Das Ende vom lieben Gott

In diesem Artikel geht es darum, ob "lieb" eine Eigenschaft Gottes ist.

Spätestens seit Jesus kann man die Geschichte vom „lieben“ Gott ja endgültig zu den Akten legen.

Ein Gott, der den Plan hegt, seinen Sohn auf dermaßen qualvolle Art und Weise umbringen zu lassen, und der diesem seinen Sohn in dessen schwerster Stunde nicht etwa zur Seite steht, sondern weggeht – Jesus beklagt ja nicht irrtümlich, dass Gott ihn verlassen habe – da wird dann schnell klar, dass wir es hier nicht mit einem „lieben“ Gott zu tun haben.

Mit Aaron hat Gott mal etwas ähnliches gemacht: Zwei Söhne von Aaron hatten „fremdes Feuer“ auf Gottes Altar gebracht. Man darf sich wohl irgendwas im Zusammenhang mit fremden Göttern darunter vorstellen.

Und Gott hatte diese beiden Söhne auf der Stelle getötet. Vor Aarons Augen.

Und dann hat er Aaron verboten, irgendwelche Zeichen der Trauer um seine Söhne zu zeigen, und zu deren Beerdigung durfte er auch nicht. Mit der Begründung: Aaron ist zuerst Priester Gottes und erst danach Vater dieser Söhne.

Oder anders gesagt: Aaron hat auf der Seite Gottes zu stehen und hat den Tod seiner Söhne als richtig anzuerkennen.

Auch aus dem Neuen Testament kennen wir so einen Kommentar von Jesus: Matthäus 8,22

22 Jesus aber spricht zu ihm: Folge mir nach, und lass die Toten ihre Toten begraben!

Die Heiligkeit

Wenn man darüber nachdenkt, wie Gott ist, dann vergisst man leicht Gottes Heiligkeit. Nicht als Begriff. Da hat man sie schon auf dem Schirm. Aber man vergisst sie als Persönlichkeitsmerkmal, das in Gottes Handeln auch Ausdruck findet.

Man singt dann „welch ein Freund ist unser Jesus“, aber so einfach ist es eben doch nicht. Auch wenn Jesus mal gesagt hat, er nenne seine Jünger „Freunde“ und nicht mehr Sklaven. Die Begründung dafür in Johannes 15 ist nicht, dass wir nun auf einer Ebene miteinander umgehen. Sondern die Basis der Freundschaft sind gleiche Ziele und gleicher Informationsstand. Nicht gleiche Position in der Hierarchie.

Weil Gott absolut heilig ist, darum ist die Liebe Gottes mit der Liebe unter den Menschen nicht zu vergleichen.

Denn die Liebe Gottes steht immer unter der Prämisse von Gottes Heiligkeit.

Sie ist darum auch keine „bedingungslose“ Liebe, denn von Seiten Gottes besteht die Bedingung, dass seine Heiligkeit niemals aufgegeben werden kann und unantastbar ist.

Während also Opa Erwin sagen kann: „Ich vergebe euch, denn ihr schafft es ja ohnehin nicht“, ist ein solcher Satz für Gott nicht möglich.

Denn jede Sünde, jedes Verhalten gegen Gott und seinen Willen ist ein Vergehen gegen seine Heiligkeit. Und da kann Gott nicht einfach mal wegschauen, weil irgendwelche Forderungen an den Menschen ohnehin keinen Sinn machen, weil der Mensch sie nicht erfüllen kann.

Gott kann also Sünden nicht einfach so vergeben.

Denn eine Sünde ist ein Angriff auf Gottes Heiligkeit, und so etwas ist nicht vergebbar. Gott kann nicht auf den Anspruch seiner Heiligkeit verzichten. Opa Erwin könnte das. Der könnte sagen: „Wenn ihr halt nicht macht, was ich sage, dann sage ich es einfach nicht mehr, dann gibt es keinen Ärger mehr.“

Gott kann nicht einfach so tun, als habe er nichts gesehen. Als sei nichts gewesen. Er kann nicht einfach eine Willenserklärung abgeben dahingehend, dass er vergeben will. Das würde nicht zu Vergebung führen.

Denn Gott ist heilig, und diese Heiligkeit ist nicht auszuschalten. Sie kann nicht beiseite geschoben werden. Man kann sie nicht einfach mal außer acht lassen.

Trotz der Heiligkeit

Die Größe von Gottes Liebesbedürfnis kann man nun daran erkennen, was er unternimmt, um das Hindernis seiner Heiligkeit zu überwinden.

Dabei wird aber nicht die Heiligkeit Gottes beseitigt. Die Heiligkeit bleibt nach wie vor unantastbar bestehen.

Die Heiligkeit wird statt dessen befriedigt. Erfüllt. Anerkannt.der liebe Gott

Gott opfert das Höchste, was er opfern kann: Im Grunde sich selbst, wir sagen: Seinen Sohn. Nur durch das Opfern des Höchstmöglichen entsteht eine Sühnung, die mit der Größe der Heiligkeit mithalten kann.

Um Gottes Heiligkeit zu erfüllen, braucht es einen Gott. Um die Ansprüche von Gottes Heiligkeit zu befriedigen, braucht es etwas Gleichwertiges.

Gott opfert also seinen Sohn und damit im Grunde sich selbst, damit die Menschen trotz Gottes Heiligkeit mit ihm in eine brauchbare Beziehung treten können.

Die Demut

Damit, dass Gott dies alles unternimmt, um dem Menschen gnädig sein zu können, beweist er eine sehr große Demut. Er müsste den Menschen ja keine Möglichkeit bieten, sich ihm trotz seiner Heiligkeit nähern zu können. Das ist das, was Paulus am Anfang des ersten Korintherbriefes als die Weisheit Gottes verkauft, was die Menschen aber für ziemlich dumm halten:  die Selbsterniedrigung Gottes.

Denn wie kann ein Gott ein Gott sein, wenn er sich selbst erniedrigt? Man stelle sich mal vor, Herr Putin würde sich selbst erniedrigen und anderen Politikern die Füße waschen, anstatt sie am anderen Ende eines langen Tisches verhungern zu lassen.

Dadurch wird Gottes Liebe aber auch so enorm wertvoll. Weil sie ihn soviel gekostet hat. Letztlich musste Gott seine Liebe gegen sich selbst durchsetzen – zumindest gegen seine Heiligkeit.

Die Frage nach dem lieben Gott

Wenn wir also nach dem lieben Gott fragen: Es gibt ihn nicht.

Es gibt einen heiligen Gott.

Dieser heilige Gott kann und will lieben.

Er kann aber auch anders.

Dieses „anders“ bezieht sich aber nur auf Leute, die Gott nicht lieben. Derjenige, der Gott liebt oder, was das Gleiche ist, der das Opfer von Gottes Sohn anerkennt und für sich in Anspruch nimmt, für so jemanden kann Gott nicht anders als lieben. Diese Menschen können sich seiner Liebe absolut sicher sein. Die müssen nicht ständig fragen, ob Gott möglicherweise seine Meinung geändert hat.

Zu Gottes Heiligkeit zählt es nämlich auch, dass er treu ist, wahrhaftig, zuverlässig. Perfekt eben.

Weg ist sie nicht

Gottes Heiligkeit ist durch das Opfer von Jesus nicht weg.

Sie ist nur für bestimmte Zwecke überwunden.

Ansonsten besteht sie fort.

Das erklärt unter anderem die vielen Stellen über das Gericht in der Bibel.

Denn Gottes Heiligkeit ist seine größte Eigenschaft.

Sie ist letztlich die Eigenschaft, die ihn überhaupt erst zu einem Gott macht.

Man darf Gott also immer noch mit Ehrfurcht behandeln.

Es ist angemessen.