Der systematisch unsystematische Gott

Es ist ja zuerst recht ordentlich losgegangen.

In Genesis 1 schuf Gott die Welt, und natürlich war das anfänglich Chaos, aber das hat Gott ja ganz schnell geordnet.

Erst einmal wird Licht und Finsternis ordentlich getrennt. Es gibt Licht, und es gibt Finsternis, aber keine Mischung.

Am zweiten Tag trennte Gott die Wasser der Ozeane von dem Wasser des Himmels. Es gibt das Wasser oben, und es gibt das Wasser unten, ordentlich getrennt, keine Mischung.

Am dritten Tag trennte Gott das Wasser der Ozeane vom Land. Es gibt jetzt also Land, und es gibt Meer, aber es gibt keine Mischung, dass man mal nicht weiß: Stehe ich jetzt eigentlich am Land oder stehe ich im Meer.

Dann sorgte Gott dafür, dass Bäume und Pflanzen entstehen, aber er betont extra, dass die alle nur Früchte nach ihrer Art tragen dürfen, also keine Erdbeeren auf Birnbäumen.

Das ist alles sehr ordentlich, da steckt richtig System dahinter.

Am vierten Tag macht Gott die Sonne und den Mond, und wie ordentlich die funktionieren, ist ja schon wissenschaftlich berechnet, also die drehen sich seit Jahrmillionen auf den gleichen Bahnen, man kann die Zeit danach berechnen und man kann voraussagen, wann die nächste Finsternis ist, so genau und berechenbar ist dieses System.

Am fünften Tag lässt Gott sein Werk sich mit sich selbst korrelieren, denn er macht jetzt parallel zu der Trennung des Wassers am zweiten Tag die Tiere, die genau in diese getrennten Systeme hineingehören, die Vögel für den Himmel und die Fische für das Meer, also das ist jetzt schon System mit Eleganz.

Und natürlich alle diese Tiere nach ihrer Art. Das ist von Anfang an geregelt, da muss hinterher niemand mehr ordnend eingreifen.

Den sechsten Tag lässt Gott dann mit dem dritten Tag korrelieren, denn am dritten Tag erschien das Land, und am sechsten Tag erscheinen jetzt die Tiere für das Land, natürlich ein jedes nach seiner Art, ordentlich sortiert, ein ewig funktionierendes, zuverlässiges System.

Und dann schuf Gott noch den Menschen, akkurat sortiert nach Mann und Frau, und bestimmte noch, was wer essen darf, damit es keine Überschneidungen gibt, und dauernd heißt es, das alles war sehr gut.

Also in Gottes Augen.

Und wenn die Bibel an dieser Stelle zu Ende wäre, dann wäre alles gut.

Dann hätten wir eine ordentliche, dauerhaft funktionierende, von Gott geschaffene Welt, und könnten uns einen ordentlichen Glauben mit zuverlässigen Bestandteilen leisten.

Dummerweise gibt es in der Genesis auch ein zweites Kapitel.

Dieses geht damit los, dass Gott wieder die Erde erschafft, und die ist wüst und leer, und als nächstes macht Gott den Menschen.

Und das liest sich jetzt so, wie man sich einen Rolls Royce kauft, für teures Geld, und man fährt damit nach Hause und parkt ihn am Straßenrand, und dann schaut man sich das an und denkt: „Ich kann den doch da nicht auf der Straße stehen lassen. Das ist ein Rolls Royce. Ich brauche irgendwie eine Garage. Wo kriege ich denn jetzt eine Garage her?“

Das hätte man sich früher überlegen können.

Aber so ist das hier im zweiten Schöpfungsbericht.

Gott macht den Menschen, und dann erkennt er, was er da wunderbares gemacht hat, und jetzt muss Gott sich was einfallen lassen, was er mit diesem Menschen macht. Gott will scheinbar, dass es diesem Menschen gut geht, und da braucht er jetzt eine Idee.

Und das wird ausführlich beschrieben, dass Gott dann erstmal diesen Garten definiert, und dann pflanzt er da passende Dinge rein, denn die Erde als solche war ja noch wüst und leer.

Und die erweckten Christen können natürlich aus dem ersten Schöpfungsbericht die wichtige Aussage auch bei Nacht und Nebel auswendig aufsagen: Es war sehr gut.

Aber im zweiten Schöpfungsbericht war es überhaupt nicht gut, denn jetzt stellt sich heraus, dass der Mensch alleine ist, und das ist eben nicht gut.

Und das tut Gott jetzt leid, denn er will ja, dass es dem Menschen gut geht.

Also denkt Gott sich jetzt was aus, formt aus Erde alle möglichen Tiere und lässt den Menschen die Tiere benennen, damit man auf diesem Wege auch sehen kann, ob da die passende Gesellschaft für den Menschen dabei ist.

Und das wird sehr ausführlich beschrieben, aber das Vorhaben misslingt. Unter den Tieren ist keines, das dem Menschen so richtig Gesellschaft leisten kann.

Es wird ein neuer Versuch gestartet, dieses Mal nimmt Gott den weiblichen Teil des Menschen und macht einen neuen Menschen draus, und was übrig bleibt, das ist dann der Mann. Und damit ist das Problem gelöst, der Mensch ist glücklich.

Gott verbietet den beiden, vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen zu essen, und sagt ausdrücklich: An dem Tag, wo ihr davon esst, werdet ihr sterben.

Die beiden essen natürlich von dem Baum. Aber sterben tun sie nicht.

Statt dessen merkt Gott, dass die beiden sich schämen, weil sie nackt sind. Und jeder, der dies liest, dürfte sich schon mal so richtig tiefgehend geschämt haben, also das ist ein furchtbarer Zustand und ein entsetzliches Gefühl.

Und das wollte Gott dann auch nicht, und jetzt macht Gott denen Fellklamotten, weil das mit den Feigenblättern nicht so richtig funktionierte.

Das war ja nun in gar keinem Plan vorgesehen, aber gut, jetzt haben sie Fellklamotten, sterben aber trotzdem nicht, sondern fliegen aus dem Garten raus und können sich vermehren, so dass die Menschheit als solche also bis heute existiert.

Zwischenzusammenfassung

Das geht jetzt noch weiter, aber ich unterbreche mal kurz für eine Zwischenzusammenfassung:

Es gibt den ersten Schöpfungsbericht, der ist sehr ordentlich und systematisch. Den lieben die Gläubigen darum auch, weil der zuverlässig ist und so klar. Da weiß man, was man hat, und das dort geschaffene System läuft auch von alleine.

Das ist so perfekt, da braucht niemand mehr einzugreifen.

Das ist göttliche Ordnung par excellence.

Und es gibt den zweiten Schöpfungsbericht, der hat überhaupt kein System, sondern Gott macht etwas, und wenn es dem Menschen dann nicht gut geht, dann wird halt was anderes gemacht.

Gott interveniert immer wieder in sein eigenes Werk, und zwar aus Barmherzigkeit.

Und von irgend einer Ordnung kann gar keine Rede sein.

Kain und Noah

Und so geht das weiter:

Kain bringt seinen Bruder um, und Gott verkündet dem Kain das furchtbare Schicksal, das in Folge dieser Tat auf den Kain wartet, „unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden“.

Und Kain beschwert sich bei Gott und sagt, das Schicksal sei zu schwer, so könne er nicht leben.

Und da sagt Gott: „Eigentlich hast du recht. Ganz zurücknehmen tue ich meine Ansage nicht, aber ich mache dein Schicksal erträglicher.“ Und Kain bekommt dieses spezielle Zeichen und die Zusage, dass Kain siebenfach gerächt werden soll, falls ihn jemand töten sollte.

Gott relativiert seine erste Entscheidung aus Barmherzigkeit zu Kain.

Dann kommt Noah und die Sintflut, und Gott handelt wirklich systemisch und ordentlich und lässt die bösen Menschen alle ertrinken und die guten Menschen fahren in dem Boot, und es kommen auch die Tiere vom ersten Schöpfungsbericht alle mit ins Boot, damit das System vom ersten Schöpfungsbericht nicht untergeht, sondern die Flut übersteht.

Also das ist alles sehr gerecht und sehr durchdacht, und als das Wasser wieder abgelaufen ist, sagt Gott zu Noah: „Weißt du, das machen wir nie mehr.“ Also das war schon gerecht, aber das war nicht schön.

Und dann beruft Gott Abraham – niemand weiß warum, er hätte genau so gut jemand anderen berufen können. Es ist so dass, wie Gott sich später dem Mose vorstellt und wie er zu Mose sagt, was Gottes Name auch bedeutet: 2.Mose 33,19

19 Er antwortete: Ich werde all meine Güte an deinem Angesicht vorübergehen lassen und den Namen Jahwe vor dir ausrufen: Ich werde gnädig sein, wem ich gnädig bin, und mich erbarmen, über wen ich mich erbarme.

Das ist natürlich keine zuverlässige Ordnung und brauchbares System.

Zwischen Gott und Abraham geht das auch so weiter: Das einzige Systematische ist, dass Gott der Chef ist und Abraham im Zweifelsfall gehorchen muss. Aber ansonsten ist die Beziehung zwischen Gott und Abraham frei von Regeln, und die Überlebenden von Sodom kann man auch verhandeln. Wenn es Abraham schlecht geht, dann interveniert Gott, denn dass es seinen Menschen schlecht geht, dass will Gott nicht.

Das Gesetz

Aus diesen ungeregelten Vorgängen befreit uns dann Mose, der das Gesetz bringt.

Das Gesetz ist absolut genau, akkurat, sauber formuliert und beschreibt akribisch den Segen und die Strafen, die entsprechendes Verhalten nach sich zieht.

Das Gesetz definiert die Rolle Gottes, die Rolle der Priester, die Rolle der Leviten, die Beträge für die Opfer, die Regeln für die Ernte und für Gerichtsverfahren.

Es wird auch die Stiftshütte millimetergenau beschrieben, und in welcher Reihenfolge die Israeliten aufzubrechen haben, wenn sie in der Wüste weiterziehen, wird bis ins kleinste Detail geregelt.

Und das Gesetz wird auch exakt umgesetzt, und wenn jemand am Sabbat Holz sammelt, wird er gesteinigt, und als Nadab und Abihu fremdes Feuer auf Gottes Altar bringen, verbrennen sie in ihrem eigenen Feuer.

Zu der physikalischen Ordnung der ersten Schöpfung kommt jetzt eine religiöse Ordnung, und die ist genau wie die Schöpfung ewig. Da muss man nicht mehr dran rumpfuschen. Die Gesetze Gottes sind perfekt und funktionieren über Jahrtausende zuverlässig.

David

Und dann kommt David. Der größte König Israels und ein Vorgänger von Jesus.

Und ja, die beiden Ordnungen bleiben in Kraft: Die Erde dreht sich weiter und die Sonne scheint, und die ewigen religiösen Bestimmungen des Mosebundes gelten weiterhin – aber sie spielen irgendwie keine Rolle.

Gott beruft David, den Jüngsten aus einer Dynastie, die noch nie Könige hervorgebracht hat, also völlig außerhalb irgendeines Systems.

Und Gott redet mit David, und David redet mit Gott und fragt ihn, ob jetzt diese Stadt angreifen soll und wo er sich vor Saul verstecken soll und dass Gott diese Plage jetzt bitte beenden soll, und Gott gibt Anweisungen, wie in einem speziellen Fall mit Verwandten von Saul zu verfahren ist, und dann will David Gott ein Haus bauen, und darauf sagt Gott nein, andersrum soll es sein, Gott will für David ein Haus bauen.

Also da wird von Moment zu Moment gehandelt, da gibt es kein System, da ist nichts vorhersagbar, Usa stirbt wegen der Bundeslade und Obed-Edom wird durch sie gesegnet, und Gott bestimmt einen Kronprinzen, völlig außerhalb des Systems, den fünftgeborenen Sohn, was dazu führt, dass zwei Söhne Davids, die sich übergangen fühlen, Putschversuche durchführen -

und obwohl das alles sehr intuitiv und situationsbezogen ist, ist das nicht schlecht. Es ist halt nur nichts vorhersagbar, man ist immer wieder überrascht von dem, was Gott macht oder nicht macht.

Die Könige

Nach David kommt die lange Zeit der Könige und Propheten. Die Könige pfeifen größtenteils auf das religiöse System, aber jetzt ist das nicht mehr gut, sondern führt zum Untergang Israels und in die babylonische Gefangenschaft.

Und in der babylonischen Gefangenschaft entdecken die Juden das religiöse System wieder.

Dem physikalischen System entkamen sie sowieso nicht, der Himmel war immer noch oben und der Magnetismus der Erde war ungebrochen.

Aber das ewige System des Mose, das Gesetz, wurde jetzt wieder eingeführt und beachtet. Und zwar je länger, desto gründlicher und genauer.

Und Interventionen Gottes gab es auf offizieller Ebene immer weniger und schließlich keine mehr. Von Maleachi bis Jesus hört man über 300 Jahre offiziell von Gott nichts mehr. Wir haben die alleinige Herrschaft des beiden ewigen Systeme.

Und das ist die Situation, die Jesus vorfindet.

Jesus

Als Jesus kam, hatten die göttlichen Systeme nicht viel zu lachen.

Erst kam der Engel zu Zacharias, und am Ende war Zacharias sprachlos.

Dann gab es die Jungfrauengeburt, was ein totaler Bruch des biologischen und physikalischen Systems ist.

Gott sprach mit Simeon und mit den Magiern und mit Josef, also neben den beiden Systemen erschien jetzt wieder das Unvorhersagbare.

Und als Jesus dann lehrte, erklärte er beide Systeme für weiterhin gültig –

  • das Gesetz wollte Jesus mit jedem Jota erhalten, er wollte es sogar erfüllen, und dann sollte es in der erfüllten Form weiterhin gelten

  • die Schöpfung hielt Jesus so hoch, dass er sagte, auch das Reich Gottes werde fortan nach den Regeln der Schöpfung funktionieren, und erklärte das Reich Gottes an allerlei landwirtschaftlichen Gleichnissen, die streng den Regeln der Biologie folgten

Und gleichzeitig brach Jesus Gottes eigene Systeme fast ununterbrochen:

  • das physikalische Gesetz brach Jesus, indem er Wasser zu Wein machte und auf dem Wasser herumlief und Brot vermehrte jenseits aller Physik. Die Netze von Petrus waren voller Fische, die Kranken wurden unter Umgehung aller Biologie gesund, Bäume verdorrten, Stürme wurden unter Umgehung der Meteorologie gestillt

  • die religiöse Ordnung brach Jesus, indem er den Sabbat, die Krone der Schöpfung, für alles mögliche benutzte; indem er Sünden vergab, was sich noch nicht einmal die Priester trauten; indem er kultisch Unreine wie Aussätzige einfach reinigte und mit Leuten wie Zachäus an einem Tisch saß.

Und weil wir in Jesus ja sehen können, wie Gott ist, darum begegnet uns in Jesus ein Gott, der dauernd seine eigenen Ordnungen übertritt, dabei aber immer betont, dass die Ordnungen selbstverständlich bestehen bleiben.

Dann kamen Kreuzigung und Auferstehung und Himmelfahrt, das geschah ebenfalls unter Umgehung alles bestehenden Ordnungen. Der Auferstandene marschierte durch Türen und Wände, der legte den Weg von Emmaus nach Jerusalem im Flug zurück, und der Tod funktionierte nicht mehr.

Und wie bei der Jungfrauengeburt der Heiligen Geist Maria überschattete, und dann war sie schwanger und Jesus wurde geboren, so überschattete der Heilige Geist dann einen Saal von 150 Leuten, und die Gemeinde wurde geboren.

Wieder unter Ignorierung alles göttlichen Ordnungen, mit fremden Sprachen und sausenden Winden.

Aufklärung

Machen wir einen großen Sprung, denn eines Tages kam die Aufklärung.

Die Aufklärung bestätigte das physikalische System der Schöpfung, und man konnte das jetzt genau berechnen und erklären. Man konnte auch erklären, dass es keine Ausnahmen von der Schöpfung gibt, die Erde bewegt sich voraussagbar immer in der gleichen Bahn, und eine Antilopenmama wird voraussagbar ein Antilopenbaby zur Welt bringen und nicht einen Eisbären.

Damit gibt es aber auch keine Wunder, denn Wunder sind immer ein Brechen des Systems. Sonst wären sie ja keine Wunder. Sonst wären sie ja normal.

Die Kirche und die Theologie, denen nun alle Felle davonzuschwimmen drohten, übernahm diese Gedanken und sagte, jawohl, Gott hat in der Schöpfung ein System geschaffen, das System ist ewig und gut und funktioniert, und Wunder sind bildlich zu verstehen, als Metapher, denn Gott wird natürlich sein gutes, ewiges System nicht selber durchbrechen.

Gemeinde Christi

Und dann kam die Gemeinde Christi und sagte: „So geht es aber nicht. Selbstverständlich kann Gott Wunder tun und will Gott Wunder tun.“

Aber natürlich kann Gott nicht einfach sein eigenes, ewiges System aushebeln.

Und so erlaubte die Gemeinde Christi und alle, die in gleicher Mission mit ihr unterwegs waren, dass Gott jede Menge Wunder tun durfte, aber nur innerhalb des Systems.

Beispiel:

Ein Mensch ist krank, wir beten für ihn, er wird wieder gesund. Die Ärzte sagen, das waren die guten Medikamente, aber wir wissen, dass es ein Wunder war, denn wir haben ja dafür gebetet.

Wir fahren auf der Autobahn, hinter uns kracht ein Wagen mit unglaublicher Geschwindigkeit in die Leitplanke, prallt wieder ab, fliegt an uns vorbei und um uns halb herum und landet irgendwo da vorne, aber unser Auto und wir haben keinen Kratzer abbekommen.

Die Unfallsachverständigen sagen zwar, dass der Wagen mit einem Winkel x auf die Leitplanke aufgekommen ist und also mit einem Winkel y wieder abgeprallt ist, es ist also alles schön innerhalb der berechenbaren Systeme, aber wir wissen natürlich, dass das ein Wunder war, ein Eingreifen Gottes, und wir nennen es „Bewahrung“.

Die Lehrerin will unserem Kind in Geografie eine 5 geben, wir finden das total ungerecht und beten darum, dass Gott irgendwas macht, und im Zeugnis steht dann eine drei, und die Lehrerin sagt, sie habe da zwei Schüler und ihre Arbeiten durcheinander gebracht. Das klingt logisch und nachvollziehbar, aber wir wissen natürlich, dass es ein Wunder Gottes war, denn wir haben ja dafür gebetet.

Wir haben Gott also erlaubt, Wunder zu tun, und haben diese Wunder auch bekannt – sofern sie innerhalb des Systems blieben.

Aber des Paulus Unterwäsche auf die Kranken legen, und dann werden die geheilt, wie in Ephesus geschehen, das ging natürlich in unseren Gemeinden nicht, das ist ja außerhalb jedes Systems.

Und es gibt innerhalb der ewigen göttlichen Systeme einige Möglichkeiten, um Schwedisch zu lernen – Sprachkurs, schwedische Großmutter – aber was nicht geht ist, dass ein Mensch, der nie irgendwas mit Schweden zu tun hatte, plötzlich schwedisch spricht. Also von Gott gelehrt ist. Das Reden in fremden Sprachen haben wir selbstverständlich abgelehnt. Das war außerhalb des Systems.

Es gibt innerhalb der Systeme viele Möglichkeiten, um zu Erkenntnis zu kommen. Aber Weissagung, also dass jemand etwas von Gott mitgeteilt bekommt, was er in keinem Buch gelesen haben kann und auch nicht auf Wikipedia, das ist außerhalb des Systems, und das geht natürlich nicht.

Der Nachteil

Wir sind ja viele Jahre ganz gut mit dieser Methode gefahren. Aber der Nachteil war halt, dass man Gott immer nur indirekt erkennen konnte.

Ich schaue den schönen Sonnenuntergang an und erkenne in ihm die Schönheit und Herrlichkeit Gottes.

Ich erlebe den Beinahe-Unfall und erkenne darin den Schutz und den Segen Gottes.

Ich sehe den gesund gewordenen Kranken und sehe darin, wie barmherzig und freundlich Gott ist.

Ich lese meine Bibel und sehe, wie durchdacht Gott das alles gemacht hat und welche unglaubliche göttliche Größe hinter all diesen Gedanken steht.

Ich sehe die Tulpe, wie schön sie tulpt, und erkenne die Weisheit und Perfektion Gottes in der Tulpe.

Das heißt, ich sehe Gott immer nur in den Ergebnissen seines Handelns.

Indirekt.

Gott selbst, ganz persönlich, erlebe ich nie, denn das wäre ein Durchbrechen des Systems.

Warum ich das hier schreibe

Warum ich Ihnen hier soviel Text zugemutet habe:

Es gibt vom Anfang der Bibel bis zu ihrem Ende zwei verschiedene Funktionsweisen Gottes:

  • Perfekte, ewige Systeme, auf die unbedingt Verlass ist und die so gut sind, dass weder Gott noch irgend ein Mensch jemals etwas daran ändern muss. Diese Systeme sind auch nicht verhandelbar, denn mit einem perfekten System kann man nicht verhandeln.

  • unplanbares, nicht vorhersagbares direktes Eingreifen Gottes, bei dem Gott seine eigenen Systeme übergeht und gelegentlich außer Kraft setzt und wo man auch mit Gott verhandeln kann und wo man es direkt und ganz persönlich mit Gott zu tun hat.

Ich wünsche Ihnen, lieber Leser, jetzt nicht mehr System.

Denn systemisch sind wir bestens aufgestellt.

Wir haben das System der Schöpfung, das nach wie vor funktioniert. Die Erde zieht zuverlässig ihre Bahn, der Mond erscheint regelmäßig, und die Antilopenmama bringt noch immer keine Eisbären zur Welt.

Wir haben ein absolut zuverlässiges religiöses System, das Wort Gottes, die Bibel, ewig gültig und nicht mehr verbesserbar.

Ich wünsche Ihnen mehr von dem anderen.

Mehr Einbrüche ins System.

Mehr persönliches Erscheinen und Intervenieren Gottes.

Mehr Unvorhersehbarkeit, mehr Überraschung von Gott, mehr Verhandlungen, mehr direktes Erleben Gottes statt immer nur indirektes.

Denn seit 1.Mose 2 ist das die halbe Miete.