Wette auf die Existenz Gottes

Blaise Pascal hat die Frage gestellt, ob es unter ganz bestimmten Bedingungen vernünftig ist, mein ganzes Leben auf Gott zu setzen. Blaise Pascal lebte in den Hochzeiten der Aufklärung, als man sich von der Diktatur der Kirchen befreit hatte und als die Vernunft eine ungeheuer große Rolle spielte.

Und Blaise Pascal fragte nun: Wenn ein Mensch im groben informiert wäre über den biblischen Gott – so wie es die meisten Menschen in Europa sind – wenn er aber Gott nicht begegnet ist, wenn er nur eine Reihe von Informationen über Gott hätte – wäre es dann vernünftig, sein ganzes Leben auf Gott zu setzen?

Es geht hier also um einen rein wissenschaftlichen Gedanken. Wenn ein Mensch Gott begegnet ist, ist von Person zu Person, wenn ein Mensch Gott kennen gelernt hat, dann stellt sich die reine Vernunftfrage sowieso nicht mehr.

Und Blaise Pascal formuliert so radikal, weil er davon ausgeht, dass die Frage nach Gott die absolut entscheidende Frage im Leben eines Menschen ist. Und die Entscheidung, wie ich die Frage nach Gott beantworte, ist die wichtigste Entscheidung des Lebens. Und Blaise Pascal geht davon aus, dass man diese Entscheidung nicht mit irgendwelchen Halbherzigkeiten oder Kompromissen zu bewerkstelligen ist. Wie Petrus alles auf Jesus gesetzt hat, geht auch Blaise Pascal davon aus, dass die Antwort, ob es Gott gibt oder nicht, unser Leben total in die eine oder andere Richtung verändert.

Blaise Pascal geht davon aus, dass ein bisschen Gott genauso wenig geht wie ein bisschen schwanger. Auch wenn uns viele Menschen vormachen, dass ein bisschen Gott doch geht – für einen ernst und konsequent nachdenkenden Menschen geht es nicht.

Ich habe also zwei Möglichkeiten: Entweder setze ich mein ganzes Leben auf Gott und lebe jeden Augenblick meines Lebens so, als gäbe es Gott, oder ich wette mit dem ganzen Einsatz meines Lebens auf das Gegenteil.

Was das heißt, konsequenter Atheismus, können Sie bei Nietzsche lesen und bei den atheistischen Diktaturen des letzten Jahrhunderts betrachten – in der Sowjetunion, in den Vasallenstaaten des Warschauer Paktes, im dritten Reich.

Aber unsere Frage ist ja nicht, was da gesellschaftlich bei raus kommt, sondern was für mich als Einzelperson vernünftig ist.

Bei jeder dieser beiden Wetten gibt es die zwei Möglichkeiten: Entweder Gott existiert, oder er existiert nicht. Und nochmal: Wir reden vom Gott der Bibel, nicht von einem weit entfernten Allah oder von einem kaum definierbaren Gott, einem nicht fassbaren Geistwesen.

Ich wette auf die Nichtexistenz Gottes, und ich habe recht. Dann gewinne ich, aufs ganze Leben gesehen, vielleicht 100.000 Euro oder so um den Dreh, weil ich skrupelloser vorgehen kann, aber ich verliere natürlich alle die irdischen Vorteile von Gemeinde, und ich rechne damit, dass mein Leben in der absoluten Vernichtung endet. Ich gehe vielleicht auf mehr Partys, nehme mehr Drogen, habe viel mehr intime Beziehungen – verliere aber die Perspektive und den Sinn des Lebens. Der Gewinn ist also eher gering.

Wenn ich auf die Nichtexistenz Gottes wette, und ich habe unrecht, dann verliere ich den Himmel, die Ewigkeit, die Gegenwart Gottes und all das, was Gott mir sowohl im materiellen Leben wie im ewigen Leben geben könnte. Man kann das nicht anders sagen als dass das die absolute Katastrophe wäre.

Wenn ich auf die Existenz Gottes wette und mein ganzes Leben darauf baue, und dann existiert er gar nicht, habe ich alle die äußeren Vorteile eines gläubigen Lebensstils mitgenommen, einschließlich eines eingebildeten Lebenssinns und der Vorteile von Gemeinde. Ich verliere einige Freiheit zu zügellosem Benehmen, die ich mir hätte nehmen können, denn es hätte ja keine ewigen Konsequenzen gehabt. Ich verliere vielleicht die 100.000 Euro, die ich durch Skrupellosigkeit hätte gewinnen können. Aber insgesamt wäre der Verlust gering.

Wenn ich auf die Existenz Gottes setze, und er existiert tatsächlich, dann ist der Gewinn unendlich, denn die 100.000 Euro, die mir mangels Skrupellosigkeit entgangen sind, fallen überhaupt nicht mehr ins Gewicht.

Und jetzt schaut man sich das Gesamtbild an. Man hat nur zwei Möglichkeiten zu entscheiden, man kann nur auf das eine setzen oder auf das andere. Da man nur die Informationen hat, wie Gott angeblich sein soll, was er angeblich verlangt und was er angeblich verspricht, aber keine Garantien und keine Sicherheiten – denn man kennt ihn ja nicht, man ist ihm ja nicht begegnet – ist der Ausgang der Sache völlig offen. Man hat nur die hier vorliegenden Berechnungen.

Was wäre vernünftig: Das ganze Leben auf die Existenz Gottes zu setzen oder das ganze Leben auf den Atheismus?

P.S.:

Falls Sie diesen Artikel übrigens für irgendwie christlich oder fromm halten – er ist es nicht.

Das Gleiche, was hier mit „Gott“ gemacht wird, geht auch mit „Diamanten“ oder „Sex“.

Es funktioniert mit allen Dingen, für die es sich lohnt, das ganze Leben darauf zu setzen.