Der Kanon des Alten Testamentes

Dieser Artikel handelt davon, warum welche Schriften Teile des Alten Testament sind. Die Frage ist deshalb wichtig, weil nur die Schriften, die ins Alte Testament aufgenommen wurden, heute als verbindlich für die Christen anerkannt werden, also als unanfechtbare Wahrheit über Gott gelten.

Als Jesus lebte, kannte man keinen festen Kanon für die Bibel. Zwar war das Gesetz, also die 5 Bücher Mose, unanfechtbar "das Gesetz", und seit 200 v.Chr. stand auch fest, welche Schriften zu den "Propheten" gehörten, aber eine offizielle Verlautbarung darüber hinaus gab es nicht. Es gab auch keine gebundene Sammlung, sondern nur die einzelnen Schriften.

Allerdings hatten die Juden den "Tanach", eine Sammlung, die mehr oder weniger das enthielt, was wir heute als Altes Testament vorliegen haben. Der Tanach wurde aber nicht von irgendwem zusammengestellt, sondern hat sich im Laufe der mehr als 1000jährigen Geschichte des Judentums langsam gebildet. Man könnte sagen, es hat sich einfach die innere Qualität der Texte durchgesetzt. Alle die Texte, die über Jahrhunderte eine übernatürliche Kraft und Weisheit bewiesen hatten, landeten letztlich in dieser Sammlung. Andere Texte gehörten zeitweise dazu, flogen aber auch irgendwann wieder raus. Fertig und abgeschlossen wurde der Tanach als verbindliche jüdische Schriftsammlung aber erst ca. 150 nach Christus.

Außerdem gab es die griechische Übersetzung des Tanach, die Septuaginta (abgekürzt LXX). Jüdische Gelehrte hatten um 200 v.Chr. langsam damit begonnen, zuerst die Mosebücher und dann nach und nach den Rest des Tanach ins Griechische zu übersetzen, weil es mittlerweile so viele Juden gab, die kein Hebräisch mehr konnten.

Wenn im Neuen Testament aus dem Alten Testament zitiert wird, sind diese Zitate meistens aus der Septuaginta. Darum klingen sie oft sehr anders als das, was heute in unserem Alten Testament steht, denn unser heutiges Altes Testament basiert vorwiegend auf der hebräischen Bibel und hat schon jede Menge Fehler verbessert, die in der Septuaginta vorhanden waren.

Die Christen der ersten Jahrhunderte fanden also als "heilige Schriften" den Tanach vor, und den wiederum - da die meisten Christen ebenfalls kein Hebräisch konnten - in der Übersetzung der Septuaginta.

Und weil diese Schriften ihre Kraft und ihre Wahrheit über Jahrhunderte bewiesen hatten, wurden sie halt von den Christen übernommen. Dafür gab es ebenfalls keinen offiziellen Beschluss, sondern die Qualität setzte sich einfach im Lauf der Jahrhunderte durch.

Erst die Konzile (oder Synoden) zwischen 380 und 410 nach Christus erklärten dann diese Zusammensetzung des Alten Testamentes für "kanonisch", aber sie beschlossen damit nichts Neues, sondern bestätigten nur, was in den Gemeinden rund ums Mittelmeer sowieso längst Standard war.