Erfüllung des Gesetzes

In diesem Artikel geht es darum, inwiefern Jesus das Gesetz des Mose erfüllt hat, so dass wir es nicht mehr erfüllen müssen und auf gewisse Erfüllungen auch nicht mehr zu warten brauchen, weil sie schon erledigt sind.

1. Erfüllung einzelner Prophezeiungen

Jesus war bemüht, alle Vorhersagen, die das Alte Testament bezüglich des Messias machte, auch eintreffen zu lassen. Hierbei ist schwierig zu klären, inwieweit das nun strategisches Vorgehen Jesu war oder von Gott herbeigeführte Zufälligkeiten. Einige Dinge konnte Jesus gar nicht selbst in die Wege leiten, denn dass die Jungfrau schwanger wurde oder dass Bethlehem sein Geburtsort wurde, lag ja nun nicht in seiner Entscheidung.

Die Evangelisten, allen voran Matthäus, begründen das Handeln Jesu aber immer wieder mit der Formulierung "damit die Schrift erfüllt würde". Sogar als Jesus schon am Kreuz hing und die Aussage machte, dass er Durst habe, berichtet Johannes in Kapitel 19 Vers 28, dass Jesus diese Bemerkung gemacht habe, damit Psalm 22:16 erfüllt würde.

Diese Art der Erfüllung des Gesetzes diente also vor allem dazu, Indizien dafür zu liefern, dass Jesus tatsächlich der versprochene König ist.

2. Opfer

Das Alte Testament verlangte zur Wiedergutmachung und zur Tilgung von Schuld, die gegenüber Gott entstanden war, ein Opfer. Schon im Alten Testament musste dieses Opfer fehlerlos sein, aber es war halt immer nur eine Kuh oder ein Schaf, also ein Teil der gefallenen Schöpfung und darum immer unzureichend in seiner Perfektion.

Als Jesus sich als Opfer anbot und Gott dieses Opfer annahm, hatten wir aber in zweierlei Hinsicht ein perfektes Opfer:

  • Jesus war nicht nur Mensch, er war auch Gott. Wenn Gott sich aber sozusagen selber als Opfer anbietet, dann ist das zum einen erwartungsgemäß perfekt, zum anderen das größte Opfer, das gebracht werden kann. Da es nichts Größeres gibt als Gott, ist Gott somit das perfekte Opfer.
  • Da Jesus - siehe Punkt 3 - durch seinen Lebensstil das Gesetz vollkommen erfüllt hat, also allen Forderungen des Gesetzes ohne Einschränkungen entsprochen hat, und keine eigene Strafe zu tragen hatte, war er in der Lage, die Schuld aller anderen Menschen auf sich zu nehmen. Weil Jesus perfekt unschuldig war, war er das perfekte Opfer.

Und da nun das perfekte Opfer gefunden war und Gott es anerkannt hat, darum sind weitere Opfer zur Tilgung von Schuld nicht mehr nötig. Die Forderung des Alten Testaments nach einem Opfer ist voll und ganz erfüllt.

3. Exegetische Erfüllung

Jesus erfüllte das Gesetz, in dem er sich so verhielt, wie das Gesetz das eigentlich gemeint hatte. Er erfüllte es also nicht streng nach dem Buchstaben, sondern nach dem Geist und der Gesinnung, die dahinter steckten.

Jesu Leben war also sozusagen eine geistliche Auslegung ("Exegese") des Gesetzes. Jesus tat so, als wären die Liebe und die Freiheit die Überschriften über dem Gesetz. Und weil dieses genau die Überschriften waren, die Gott sich bei der Ausarbeitung des Gesetzes gedacht hatte, war das Gesetz damit vollkommen erfüllt, da sein Sinn vollkommen erfüllt war.

4. Stellvertretend für uns

So wie der erste Mensch stellvertretend für uns alle mitsündigte und wir aus der Kiste nie wieder rauskamen, so hat Jesus stellvertretend für uns das Gesetz erfüllt, und wenn wir in seine Nachfolge eintreten, gilt diese Erfüllung so, als hätten wir selbst das Gesetz erfüllt. So wie wir von Adam die Sünde geerbt haben, haben wir von Jesus die Nicht-Sünde geerbt.

(Aber nicht im Sinne einer Erbsünde, die genetisch an uns klebt, sondern im Sinne von Lebensmöglichkeiten, für die man sich entscheiden kann.)