Binden und Lösen

Definition und Beschreibung

Das Binden und Lösen bezeichnet die Pflicht und das Recht der Gemeinde, festzulegen, wer zur Gemeinde Gottes gehört und wer nicht.

Damit legt die Gemeinde letztlich auch fest, wer „in den Himmel kommt“. Sie legt fest, wer ein Kind Gottes ist und wer nicht.

Diese Aufgabe hat die Gemeinde von Gott selbst bekommen. Gott hat diese Kompetenz an die Gemeinde delegiert. Damit ist auch Gott selbst an die Entscheidung gebunden („soll auch im Himmel gebunden sein“). Ebenso sind andere Gemeinden an die Entscheidung einer Gemeinde gebunden. (Siehe auch 2.Kor 2,10 – Paulus akzeptiert den Beschluss der Gemeinde bedingungslos.)

Das Lösen hieß im Alten Testament „tue das Böse aus Deiner Mitte hinaus“.

Durchführung

„Binden“ tut die Gemeinde einen Menschen durch die Taufe. Wer getauft ist, gehört zum Reich Gottes. Das heißt dann aber auch, dass das Bekanntmachen der guten Nachricht bereits ein Teil des Bindens ist, denn der Mensch, der positiv darauf reagiert und Jesus als seinen Befreier annimmt, wird damit im Himmel gebunden.

Im Alten Testament war das Binden selten, denn zum Reich Gottes gehörte man durch Geburt. Die gelegentliche Aufnahme von Proselyten in die Gemeinde war eine Ausnahme.

„Lösen“ tut die Gemeinde durch Ausschluss eines Menschen aus der Gemeinde. Wenn dieser Ausschluss nur vorübergehend war, weil der Mensch seinen Fehler einsieht und zukünftig unterlässt, „bindet“ die Gemeinde den Menschen wieder durch erneute Aufnahme in die Gemeinde.

Im Alten Testament bestand das „Lösen“ in schweren Fällen aus der Steinigung. Womit schon klar ist, warum Gott an das Urteil der Gemeinde gebunden war: Ein getöteter Jude konnte auch von Gott nicht wieder zu einem Einwohner Israels gemacht werden.

Das Lösen in weniger schweren Fällen (wie z.B. bei Aussatz) war Aufgabe der Priester.

Fehler und Missbrauch

Wer die Frage nach Fehlern oder Missbrauch dieser Vollmacht stellt, beweist zuerst einmal ein bemerkenswertes Misstrauen gegenüber der Gemeinde und gegenüber dem die Gemeinde regierenden Christus.

Zudem ist aus der Bibel bekannt, dass eine Gemeinde oder Gruppe, die nicht mehr in Heiligkeit und Heiligung lebt, damit auch ihre Vollmacht verliert. Wenn der Christus nicht mehr durch die Gemeinde handeln kann, dann handelt die Gemeinde nicht mehr im Namen Jesu, sondern in ihrem eigenen Namen, und das hat im Himmel sowieso keine Wirkung.

Das ist dann auch der Sinn der Aussage Jesu: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Wo das gegeben ist, haben Fehler es schwer, und ein Missbrauch dieser Vollmacht aus niedrigen Motiven dürfte naturgemäß ausgeschlossen sein.

Bibelstellen übers Binden und Lösen

Mt 16,18-19

18 Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.
19 Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was immer du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was immer du auf der Erde lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein.

Joh 20,22-23

22 Und als er dies gesagt hatte, hauchte er sie an und spricht zu ihnen: Empfangt Heiligen Geist!
23 Wenn ihr jemandem die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wenn ihr sie jemandem behaltet, sind sie ihm behalten.

Matthäus 18,18

18 Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr etwas auf der Erde bindet, wird es im Himmel gebunden sein, und wenn ihr etwas auf der Erde löst, wird es im Himmel gelöst sein.

1.Kor 5,4-5

4 - wenn ihr und mein Geist mit der Kraft unseres Herrn Jesus versammelt seid -,
5 einen solchen im Namen unseres Herrn Jesus dem Satan zu überliefern zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet werde am Tage des Herrn.

1.Tim 1,20

20 unter ihnen sind Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie zurechtgewiesen werden, nicht zu lästern.