Die Präexistenz Jesu

Heissa! Da kann man Glaubenskriege drüber führen!

Über die Frage, ob Jesus bei der Schöpfung schon dabei war.

Dabei ist es eigentlich verwunderlich.

Dass man darüber Kriege führen kann.

Denn man kann zu dieser Frage eigentlich keine dummen Antworten geben.

Weil die Frage an sich schon so dumm ist, dass die Dummheit der Frage durch keine noch so dumme Antwort zu toppen wäre.

Keine Zeit zu keiner Zeit

Jede Frage und jede Aussage, die „schon“ beinhaltet oder „war“, ist bezüglich der himmlischen Welten Quatsch.

Es gibt dort keine Zeit.

Damit gibt es dort keine Vergangenheit und keine Zukunft, und somit auch kein zeitliches „schon“ und kein „war“.

Es gibt im Himmel kein früher oder später.

Die Zeit ist ein Teil der Schöpfung, ihre Erschaffung wird beschrieben in Genesis 1,14.

(Und wir danken ganz nebenbei Albert Einstein und einigen anderen hochkarätigen Forschern, dass sie herausgefunden haben, dass Zeit abhängig ist von Materie. Weshalb der Zwilling, der zum Mars fliegt, langsamer altert als sein anderer Zwilling, der auf der Erde geblieben ist. Und weshalb eine Sekunde auf dem Mount Everest länger ist als in Neu Delhi. Aber da es im Himmel auch keine Materie gibt, kann es dort auch keine Zeit geben. Die beiden sind nämlich voneinander abhängig.)

Im Himmel herrscht „Ewigkeit“, und die hat keinen Anfang und kein Ende. Und ist folglich keine Zeit, denn Zeit hat immer einen Anfang und ein Ende.

„Ewigkeit“ ist somit auch keine Angabe für eine Dauer, sondern für eine Qualität oder einen Zustand.

Weiter gedacht

Wenn man dieses weiter denkt, dann haben die Schöpfung und die Auferstehung Jesu gleichzeitig stattgefunden.

Zumindest aus himmlischer Sicht.

Oder anders gesagt: Während der Schöpfung war Jesus schon auferstanden und zusätzlich der jüngste Tag gerade aktuell.

Fazit: Wir können uns Zeitlosigkeit nicht vorstellen. Wir können keine vernünftigen Aussagen über zeitliche Zusammenhänge im Himmel machen, weil solche Umstände sich unserem Denken entziehe.

Was Gott uns sagt

Was Gott und die biblischen Autoren uns über diese Vorgänge erzählen, beschreibt also nicht etwa Tatsachen.

Sondern es beschreibt, welche Wirkungen der himmlischen Tatsachen hier auf der Erde zu welcher Zeit wirksam werden.

Die Bibel beschreibt nicht die Fakten, sondern wann die ewigen Tatsachen auch aus irdischer Sicht Tatsachen werden.

Wobei auch Jesus selbst sich in einem Zeitrahmen äußert – vermutlich einfach deshalb, damit seine Zuhörer, die nicht zeitlos denken können, ihn wenigstens ansatzweise verstehen.

Was wir wissen können

Wir wissen, dass es vor der Schwangerschaft von Maria keine Person „Jesus“ gab. Weder im Himmel noch irgendwo anders.

Wir wissen, dass uns die Tatsache, dass Jesus eine zweite, himmlische Existenz hat, erst im Neuen Testament mitgeteilt wird. Das gesamte Alte Testament kennt den himmlischen Jesus nicht. Eine Ausnahme bildet Micha 5,1.

Dass Jesus im Alten Testament im Priester Melchisedek oder im wasserspendenden Fels abgebildet ist, erfahren wir erst durch das Neue Testament. (Auch wenn die Sache mit Melchisedek im Psalm 110 erwähnt wird, ist es als Hinweis auf die himmlische Präexistenz des Messias für den damaligen Leser nicht verständlich.)

Andererseits wissen wir, dass diese Person Jesus einen himmlischen Ursprung hat oder die Fortsetzung einer himmlischen Instanz ist:

  • das Wort wurde Fleisch
  • der in der Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt …
  • Jesus sagte „ehe Abraham war, bin ich“, und der Täufer betonte, dass der, der nach ihm kommt, vor ihm gewesen ist.
  • Jesus bittet Gott um die Herrlichkeit, die er vor der Erschaffung der Welt schon hatte. (Joh 17,5)

Wir können also durchaus sagen, dass Jesus in irgendeiner Form die Inkarnation einer ewigen, himmlischen Wahrheit oder Person ist.

Mehr können wir aber nicht sagen.

Und „prä“ geht schon gar nicht, wegen der Abwesenheit von Zeit.

Wo man aufpassen muss

Genau lesen muss man bei all den Stellen, die sagen, dass Gott die Welt „durch Jesus“ gemacht habe oder dass alle Dinge „durch Jesus sind“.

Was Christen hier gerne draus machen, ist: Jesus hat die Welt erschaffen, oder: Jesus war bei der Schöpfung dabei.

Das sagt die Bibel aber mit diesen Stellen gar nicht.

Diese Stellen sagen, dass die Erlösung von Anfang an im Plan Gottes mitgedacht war. Damit war natürlich auch Jesus mitgedacht. Eine Schöpfung ohne eine von vornherein eingebaute Erlösung wäre aus Gottes Sicht völlig sinnlos gewesen, weil sie nicht zu Gottes Ziel der Gemeinschaft mit den Menschen geführt hätte.

Dass Gott sich zu den Menschen herabbeugt, ist zwingende Notwendigkeit für eine gelingende Schöpfung.

„Durch Jesus“ heißt also erstmal nur, dass die Welt von der ersten Sekunde an von der Gnade getragen wurde und dass das, was Jesus später verkörperte, von Anfang an nicht nur unverzichtbarer Bestandteil der Welt war, sondern tragendes Motiv.

Fazit

Eigentlich wissen wir über die Präexistenz von Jesus so gut wie gar nichts.

Und mit den wenigen Informationen, die wir zu diesem Thema haben, können wir nichts anfangen, weil sie über unseren Verständnisrahmen hinausgehen.

Das Einzige, was wir zuverlässig behaupten können, ist, dass Jesus in irgendeiner Form Gott war. Oder Gott gleich.

Das ermöglicht es uns, von Jesus auf Gott zu schließen.

Und mehr war wahrscheinlich ohnehin nicht beabsichtigt.