Einheit durch Herrlichkeit

Einheit innerhalb der Gemeinde ist wichtig, hat Jesus gesagt. Sehr wichtig sogar.

In den eher konservativen Gemeinden ist es üblich, die Gemeindeglieder zum Bemühen um diese Einheit zu ermahnen.

Von den Gemeindegliedern wird also erwartet, dass sie sich Mühe geben, demütig sind, Streitthemen vermeiden, auf den anderen zugehen, freundlich sind, sich der Liebe befleißigen und eben alles tun, um Einheit entstehen zu lassen.

Auf diesem Wege bekommt man aber eine menschliche Einheit. Menschliche Einheit ist getragen durch Kompromisse und die Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner.

Das ist in jeder Regierungskoalition nützlich und in jedem Schützenverein hilfreich. „Konsens“ ist für menschliches Miteinander eine schöne Sache.

Zu wenig.

Nun ist Gott aber nicht für seine Kompromissfähigkeit bekannt und auch nicht für seine Einigungsbemühungen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Gott gibt immer 100%, er fordert 100%, er verlangt das Absolute, das Perfekte, das Vollkommene.

Die menschliche Einheit durch Mühegeben ist im Reich Gottes schlicht unzureichend. Das ist zu wenig. Das ist wunderbar menschlich, aber nicht göttlich.

Himmlisch.

Jesus bittet Gott in Johannes 17,22

22 Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, dass sie eins seien, wie wir eins sind

Es ist erstens festzuhalten, dass die Einheit unter den Christen ihr Vorbild in der Einheit zwischen Jesus und Gott hat. Die Einheit zwischen den beiden ist aber keine Einheit des Mühegebens, des Kompromisses oder des kleinsten gemeinsamen Nenners.

Zweitens ist festzustellen, dass die Grundlage der Einheit „Herrlichkeit“ ist, und zwar göttliche Herrlichkeit. Und „Herrlichkeit“ ist nicht etwa nur Schönheit und Glanz, sondern Herrlichkeit ist die strahlende Summe von Gottes Eigenschaften, Namen und Kräften.

Andersrum gesagt: Alles das, was Gott dem Jesus gegeben hatte, hat Jesus der Gemeinde gegeben. Die Gemeinde besitzt die Eigenschaften und Fähigkeiten Jesu, und daraus und darin besteht ihre Einheit.

Noch einfacher gesagt: Die Einheit der Gemeinde besteht aus der Begegnung mit Gott und im Hören auf Gott. Die Einheit wird produziert durch Gott, nicht durch die Bemühungen der Menschen.

Ein Beispiel.

Wer diese Einheit nie erlebt hat – und das dürfte in den meisten Gemeinden das Gegebene sein – wird die obigen Beschreibungen immer noch recht abstrakt und wenig nachvollziehbar finden. Darum hier ein bekanntes Beispiel:

  • Obadja spricht nur über Edom.
  • Abraham glaubt Gott, hat aber keine Bibel, nichts Geschriebenes.
  • Jona soll Ninive die Zuwendung Gottes verkünden.
  • Jesaja (10,5ff), Nahum und Zefanja sagen Ninive den Untergang an.
  • Sacharja hat Nachtgesichter. Eine Tonne mit Bleideckel fliegt nach Babylon.
  • Der Prediger relativiert die Ereignisse des Lebens. Eigentlich ist nichts wichtig. Stay cool!
  • Hesekiel arbeitet von Babylon aus und sieht einen neuen quadratischen Tempel.
  • David kämpft für Gott, und wie!
  • Mose erhält von Gott ein recht kleinteiliges Gesetz und beschreibt die Stiftshütte in all ihren Einzelheiten zwei Mal.
  • Hiob bekommt es mit dem Teufel zu tun und weiß es nicht.
  • Im Buch Ester kommt Gott nicht vor.

Diese Liste ist noch seitenweise verlängerbar, und alle diese Ereignisse strecken sich über 2000 Jahre.

Dennoch ist das Alte Testament eine Einheit. Seine Botschaft ist auch in den scheinbaren Widersprüchen einheitlich.

Denn:

  • Abraham hat Gottes Stimme gehört, hat Gott und dessen Engel erlebt.
  • Mose hat Gott erlebt und seine Stimme gehört.
  • David hat Gott erlebt und seine Stimme gehört.
  • Salomo hat Gott erlebt und seine Stimme gehört.
  • Josua hat Gott erlebt und seine Stimme gehört.
  • Jesaja hat Gott erlebt und seine Stimme gehört.
  • Hiob – „vom Hörensagen hatte ich von Dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich gesehen“ (Hiob 40,5).

Auch diese Liste ließe sich seitenweise verlängern.

Einheit entsteht dadurch, dass alle Beteiligten in direktem Kontakt mit Gott stehen. Sie alle sind Gott begegnet.

Gott hat zwar den meisten von ihnen etwas anderes gesagt als den meisten Anderen (welch ein Satz!), aber weil alle Botschaften direkt von Gott kamen, darum konnte daraus Einheit entstehen.

Anwendung

Einheit in der Gemeinde entsteht dadurch, dass jedes Gemeindeglied direkt von Gott gelehrt ist (Jesaja 54,13; Jeremia 31,34, Joel 3 und 1.Thess 4,9), auch wenn die einzelnen Botschaften nicht deckungsgleich sind.

Einheit in der Gemeinde entsteht dadurch, dass jeder Beteiligte direkten Kontakt zu Gott hat, dass Gott in jedem Einzelnen wohnt (tatsächlich! Nicht theoretisch!) oder, wie Jesus es ausgedrückt hat, dass jeder Einzelne und die Gemeinde in ihrer Summe die Herrlichkeit Gottes hat, so wie Jesus sie hatte.

Schlusssatz

Einheit ist ein Geschenk Gottes, sie ist nicht machbar.

Hören Sie also bitte auf, krampfhaft Einheit produzieren zu wollen.