Führung; Geführt werden

Dieser Artikel ist entweder überflüssig oder an dieser Stelle falsch einsortiert. Richtig wäre er unter „H“ wie „Hören“.

Obwohl es in christlichen Kreisen als recht fromm gilt, zu sagen „der Herr hat mich so geführt“, wenn man irgendeine Entscheidung getroffen hat und diese hinterher begründen soll, ist es trotzdem relativer Unsinn.

Denn Gott „führt“ nicht.

Gott redet

Um den Menschen ein optimales Leben zu ermöglichen, ist es Gottes bevorzugte Strategie, mit den Menschen zu reden. Darum heißt die Bibel „Gottes Wort“, und darum gibt es so sehr viele biblische Aussagen über das Hören. Gott hat Abraham nicht „geführt“, sondern er hat ihm Anweisungen gegeben, wo er hingehen soll, und hat diese Anweisungen begründet.

Gott testet

… oder fordert heraus.

Mitunter schafft Gott Situationen oder hindert den Teufel nicht daran, solche zu schaffen, in denen unser Verhältnis zu Gott getestet wird. Das Testergebnis ist weniger für Gott interessant als für uns selber, weil wir dadurch erkennen, was nun wirklich in unserem Kopf vor sich geht und wie unsere Einstellungen wirklich sind. Gottes Absicht bei diesen Tests ist es, uns weiter zu bringen.

Bekanntestes Beispiel für dieses Vorgehen ist Hiob. Aber auch das Senden von Jesus auf diese Erde war ein solcher Test oder eine solche Herausforderung. Wer Jesus anerkannte, kam weiter (in jeder Bedeutung des Wortes), wer ihn ablehnte, hatte den Test nicht bestanden und stagnierte.

Ein solcher Test ist allerdings keine „Führung“ Gottes, denn es gibt ja jede Menge Möglichkeiten, auf so einen Test zu reagieren.

Gott antwortet

Außerdem antwortet Gott auf unsere Gebete. Dadurch, dass er was sagt, oder dadurch, dass er die Welt um uns herum so gestaltet, dass unsere Wünsche erfüllt werden. In einem solchen Fall sind aber eigentlich zuerst wir die gestaltende Kraft, denn wir haben durch unsere Gebete den Anstoß für Gottes Handeln gegeben.

Warum Gott nicht „führt“

Der Gedanke der „Führung“ durch Gott setzt voraus, dass Gott einen gradlinigen Plan für unser Leben hat, den wir erfüllen müssen. Wäre das wahr, wäre es um unsere Entscheidungsfreiheit natürlich geschehen. Wir wären Marionetten an Gottes Strippen.

Und eigentlich bräuchten wir für diese Art der Führung keinen lebendigen Gott, sondern nur die Vorsehung.

Und ein Gott, der im Grunde genommen nur eine Art Raster über mein Leben legt, dem ich zu folgen habe, ist ja nun kein besonders fähiger Gott.

Und wenn Gott Menschen „führt“, was ist dann mit den Menschen, die Gott nicht kennenlernen, weil Gott sie nicht entsprechend geführt hat?

Wie Gott nicht führt

In dem Maße, in dem die Fähigkeit der Gläubigen, Gottes Stimme zu hören, verkümmerte, erfanden die Christen andere Wege, um herauszukriegen, was Gott denn nun von ihnen will oder welches das richtige Verhalten in bestimmten Situationen wäre.

Die beliebteste dieser Methoden ist es, mit geschlossenen Augen die Bibel aufzuschlagen und mit einem Finger auf die Seite zu tippen und die angetippte Bibelstelle dann als Orakel zu benutzen. Diese Methode benutzt die Bibel so, wie die Wahrsager die Karten benutzen, und sie ist eines mächtigen Gottes unwürdig, mal ganz davon abgesehen, dass bei dieser Methode logischerweise bestimmte Teile der Bibel automatisch nicht getroffen werden.

Auch Methoden wie Münzenwerfen (bei der Apostelnachwahl) oder Wolle auslegen (Gideon) haben nur in dem Zusammenhang einen Sinn, wie sie dort beschrieben sind. Derartige Dinge zu machen, weil man sich nicht entscheiden kann oder weil man nicht auf Gottes Antwort warten will, ist sehr leichtsinnig und führt in der Regel nicht zu geistlichen Siegen.