen Gott und uns geht. Gott hat seinen Kindern jede Menge Rechte nicht dazu eingeräumt, dass diese die nicht in Anspruch nehmen und bescheiden darauf verzichten. Eine solche Demut ist nicht im Sinne Gottes, und darum bin ich dagegen.

Gegen Demut als Hoffnungslosigkeit

Ich bin gegen die Demut, wenn wir bezüglich der Gemeinde das „fürchte Dich nicht, du kleine Herde“ mit Fleiß zitieren und es darum für selbstverständlich halten, dass die Gemeinde klein, bescheiden, unscheinbar und machtlos ist. In Epheser 1:23 wird gesagt, dass die Gemeinde die Fülle dessen ist, der alles in allem erfüllt. Das heißt, dass die Gemeinde alles hat, alles besitzt, über alles verfügen kann, was Jesus besitzt und worüber er verfügen kann. Ich habe mal gehört, dass das nicht gerade wenig sei.

Ich bin gegen die Demut, wenn das heißt, dass ich mich als klein, unbedeutend, unwichtig und unwürdig ansehen soll. Ich bin mal mindestens größer und bedeutender als JhdT, denn Jesus sagt in Mt 11,11

11 Wahrlich, ich sage euch, unter den von Frauen Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer; der Kleinste aber im Reich der Himmel ist größer als er.

Das heißt: JhdT war zur damaligen Zeit der bedeutendste jemals geborene Mensch, mal abgesehen von Jesus. Und ich, als Bürger des Gottesreiches, bin bedeutender als er und alle die, die vor ihm waren. Jesus ist nicht für mich gestorben, weil ich so unbedeutend, so nichts, so unerheblich und im Grunde genommen null bin und das auch bis ans Ende meines Daseins sein soll. Und wenn es heißt, dass Jesus gekommen ist, um den Elenden die gute Botschaft zu bringen, dann bestimmt nicht, damit sie hinterher genau das gleiche sind, was sie vorher waren. Nämlich Elende.

Gegen Demut als Verantwortungslosigkeit

Ich bin gegen die Demut, wenn es eine Lebenshaltung bedeutet, die davon ausgeht, dass ich ein Wurm und ein Unwürdiger bin, ein Versager und ein Nichtsnutz, eine Null bin und im Grunde nicht zähle und ja froh sein kann, dass Gott mich nicht wie ein lästiges Insekt zerquetscht. Jesus hat mich seinen Freund genannt, und zwar mit dem Hintergrund, dass er mir alles, was er von Gott gehört hat, mitteilen will. Alles! Man beachte den Fettdruck. Und ich habe nicht den Eindruck, dass Gott Jesus mit spärlichen Informationen versorgt hat. Paulus hat zu mir gesagt, dass alles zu meiner Verfügung steht, er sagte 1.Kor 3,22

22 Es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges: alles ist euer,

Meine Demut: Ich weiß, wer ich bin

Ich bin ein königlicher Priester Gottes, ich bin ein Freund Jesu, ich bin Himmelsbürger, ich bin ein Licht der Welt, ich bin ein Sohn Gottes, und ich bin in Gottes Augen so dermaßen wertvoll, dass er nicht nur seinen Sohn hat für mich sterben und auferstehen lassen, sondern dass Gott auf meinen Weg achtet, um mein Glück besorgt ist, meine Sorgen auf sich nehmen will und mich in Ewigkeit bei sich haben will. Gott hat mir die Möglichkeit gegeben, Berge zu versetzen, vor denen jeder Ungläubige verzweifelt weichen muss, und meinem Glauben hat Gott jede aber auch wirklich jede Möglichkeit eingeräumt – meinem Glauben soll nichts unmöglich sein.

Natürlich bin ich das alles nur durch Gott. Aber ich bin es.

Und erst diese Tatsache, dass ich das bin, befähigt mich zur Demut gegenüber Menschen und macht die Aufforderung zur Demut überhaupt sinnvoll. Denn einen Menschen, der ganz unten ist, der allen anderen untergeordnet ist, weil er so nichts und unwürdig und überflüssig ist, kann man schlecht zur Demut auffordern. Wer ganz unten ist, hat nämlich keine andere Möglichkeit, als demütig zu sein. Dem bleibt nichts anderes übrig.

Erst, wenn ich mit meines Wertes bei Gott bewusst bin, kann ich mir den Wert vorstellen, den der andere vor Gott hat, und kann den anderen höher achten als mich, ohne Angst haben zu müssen, etwas zu verpassen oder Schaden zu nehmen oder einen Verlust zu erleiden. Denn ich weiß: Gott ist solidarisch mit mir, um jeden Preis.