Ist Gott wirklich gut?

Dieser Artikel behandelt die Frage, ob Gott gut ist, was dafür oder dagegen spricht und wie man es wissen kann.

Die Frage, ob Gott gut ist, stellt sich deshalb, weil die Bibel es immer wieder behauptet.

Und weil man bei Betrachtung der Welt auf die Idee kommen könnte, dass Gott ganz und gar nicht gut ist.

Das Argument ist dann meistens etwas in die Richtung, dass es nicht soviel Leid und Ungerechtigkeit geben würde, wenn Gott tatsächlich gut wäre.

Und dann stellt sich die Frage natürlich auch, weil Gottes angebliche Güte im eigenen Leben selten erlebt wird.

Der Fehler der Verallgemeinerung

Die Aussage, dass Gott gut ist, bezieht sich in der Bibel immer auf den einzelnen Menschen. Noch dazu: nur auf den einzelnen gottesfürchtigen Menschen.

Mitunter wird die Aussage, dass Gott gut ist, auch auf die Menge der Gläubigen ausgeweitet, also auf die Gemeinde oder im Alten Testament auf Israel.

Keinesfalls aber ist „die Menschheit“ die Adresse von Gottes Güte. Gott ist weder gut zu den Menschen, die ihn ablehnen, noch zu den Menschen, die ihn ignorieren.

Man kann auch solche Aussagen wie „so sehr hat Gott die Welt geliebt“ oder dass Gott alle Menschen als sein Ebenbild erschaffen hat, nicht so hindrehen, dass Gott seine spezielle Güte allen Menschen zur Verfügung stellt.

Ja, Gott lässt es regnen auf Gerechte und Ungerechte. Und auch auf den Kirschbäumen der Ungläubigen wachsen Kirschen. Aber damit hat es sich dann auch.

Wenn also gottlose Menschen sich darüber beschweren, dass Gott nicht gut ist, so stimmt das aus ihrer Sicht vermutlich, denn Gott ist nicht angetreten, um den Pharao oder den römischen Kaiser mit seinem Segen zu überschütten.

Wenn der gottlose Mensch die Güte Gottes vermisst, so urteilt er richtig. In dem Bereich, wo der Gottlose sich aufhält, ist wenig davon zu sehen, dass Gott gut ist.Gott ist gut

Ausländische Sprachen

Nun haben auch die Christen oft Zweifel daran, dass Gott gut ist.

Und so fragt man sich dann: Vielleicht meint Gott mit „gut“ etwas ganz anderes als wir. Möglicherweise spricht Gott „himmlisch“, während wir nur irdisch verstehen, und darum kommt es zu diesem Missverständnis.

Wenn wir „gut“ sagen, dann meinen wir, dass die Dinge zu unserem Vorteil sind. Und zwar zu unserem subjektiven Vorteil. Ein objektiver Vorteil, den wir aber nicht als Vorteil empfinden können und also auch nicht genießen können, ist für uns eigentlich kein Vorteil.

Wenn Gott also sagen würde, er sei „gut“, meint damit aber nichts, was wir genießen können oder über das wir uns freuen würden, dann mag das in Gottes Sprache zwar richtig sein, aber in unserer irdischen Sprache kann Gottes „gut“ alles mögliche bedeuten. Und wir können mit der Aussage „Gott ist gut“ letztlich nichts anfangen.

Nun ist es zweifellos so, dass Gottes Verständnis von vielen Dingen „himmlisch“ ist und nicht „irdisch“.

Wenn aber nun in der Bibel aufgeschrieben wurde, dass Gott gut ist, dann wurde das ja für mich aufgeschrieben.

Die Bibel wurde nicht geschrieben, damit Gott etwas zum lesen hat, sondern um mich zu informieren. Die Bibel gibt zwar mitunter himmlische Wahrheiten wider, aber diese Wahrheiten sind auf irdisch übersetzt, so dass ich sie auch verstehen kann.

Es kann also nicht sein, dass Gott ein anderes (Sprach-) Verständnis von „gut“ hat, denn wir haben in der Bibel nicht Gottes Erklärung für die Engel, sondern Gottes Erklärung für die Menschen.

Das andere Ziel

Allerdings haben Gott und ich Unterschiede in den Zielen.

Gott will meine Heiligung, und ich will ein problemloses Leben wie im Schlaraffenland.

Gott will, dass ich mehr Himmel bekomme, ich selbst hätte aber gerne mehr Erde.

Gott will, dass ich mehr werde wie er, ich selbst aber will mehr werden wie Warren Buffet oder Bill Gates.

Beiden Zielen gleich ist, dass sie nur schrittweise und unter der Verwendung bestimmter Methoden erreicht werden.

Beide Ziele werden nur durch das Überwinden von Widerständen erreicht: Wenn ich viel Geld haben möchte, muss ich anderen deren Geld wegnehmen, und wenn ich viel Gott haben will, werde ich immer wieder den Teufel aus dem Weg räumen müssen.

Während man aber beim Wachstum von Reichtum oder Gesundheit das Ergebnis recht schnell sieht, kann man eine wachsende Heiligung nicht sehen.

Von daher entsteht leicht der Eindruck, Gott meine es nicht gut mit mir, weil er mir nicht Geld und Gesundheit schenkt, sondern Heiligung, die noch nicht einmal messbar ist.

Der andere Weg

Zudem haben wir das Problem, dass Gottes Methode zur Erschaffung des Guten in unserem Leben nicht über das Regnen von Schokolade und halben Hähnchen läuft, sondern über die Verwandlung des Bösen.

Dazu muss natürlich das Böse erstmal in unserem Leben erscheinen. (Was nicht vorhanden ist, kann man nicht verwandeln.)

Und wenn es dann erschienen ist, dann nimmt Gott es nicht einfach weg, so dass wir den Unterschied zwischen vorher und nachher bejubeln können. Sondern Gott verwandelt das Böse in Gutes, was dann aber dazu führt, dass das Gute eben nicht wie Schokolade aussieht, sondern wie verzauberte Scheiße.

Wir haben dann zwar das Gute, und es ist eigentlich viel größer als einfach nur geregnete Schokolade, aber wenn der Außenstehende es anschaut, sieht es nicht so schön aus wie die Schokolade.

Eindeutige Formulierungen

Zu guter Letzt haben wir eindeutige und nicht misszuverstehende Formulierungen.

Ist Gott gut?Wenn in der Bibel steht, dass wir uns nicht zu sorgen brauchen, was wir essen und was wir trinken und anziehen werden, dann sind Formulierung und Begründung eindeutig. Da gibt es nichts dran zu interpretieren: Essen ist das, was in den Magen kommt, und Kleidung ist das, was einen vor Sonne, Kälte und neugierigen Blicken schützt.

Im Alten Bund war diese Eindeutigkeit weitaus größer als im Neuen Bund. Solange es eigentlich nur ein irdisches Reich gab und nur wenige Aspekte eines himmlischen Reiches, da erschien der Segen nachweisbar in Abwesenheit von Feinden, in gut tragenden Olivenbäumen und in fetten Kühen.

Diese Verheißungen haben mit dem Neuen Bund nicht aufgehört. Sie sind bedeutungsmäßig ein wenig in den Hintergrund getreten, weil es jetzt weitaus größeres gibt als nur den natürlichen irdischen Segen. Aber auch im Neuen Testament gibt es jede Menge Verheißungen, die sich auf irdische Belange beziehen, und diese gelten selbstverständlich.

Dafür, dass Gott auch bezüglich unserer irdischen Belange „gut“ ist, gibt es viele biblische Aussagen und auch viele Erfahrungsberichte.

Die Gegenbeispiele

Und dann kommen die Leute mit den Gegenbeispielen: Dietrich Bonhoeffer wurde hingerichtet, David Hathaway saß ein Jahr lang im Gefängnis in der Tschechoslowakei, Paulus hat mal eine ganze Liste aufgemacht, wie oft er geschlagen und festgenommen wurde. Und der Sohn von Rick Warren hat sich das Leben genommen.

Aber Dietrich Bonhoeffer hat sich mit Gewalt gegen die amtierende Regierung gewandt, und ob er dazu einen Auftrag von Gott hatte, erscheint mir fraglich. David Hathaway hat tonnenweise Bibeln geschmuggelt und wurde erwischt – wer gegen die Gesetze eines Staates verstößt, bekommt natürlich Ärger mit dem Staat. Diese Dinge haben nichts damit zu tun, ob Gott gut ist. Die Konsequenzen unseres Verhaltens gegenüber Menschen und Institutionen müssen wir schon selber tragen.

Und Paulus wollte unbedingt das Evangelium in die Welt tragen. Dass das einer Reihe von Leuten nicht passt, war vorauszusehen. Paulus hat die Widerstände, auf die er stieß, auch nie als mangelnde Qualität Gottes angeprangert. Und auch hier gilt: Wer den Teufel angreift, muss damit rechnen, dass der sich wehrt. Solche Reaktionen auf unser Verhalten haben nichts damit zu tun, ob Gott gut ist.

Und wenn andere Menschen in unserem Umfeld Handlungen vornehmen, die uns hinterher aufs Gemüt schlagen, wie der Selbstmord des Sohnes von Rick Warren, dann können wir das schlecht vom Konto von Gottes Güte abziehen. Andernfalls müssten wir verlangen, dass Gott alle Menschen in unserer Umgebung wie Marionetten führt und sie zu Handlungen zwingt, die uns wohlgefällig sind.

Durch den Glauben

Was ich Ihnen vorenthalten werde, ist dieses:

Ob Gott tatsächlich gut ist, lässt sich nur durch den Glauben erfahren.

Also zum einen: davon ausgehen, dass es so ist. Darauf vertrauen, dass es so ist. Es als Tatsache nehmen.

Zum anderen: So handeln und denken, als wäre es wahr.

Die Frage, ob Gott gut ist, funktioniert nicht als theoretische Hypothese. Man wird es durch Nachdenken nicht herausbekommen. (Läuft bei der Frage, ob ein Mensch gut ist, übrigens genauso.) Die Antwort auf die Frage nach Gottes Güte bekommen Sie nur durch Erfahrung.

Dabei geben Ihnen der Bibeltext und die Erfahrungsberichte anderer Gläubiger Anhaltspunkte dafür, wie Sie sich verhalten müssen und was Sie erwarten können.

Aber wirklich wissen, ob Gott gut ist, können Sie nur aufgrund eigener Erfahrungen.

Es bleibt Ihnen nur eins: probieren Sie es aus.

Nachschlag

Objektiv ist es vermutlich so, dass Gott gut ist; durch und durch Licht und Liebe und dieses ganze Zeug.

Wenn die Frage aber gestellt wird, ob Gott gut ist, wird sie in der Regel aus der subjektiven Sicht, dem subjektiven Erleben gestellt. Es wird also gefragt, was von Gottes objektiver Qualität bei mir ankommt und von mir erlebt werden kann.

Sie selbst müssen also keine objektive Erkenntnis über Gott erlangen – mal ganz abgesehen davon, dass das vermutlich auch nicht möglich ist. Sondern Sie müssen zu einer Erkenntnis kommen, die dann erstmal nur für Sie selbst wahr ist.

Und zu so einer Erkenntnis kommen Sie nur durch Ausprobieren.