Prediger bezahlen

Obwohl der Umgang der Gläubigen mit Geld eines der größten Themen im Neuen Testament ist und man durchaus sagen kann, dass der Umgang mit dem Geld ein entscheidendes Kriterium für die Beziehung zu Gott ist, trotzdem fehlt es im NT an klaren Anweisungen für die Finanzierung der Gemeinde.

Während es im Alten Testament das Gebot des Zehnten gab, der zur Finanzierung des Tempelbetriebes diente, fehlen solche Anweisungen für die neutestamentliche Gemeinde.

Natürlich gibt es Christen, die sagen, das Gebot des Zehnten gelte nach wie vor. Zur Diskussion dieser Frage schaue man in diesem Lexikon unter dem Buchstaben "Z" nach. Aber es gab schon deshalb zur Zeit der Apostel kein Gebot für die Finanzierung der Gemeinde, weil die Gemeinde oft keine oder nur eine sehr lockere Struktur hatte. Während der Tempel in Jerusalem ein riesiges Gebäude und ein riesiger Betrieb war, wo einfach eine große Menge laufender Kosten entstanden, war die Gemeinde erstmal nur ein Zusammenschluss von Gläubigen, der per se gar keine Kosten verursachte.

Das Einzige, was in den Briefen des Neuen Testamentes ausdrücklich verlangt wird, ist, dass die Gemeinde die Leute bezahlt, die ihr die Sache mit Gott erklären. Also die Prediger, Evangelisten, Bibellehrer. Und dieses Thema bearbeitet Paulus des Öfteren und mit Nachdruck.

In 1.Kor 9 legt Paulus in epischer Breite dar, warum er der festen Überzeugung ist, dass er ein Recht hat, von den Gemeinden, für die er arbeitet, eine Bezahlung zu verlangen. Er argumentiert dort zuerst mit dem normalen Menschenverstand -

  • niemand tut Kriegsdienst und bezahlt sich selber
  • niemand pflanzt einen Weinberg und trinkt dann nicht den Wein
  • niemand hütet eine Herde und nimmt dann nicht die Milch für sein Müsli
und will damit wohl sagen, dass auch niemand eine Gemeinde gründet und dann nicht von ihr leben darf.

Nachdem er mit der Argumentation des gesunden Menschenverstandes durch ist, wird er biblisch:

  • die Anordnung im Gesetz, dem Ochsen beim Dreschen das Maul nicht zu verbinden (5.Mose 25,4), sei wohl weniger eine Tierschutzanordnung als ein Bild für die Bezahlung von Leuten, die für Gott arbeiten
  • wenn jemand geistliches sät (was etwas sehr wertvolles ist), dann kann er ja wohl ma-terielles ernten (Tomaten sind jetzt nicht sooooo wertvoll)
  • die, die im Alten Testament am Tempel gearbeitet haben, durften und mussten sich auch vom Tempel ernähren.
Und Paulus endet mit der deutlichen Aussage: "So hat der Herr denen, die das Evangelium verkünden, verordnet, vom Evangelium zu leben". Und hält sich auch im Brief an die Galater mit Deutlichkeit nicht zurück:
Gal 6,6 Wer im Wort unterwiesen wird, gebe aber dem Unterweisenden an allen Gütern Anteil!
Schon Jesus war der Ansicht, dass geistlicher Segen mit materiellem Segen auszugleichen sei, wenn er seine Jünger aussandte und ihnen befahl, keine Vorräte mitzunehmen, weil die Leute, denen sie die Sache mit dem Reich Gottes erklärten, auch für ihre Ernährung zu sorgen hätten. Und Paulus argumentiert genauso auch in weitaus größerem Rahmen, wenn er sagt, dass es nur recht ist, wenn die heidnischen Gemeinden der jüdischen in Jerusalem Geld schicken, denn schließlich wären die geistlichen Güter, die die heidnischen Gemeinden jetzt haben, ja aus Jerusalem gekommen, dann dürften da jetzt auch materielle Güter in die andere Richtung fließen (Rö 15:27).

Doppeltes Gehalt empfiehlt Paulus zum Schluss noch für Älteste, die ihre Arbeit gut machen, insbesondere die, die am Wort Gottes und an der Lehre arbeiten. Das steht in 1.Tim 5:17+18, und dass "doppelte Ehre" hier "doppeltes Gehalt" meint, geht aus Mt 15:5+6 hervor.