Machtkämpfe

Machtkämpfe gehören zu den Dingen, mit denen wir am häufigsten im Leben konfrontiert werden.

Weil Machtkämpfe allgegenwärtig sind, haben Menschen Staaten und Gesellschaften gegründet, die eigentlich nur die Funktion haben, das Leben der Menschen innerhalb dieser Systeme zu regeln, also die Machtkämpfe von vornherein zu entscheiden. Darum stehen so viele Verkehrsschilder und Ampeln rum, damit wir nicht an jeder Ecke neu ausfechten müssen, wer jetzt zuerst fahren darf. Darum gibt es so viele Regeln und Gesetze, damit in jeder Situation von vornherein klar ist, wer hier jetzt was darf.

Und darum hängen beim Lidl Preisschilder am Regal. Damit wir nicht jedesmal an der Kasse neu um den besseren Preis kämpfen müssen.

Machtkämpfe finden aber auch in Firmen und Familien statt, um Parkplätze und beim Bäcker an der Theke, um den Abwasch und ums Rechthaben.

Und nun gibt es sicher ein paar Machtkämpfe, die müssen auch Christen kämpfen. Wer Kinder großzieht, muss kämpfen. Wer Chef einer Firma ist, muss sich durchsetzen, denn das ist sein Job.

Aber ansonsten ist die Bibel deutlich und ausdrücklich gegen Machtkämpfe. Leute, die zu Gott gehören, haben sich an sowas nicht zu beteiligen. Weder innerhalb der Gemeinde, noch irgendwo anders.

Und Jesus erzählt ein paar Beispiele. Von einem römischen Soldaten, der einen Zivilisten zwingt, das Gepäck des Soldaten eine Meile weit zu tragen. Von einem Menschen, der einen anderen zu Unrecht vor Gericht verklagt. Von einem, der seinen Machtanspruch deutlich macht, indem er Dich ohrfeigt. Von einem, der Dich zu einem Machtkampf darüber zwingt, ob Du ihm Geld leihen sollst oder nicht.

Und Jesus macht klar, dass man diese Machtkämpfe keinesfalls mit den althergebrachten Methoden kämpfen darf.

Was daran liegt, dass die Ursache all der Machtkämpfe, in die wir hineingeraten, der grundlegende Kampf zwischen Licht und Finsternis ist. Schuld daran, dass wir ständig kämpfen müssen, sind nicht die schändlichen Interessen der anderen, sondern dass wir von einem System als Handlanger benutzt werden. Und selbstverständlich muss man, solange man der Herrschaft der Finsternis unterliegt, auch deren Regeln befolgen und die ständigen Machtkämpfe kämpfen, um nicht unterzugehen.

Aber wer aus dem System der Finsternis rausgerettet ist, der könnte doch eigentlich …

Und darum ist Paulus so ärgerlich, dass sich in Korinth die Gläubigen gegenseitig vor Gericht verklagen, also Machtkämpfe sogar in aller Öffentlichkeit ausfechten. Und dass die Propheten sich darum streiten, wessen Bekanntmachung jetzt wichtiger ist und sich gegenseitig überschreien. Und dass es Machtkämpfe zwischen Frauen und Männern gibt. Und dass die, die Götzenopferfleisch essen, sich mit denen ums Rechthaben schlagen, die dieses Fleisch nicht essen.

Denn das Problem ist, dass jedesmal, wenn wir einen Machtkampf auf herkömmliche Weise gewinnen, ein Verlierer auf der Strecke bleibt. Wir haben dann jemanden erniedrigt, also unter uns einsortiert. Wir haben jemanden nicht glücklich gemacht, sondern in die Ecke gestellt.

Wer also viele Machtkämpfe auf herkömmliche Weise gewinnt, dessen Weg wird von Unterlegenen gepflastert.

Christen sind aber nicht dazu berufen, Menschen zu erniedrigen, sondern Menschen zu erhöhen. Denn sie sind Nachfolger von Jesus, und der ist nicht gekommen, um Menschen platt zu machen, sondern um sie zu erheben.

Vorbild für diese Art, Machtkämpfe auf göttliche Weise zu gewinnen, ist Jesus selbst. Der hat den Sieg gegen den Teufel errungen, indem er eben nicht mit den Waffen des Teufels gekämpft hat und auf die Hilfe der Engelarmee verzichtet hat. Und auch unser Kampf ist in der Regel nicht gegen Dinge, gegen die herkömmliche Methoden helfen würden, sondern auch wir kämpfen in Wahrheit gegen Kräfte und Personen, die man nicht sehen kann.