Geistestaufe

Herkunft der Idee

Das Alte Testament kennt den Begriff der „Geistestaufe“ nicht. Es kennt aber die Ausdrucksweise, dass der Heilige Geist auf die Menschen ausgegossen wird – der Heilige Geist wird also in seiner Handhabung mit einer Flüssigkeit verglichen.

Auch dem Neuen Testament ist der Begriff der Geistestaufe unbekannt. Die Verbindung von „Heiliger Geist“ und „Taufe“ stammt von Johannes dem Täufer, der ankündigte, dass der Christus, wenn er kommen wird, mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen wird. Diese Voraussage nimmt Jesus kurz vor seiner Himmelfahrt auf und sagt seinen Aposteln, dass es in Kürze tatsächlich so kommen wird.

Das nächste Mal benutzt Petrus diesen Begriff, als er sich in Jerusalem gegen seine Gemeinde verteidigen musste wegen der Taufe von Nichtjuden in Caeserea. Petrus zitiert dabei Jesus, wie er Johannes den Täufer zitierte, und bezieht sich dabei ausdrücklich auf das Ereignis von Pfingsten in Jerusalem, wo der Heilige Geist in einer Form ähnlich wie Feuerflammen vom Himmel kam.

Erscheinungsformen

Prinzipiell gibt es im Neuen Testament drei verschiedene Formen, wie der Heilige Geist auf den Menschen kommt:

Erstens: unter besonderen Umständen nach Gebet oder Predigt mit sofortiger wahrnehmbarer Wirkung, z.B. durch Zungenreden. Wird im Neuen Testament nur zweimal berichtet: Beim ersten Pfingstfest in Jerusalem und beim Hauptmann Cornelius in Caeserea. Wobei Petrus ausdrücklich die Parallele zieht zwischen den Ereignissen in Jerusalem und Caeserea. Petrus hat diese Form also offenbar nur zwei Mal erlebt.

Zweitens: Durch Handauflegung mit ebenfalls sofort wahrnehmbarer Wirkung, berichtet nur von Petrus in Samaria und von Paulus in Ephesus.

Drittens: in Verbindung mit der Wassertaufe und dabei ziemlich unspektakulär. Das ist die häufigste Form, die uns im Neuen Testament berichtet wird.

Folgerungen

Während es für die Wassertaufe einen ausdrücklichen Befehl von Jesus gibt, gibt es im Neuen Testament keinerlei Aufforderung, so etwas wie eine Geistestaufe als besonderen Vorgang zu erbitten oder durchzuführen. Zudem betont Paulus im Epheser 4:5, dass es nur eine Taufe gibt. Wenn man die Aussagen von Johannes dem Täufer aber so verstehen will, dass es einen feststellbaren, separaten Vorgang gibt, dann müsste es ja sogar drei Taufen geben: die Wassertaufe, die Geistestaufe und die Feuertaufe.

Es ist also wohl so, dass Johannes der Täufer mit seiner Aussage, dass der Christus mit heiligem Geist taufen wird, einfach nur das meinte, was im Alten Testament mehrfach angekündigt wurde: Nämlich dass der Geist Gottes den Menschen dauerhaft verliehen werden kann und nicht, wie bis dahin, nur immer punktuell und spontan.

Und noch dieses ...

Wenn Menschen ein besonderes Erlebnis mit Gott haben oder den Heiligen Geist zum ersten Mal besonders kräftig erleben, so neigen sie manchmal dazu, dieses Ereignis "Geistestaufe" zu nennen. Das dürfen sie, der Begriff ist ja nicht gesetzlich geschützt. Und es spricht auch nichts dagegen, dass Gott in spezieller Weise an verschiedenen Menschen handelt. 

Man kann halt nur keine biblische Lehre draus machen, weil es eine biblische Lehre zu dem Thema nun mal nicht gibt. Und eine neue biblische Lehre zu erstellen aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen, das geht nun wirklich nicht.